Laut Umfragen sieht es für Donald Trump nicht schlecht aus. Bei den Republikanern kommen er und sein Vizekandidat aber nicht gut weg. Pluspunkte gibt es dagegen für Kamala Harris.
Der US-Wahlkampf geht in die heiße Phase: Im Rennen um den Platz im Weißen Haus werden sich am 10. September die Demokratin Kamala Harris und ihr republikanischer Herausforderer Donald Trump erstmals in einem TV-Duell gegenüberstehen. Kurz vor dem mit Spannung erwarteten Schlagabtausch liegen die beiden US-Präsidentschaftskandidaten in Umfragen ungefähr gleichauf. Mit wenigen Prozentpunkten hat Trump Harris bei den Beliebtheitswerten nun überholt. Wie sich das auf das Wahlergebnis auswirken wird, lässt sich bisher nicht seriös sagen.
Allerdings bröckelt sein Rückhalt in den eigenen Reihen. Zwei prominente US-Republikanerinnen haben das Kandidatenduo Trump-Vance nun öffentlich kritisiert.Harris bei CNN
In einem Interview mit dem US-Sender ABC, der das TV-Duell zwischen Trump und Harris austragen wird, bezeichnete die ehemalige republikanische Kongressabgeordnete Liz Cheney den Republikaner am Sonntagabend als "unwiederbringliche Katastrophe". "Wir müssen alles tun, um sicherzustellen, dass er nicht wiedergewählt wird", sagte Cheney in Richtung ihrer Parteimitglieder. Einen anderen Kandidaten aufzustellen, werde nicht reichen, bekräftigte sie.
Neben dem ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, Trumps einstigem Sicherheitsberater John Bolton und Ex-Vizepräsident Mike Pence gehört Cheney zu den schärfsten parteiinternen Kritikern von Donald Trump. Vergangene Woche hatte die Republikanerin verkündet, bei der US-Wahl im November für Kamala Harris zu stimmen. Im ABC-Interview bekräftigte sie dies erneut. Auch ihr Vater, Ex-Vize Dick Cheney, hatte Trump seine Unterstützung entzogen. "Es hat noch nie eine Person gegeben, die eine größere Gefahr für unsere Republik war als Donald Trump", erklärte er vergangene Woche.
Donald Trump bei Republikanern umstritten
Auch Nikkie Haley hat sich in einem Interview am Sonntagabend kritisch über Donald Trump und dessen Vizekandidaten J. D. Vance geäußert. Auf die Frage, ob sie Trump für einen guten Präsidentschaftskandidaten halte, sagte se: "Ich denke, er ist der republikanische Kandidat." Sie sei nicht immer mit der Kommunikation, dem Stil oder der Herangehensweise des ehemaligen Präsidenten Donald Trump einverstanden, aber sie unterstütze seine Politik.
Die Republikanerin hatte im Vorwahlkampf Trumps geistige Eignung für das Präsidentenamt infrage gestellt. Trump wiederum überzog die Tochter indischer Einwanderer mit rassistischen Kommentaren. Dennoch stellte sich die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen auf dem Parteitag der Republikaner im Juli offensiv hinter ihren einstigen Chef – und vollzog eine politische Kehrtwende. Trump scheint an weiterer Wahlkampfhilfe seiner einstigen Kontrahentin aber nicht allzu viel Interesse zu haben.PAID Trumps Harris-Attacken 20.02
"Er weiß, dass ich bereit bin", sagte Haley auf die Frage, ob sie für Trump Wahlkampfveranstaltungen abhalten werde. Journalistin Margaret Brennan entgegnete: "Mit anderen Worten: Sie sind nicht gebeten worden, Wahlkampf zu machen. Beraten Sie ihn bei der Vorbereitung der TV-Debatte oder sprechen Sie mit dem Wahlkampfteam?" Haley antwortete: "Das tue ich nicht, und das ist seine Entscheidung." Trump könne im Wahlkampf machen, was er wolle. "Bisher gab es noch keine Anfrage. Aber wissen Sie, sollte er fragen, bin ich gerne bereit, ihm zu helfen."
Kritik an sexistischen Aussagen von J. D. Vance
Kritischer äußerte sich Haley gegenüber dem Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance. Haley kritisierte dessen abwertende Kommentare gegenüber kinderlosen als "nicht hilfreich". "Wissen Sie, wenn Sie über Dinge reden wollen, bleiben Sie bei den politischen Inhalten. Die Amerikaner sind klug. Sie brauchen nicht all diesen anderen Lärm, der sie ablenkt."
Trump hatte ihn im Juli als seinen Vize vorgestellt. Nur wenig später geriet der Politiker und Autor wegen seiner sexistischen Aussagen über kinderlose Frauen in die Kritik. In einem Interview 2021 hatte der dreifache Vater führende demokratische Politikerinnen als "kinderlose Katzen-Frauen" bezeichnet. Später beklagte Vance, er sei missverstanden worden.
Es war nicht seine einzige Äußerung des Senators in diese Richtung. Vance forderte einst auch, dass Kinderlose in einer Demokratie weniger zu sagen haben und mehr Steuern zahlen sollten. Auch im Wahlkampf äußerte er sich weiter abschätzig über Kinderlose.
Die Präsidentschaftswahl findet am 5. November statt. Der 78-jährige Trump tritt zum dritten Mal an. Derzeit liefert er sich in den Umfragen vor allem auch in den besonders umkämpften sogenannten Swing States ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Vizepräsidentin Harris.