Viele Anwälte im US-Justizministerium sind entsetzt über Trumps Entscheidung, Matt Gaetz zum Justizminister zu machen. Der Republikaner polarisiert durch frühere Ermittlungen gegen ihn und kritische Aussagen zum Ministerium. Einige Mitarbeitende sind sich sogar unsicher, ob Gaetz überhaupt Anwalt ist.
Im US-Justizministerium sind viele Mitarbeitende wegen der Entscheidung des künftigen Präsidenten Donald Trump beunruhigt, den bisherigen Abgeordneten Matt Gaetz zum Justizminister zu machen. Sie sorgen sich nicht nur um ihre eigenen Jobs, sondern auch um die Zukunft des Ministeriums, gegen das der Republikaner Gaetz, ein loyaler Anhänger Trumps, hergezogen ist.
Die Entscheidung für Gaetz hat im Justizministerium für Entsetzen gesorgt - angesichts seines Mangels an Erfahrung im Justizbereich und der Tatsache, dass gegen ihn einst wegen einer Sexualstraftat ermittelt wurde. Dass Gaetz für das Amt vorgesehen ist, zeigt laut Beobachtern, dass Trump besonderen Wert auf persönliche Loyalität legt und einen Unruhestifter ins Justizministerium bringen will, das jahrelang gegen den Ex-Präsidenten ermittelt und diesen angeklagt hat.
Anwälte im Justizministerium schilderten ein Gefühl der Verblüffung und sogar Empörung aufgrund der Nominierung von Gaetz. Sie hätten zahlreiche Anrufe und Nachrichten von Kolleginnen und Kollegen bekommen, sobald die Personalie bekannt geworden sei. Einige Ministeriumsmitarbeitende waren sich sogar unsicher, ob Gaetz, der einen Juraabschluss hat, überhaupt Anwalt sei. Einige suchen bereits nach einem neuen Job.
"Ausgesucht, um eine Granate in das Justizministerium zu werfen"
Gaetz hat behauptet, das Justizministerium sei "korrupt und höchst politisch". Zudem kritisierte er scharf, dass gegen Trump und die Menschen, die den Aufstand im US-Kapitolgebäude 2021 ausführten, strafrechtlich ermittelt wurde. Zudem hat der Mann aus Florida vorgeschlagen, zwei Behörden abzuschaffen, die ihm als Justizminister unterstellt wären - die Bundespolizei FBI und das Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoff.
Sollte er Justizminister werden, hätte er zu Amtsbeginn nicht so viel juristische Erfahrung wie seine Amtsvorgänger, darunter der aktuelle Amtsinhaber Merrick Garland. Dieser war unter anderem Berufungsrichter. Trump gibt an, Gaetz sei die richtige Person, um gegen das vorzugehen, was der gewählte Präsident als "systemische Korruption" innerhalb des Ministeriums bezeichnet, und um das Vertrauen der Landsleute in das Ministerium wiederherzustellen.
"Ich glaube, er wurde ausgesucht, um das ganze Teil zu erschüttern und eine Granate in das Justizministerium zu werfen", sagte der frühere US-Staatsanwalt für den Westlichen Bezirk von Virginia, John Fishwick Jr., der von Ex-Präsident Barack Obama nominiert wurde. "Er ist ein Flammenwerfer und das ist es, was Trump will." Ein Mitglied des Anwaltspersonals des Justizministeriums war durch den bevorstehenden Führungswechsel weniger beunruhigt. Dieser könnte ein willkommener Neustart sein, angesichts des berechtigten "Misstrauens von sowohl der Linken als auch der Rechten", hieß es.
Noch unklar ist, ob Gaetz im US-Senat genug Unterstützung von Republikanern bekommt, um als Justizminister bestätigt zu werden. Einige republikanische Vertreter haben seine Nominierung gelobt, mehrere haben allerdings Bedenken geäußert oder sich geweigert, öffentlich zu sagen, ob sie Gaetz unterstützen werden. Trump hat die Möglichkeit angedroht, das traditionelle Bestätigungsverfahren wegzulassen und seine Nominierten bereits im Amt einzusetzen, während der Senat Pause macht.
Gaetz hat alle Vorwürfe gegen ihn bestritten
Gaetz steht weiter in der Kritik wegen Ermittlungen zu mutmaßlichem Sexhandel, die ohne Anklage eingestellt wurden. Ehe er sich am Mittwoch aus dem US-Repräsentantenhaus zurückzog, hatte der Ethikausschuss der Kongresskammer gegen ihn ermittelt. Dieser untersuchte, ob Gaetz des sexuellen Fehlverhaltens und illegalen Drogenkonsums, sowie der unzulässigen Annahme von Geschenken und versuchter Behinderung staatlicher Ermittlungen gegen ihn schuldig ist.
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, machte am Freitag Senatoren einen Strich durch die Rechnung, die Zugang zu den Erkenntnissen des Ethikausschusses verlangen. Er werde sich dafür stark machen, dass der Ausschuss die Untersuchungsergebnisse nicht freigebe, sagte Johnson.
Gaetz hat alle Vorwürfe gegen ihn bestritten. Die Lügen seien "als Waffe eingesetzt" worden, um ihn zu vernichten, schrieb er am Freitag auf X. Einige Anwälte des Justizministeriums wechseln jedes Mal in den Privatsektor, wenn es einen Regierungswechsel in den USA gibt. Doch Mitarbeitende halten es für möglich, dass es in den kommenden Monaten auffallend viele Abgänge geben wird.