Es sind womöglich die spannendsten Präsidentschaftswahlen der USA. Markus Lanz diskutiert am Dienstagabend im ZDF mit seinen Gästen darüber. Unter ihnen befindet sich ein überzeugter Republikaner.
Was würde passieren, wenn der Republikaner Donald Trump zum zweiten Mal Präsident der Vereinigten Staaten würde? Das ist das Hauptthema in der ZDF-Talkshow mit Markus Lanz am Dienstagabend. Dabei stellt sich ein überzeugter Republikaner der Diskussion mit dem früheren SPD-Chef Sigmar Gabriel und CDU-Politiker Roderich Kiesewetter.
Der Republikaner heißt Benjamin Wolfmeier. Er kommt aus Bielefeld und ist Pressesprecher der deutschen Sektion der Auslands-Republikaner. Aus seinen politischen Überzeugungen macht er keinen Hehl. Ein Teil seiner Familie lebt in den USA. Er unterstützt den Wahlkampf von Donald Trump. In seinem Podcast spricht er mit Mike Mohring von der CDU, schreckt aber auch vor Interviews mit AfD und einem libertären Buchautor nicht zurück. Im Interview wirkt er sympathisch und redegewandt. Nur einmal gerät er ins Schwimmen.
Die soziale Lage
Warum Trump in den USA so erfolgreich ist, will Moderator Markus Lanz von Wolfmeier wissen. "Das ist vor allem die Wirtschaft, und dann ist es die Grenze", antwortet der Auslands-Republikaner. Unter Trump seien 2,5 Millionen illegale Einwanderer in die USA gekommen. Die Zahl habe sich während der Biden-Regierung auf neun Millionen erhöht. Dafür sei hauptsächlich Kamala Harris verantwortlich. Unter den vielen illegalen Zuwanderern würden vor allem jene leiden, die legal in die USA eingereist seien. "Das kann nicht sein, da muss es einen harten Schnitt geben", fordert Wolfmeier.
Dazu komme die Inflation. "Die Preise sind derart gestiegen, dass ein normaler Arbeiter sich kaum den Alltag leisten kann", erzählt Wolfmeier. "Von den Geringverdienern will ich gar nicht sprechen." Die Mieten seien gestiegen, viele Menschen wüssten nicht, wie sie ihre Arztrechnungen bezahlen sollen. "Sie wissen nicht einmal, wie sie jeden Tag eine warme Mahlzeit bezahlen sollen", sagt der Trump-Anhänger. "Das treibt die Leute um, und das war unter Trump, wo es eine Inflation von 1,4 Prozent gab, wesentlich anders. Eine Kugel Eis kostet in den USA zum Teil zehn Dollar. Das kann keiner bezahlen."
Wolfmeier liegt nicht falsch. Der Durchschnittspreis für eine Kugel Eis liegt in den USA bei 6,20 Dollar. In Touristenhochburgen wie Bosten kann sie auch zehn Dollar kosten, in New York City kostet das Eis zwischen acht und fünfzehn Dollar - allerdings nicht pro Kugel, sondern pro Becher.
Dass Donald Trump an der Inflation etwas ändern kann, hält Sigmar Gabriel für unwahrscheinlich. Der frühere SPD-Chef gibt Wolfmeier recht: Die US-amerikanische Mittelklasse erlebe seit Jahren einen Abstieg. Für viele werde sich der amerikanische Traum nicht erfüllen. Die Preise seien unter die Decke gegangen, viele Jobs nach China ausgelagert worden, sagt Gabriel. Aber: "Trump will Zölle erhöhen. Das macht die Waren in den USA teurer. Das wird die Inflation antreiben. Es macht auch den Export in andere Länder teurer, weil die natürlich auch ihre Zölle anheben. Warum soll die Welt besser werden, wenn wir uns voneinander abgrenzen und alles teurer machen?"
"Trump ist der Friedenspräsident"
Sollte Trump die Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnen, wird sich die Lage in Europa dramatisch ändern, warnt CDU-Politiker Kiesewetter. Er schlägt eine Zusammenarbeit der wichtigsten europäischen Länder und der NATO vor, quasi eine europäische G-7. "Wir müssen uns stärken. Wir haben versäumt, uns fitter zu machen. Auch in der jetzigen Regierung", kritisiert Kiesewetter.
Wie bewertet Republikaner Wolfmeier die außenpolitischen Pläne Trumps? "Trump ist der Friedenspräsident meiner Generation. Er ist sozusagen der zweite John F. Kennedy", sagt er. Trump habe einen Atomkrieg mit Nordkorea verhindert und die Annäherung arabischer Staaten an Israel organisiert. "Und ich bin überzeugt, wir hätten den Ukraine-Krieg nicht, wenn Donald Trump im Weißen Haus geblieben wäre. Russland hätte sich nicht getraut, diesen Angriff mit einem starken Präsidenten, wie Trump einer war, zu machen."
Kiesewetter sieht das gänzlich anders. Russlands Präsident Putin habe das Kalkül, die Spaltung zwischen den USA und Europa voranzutreiben. Ihm sei egal, wer US-Präsident sei. Zudem habe Putin die Ukraine angegriffen, weil es in Belarus und Russland Freiheitsbewegungen gab und der russische Präsident seine Felle davonschwimmen sah. "Der Konflikt wäre vielleicht etwas später gekommen, aber er wäre in jedem Fall gekommen", sagt der CDU-Politiker. Gabriel ergänzt: "Ich finde es mutig zu sagen, jemand, der die NATO abschaffen will, ist ein Friedenspräsident."
Aber das wolle Trump gar nicht, antwortet Wolfmeier. "Es ging lediglich darum, Druck auf die NATO auszuüben, dass sie ihren Verpflichtungen nachkommt. Natürlich gibt es auch alte Strukturen, die verändert werden müssen." Was Russland angehe, habe Donald Trump dem russischen Präsidenten die Hand gereicht, es habe aber auch die härtesten Sanktionen gegen Russland in der US-Geschichte gegeben.
Die Sprache im US-Wahlkampf
Gegen Ende der Sendung wird Wolfmeier auf die Sprache Donald Trumps angesprochen. Der hatte gedroht, gegen bestimmte demokratische Politiker die Nationalgarde oder die Armee einzusetzen. So sei das nicht gemeint, sagt Wolfmeier, dem die Verteidigung Trumps schwerfällt. Trump sei es um die Antifa gegangen, die 2020 halb Seattle angezündet habe. Trump habe sich zwar über die amerikafeindliche Politik von Nancy Pelosi geärgert. "Die Nationalgarde wird natürlich nicht gegen Demokraten eingesetzt werden", prophezeit Wolfmeier.
Und was passiert, wenn Kamala Harris die Präsidentschaftswahlen gewinnt? Rechnet Wolfmeier mit Ausschreitungen wie vor vier Jahren? "Da diese Wahlen wesentlich fairer und demokratischer abgelaufen sind als vor vier Jahren, als es Sonderwahlgesetze in den entscheidenden fünf Bundesstaaten gab, die alle von den Gerichten kassiert worden sind, werden wir das Ergebnis anerkennen. Aber ich denke, wir werden die Wahlen gewinnen."