1 month ago

"Vielfältige Dilemmata": Britischer Militär warnt vor "drittem nuklearen Zeitalter"



Der britische Admiral Radakin sieht die Welt an der Schwelle eines "dritten nuklearen Zeitalters". Dieses zeichne sich auch durch das "fast völlige Fehlen" von Sicherheitsarchitektur aus. Neben Russland sieht er mehrere weitere Staaten als potenzielle Unruheherde.

Der Chef des britischen Verteidigungsstabes Tony Radakin sieht die Welt am Beginn eines "dritten Atomzeitalters". Während des Kalten Kriegs hätten sich die beiden Supermächte durch nukleare Abschreckung gegenseitig in Schach gehalten, die Jahrzehnte danach seien vom internationalen Bemühen geprägt gewesen, die Verbreitung von Atomwaffen zu begrenzen, sagte Admiral Radakin vor dem Royal United Services Institute (Rusi). Die heutige Zeit sei dagegen wesentlich komplexer. Die Herausforderungen nähmen zu, während die Sicherheitsvorkehrungen schwächer würden.

"Wir stehen an der Schwelle eines dritten nuklearen Zeitalters", sagte Radakin. "Es ist geprägt von vielfältigen und gleichzeitigen Dilemmata, der Verbreitung nuklearer und disruptiver Technologien und dem fast völligen Fehlen von Sicherheitsarchitekturen, die es früher gab."

Zu den Herausforderungen, mit denen der Westen konfrontiert sei, gehörten Russlands Drohung, in der Ukraine taktische Atomwaffen einzusetzen, Chinas Bestreben, seine Atomwaffenbestände aufzustocken, Irans Weigerung, mit den internationalen Bemühungen zur Begrenzung seines Atomprogramms zusammenzuarbeiten, und Nordkoreas "unberechenbares Verhalten".

Radakin bezeichnete den Einsatz nordkoreanischer Soldaten an der Seite russischer Streitkräfte an der ukrainischen Grenze als die "außergewöhnlichste Entwicklung des Jahres" und warnte, dass weitere Einsätze möglich seien. All dies geschehe vor dem Hintergrund zunehmender Cyberangriffe, Sabotage und Desinformationskampagnen, die darauf abzielten, die westlichen Länder zu destabilisieren.

Der Admiral forderte, Großbritannien müsse sich der Ernsthaftigkeit der Bedrohungen bewusst sein, denen es ausgesetzt ist, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines direkten nuklearen Angriffs Russlands auf Großbritannien oder seine NATO-Verbündeten nur gering sei. Der Admiral warb für weitere Reformen beim britischen Militär, damit Großbritannien auf die sich verändernde internationale Lage reagieren könne. Das Vereinigte Königreich müsse seine nukleare Abschreckung aufrechterhalten, die "der Teil unseres Inventars ist, von dem Russland am meisten weiß und der mehr Einfluss auf (Präsident Wladimir) Putin hat als alles andere", sagte er.

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