Die SPD ist in der neuesten Umfrage auf 15 Prozent gefallen. Das liegt nach Ansicht von Forsa-Chef Güllner auch am Spitzenkandidaten. Aber auch den CDU-Mann Merz hält er nicht für ein "Zugpferd".
Bei einer Entscheidung für Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten hätte die SPD nach Einschätzung von Forsa-Gründer Manfred Güllner in der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts deutlich zulegen und die AfD als zweitstärkste Kraft überholen können. "Mit 21 Prozent wäre die SPD zwar nicht stärkste, aber immerhin zweitstärkste Partei", sagte der Meinungsforscher der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. "Insofern dürfte es aus rein wahlarithmetischer Sicht ein Fehler sein, Pistorius nicht als Kanzlerkandidaten aufzustellen." Mit Pistorius als Kanzlerkandidat würde die Partei laut aktuellem RTL/ntv-Trendbarometer sechs Prozentpunkte mehr erhalten als mit Scholz. In der jüngsten Forsa-Umfrage kommen die Sozialdemokraten nur noch auf 15 Prozent.
Umfragen vor Bundestagswahl: Merz und Scholz "keine Zugpferde"
Die Umfragen zeichneten ein klares Bild, sagte Güllner der Zeitung. "Nach drei Jahren Regierung in der Ampelkoalition befinden sich die SPD und das Vertrauen zu Kanzler Olaf Scholz auf einem absoluten Tiefpunkt." Es erscheine unwahrscheinlich, dass dieses Vertrauen in den wenigen Wochen bis zur Wahl zurückgewonnen werden könne. "Die SPD bräuchte dafür ein Wunder, doch die gibt es in der Politik selten." Wie Scholz habe aber auch CDU-Spitzenkandidat Friedrich Merz Probleme, die Wähler zu mobilisieren. Beide Kandidaten seien "keine echten Zugpferde", die Begeisterung auslösen könnten. "Wenn man den Unmut über die Ampel bedenkt, müsste die CDU eigentlich weit über 35 Prozent liegen, doch Merz kommt dafür einfach zu schlecht in der Bevölkerung an", sagte der Forsa-Gründer. Der Mangel an überzeugenden Alternativen könne am Ende die AfD stärken.
Auch Grüne und FDP gehen laut Güllner mit großen Zustimmungsproblemen in den Wahlkampf. "Viele Wähler dürften es für eine Zumutung halten, dass alle Ampelparteien mit den gleichen Spitzenleuten antreten." Für die FDP sei die Lage prekär: Sie habe vor allem den Mittelstand enttäuscht, der auf konkrete Entlastungen bei Steuern, Abgaben und vor allem Bürokratie gehofft habe. "Hier hat die FDP ihr Klientel regelrecht verbittert", sagte der Meinungsforscher. Auch die Grünen, die einst auf dem Weg zur Volkspartei schienen, seien auf ihre Kernwählerschaft zurückgefallen. "Die Spitzenkandidaten Lindner und Habeck stehen wie Scholz für die Fehler der Ampel – und das nehmen die Wähler sehr wohl wahr."