Auch wenn der US-Präsident die Schlagzeilen bestimmt: Die Met Gala glich einer trumpfreien Zone, die Kamala Harris bei ihrem Ball-Debüt bestmöglich für sich nutzte.
Das große Schaulaufen auf dem roten Teppich? Nein, das ist Kamala Harris dann doch zu viel. Die ehemalige Vize-Präsidentin der USA ist dennoch nach New York gekommen, um bei der Met Gala, dem Spenden-Event des Metropolitan Museums und der Ausstellungseröffnung von "Superfine: Tailoring Black Style" dabei zu sein. Denn diesmal steht der Mode-Ball unter keinem schrillen Fantasie-Motto, sondern kommt einem politischen Statement gleich. Angelehnt an die Ausstellung lautet der Dresscode "Tailored For You". Er ist eine Hommage an den Modestil der Schwarzen.
Für Kamala Harris, die erste schwarze Präsidentschaftsanwärterin der USA, Grund genug, das Event in einem maßgeschneiderten Seidenkleid von Off-White zu besuchen. Die Marke wurde einst durch Virgil Abloh bekannt, einen der wenigen schwarzen Superstars der Modewelt, der jedoch 2022 starb. Sein Nachfolger, der in Sierra Leone geborene Designer Ib Kamara, fertigte für Harris eine schwarze Robe an, die jedoch ihren rechten Arm mit einem weißen Schal-Ärmel umhüllte. Ein schlichter, aber eleganter Look.
Zwar zierte Kamala Harris bereits mehrfach das Cover der "Vogue", sie gilt als modeaffin, seit sie zuletzt im Wahlkampf 2024 mit Hosenanzügen, Schluppenblusen und ihrer Vorliebe für Chloé für Aufsehen sorgte. Auch soll sie eine enge Bindung zu Anna Wintour haben, der "Vogue"-Chefin und langjährigen Schirmherrin der Met Gala. Wintour gilt als große Unterstützerin der Demokraten, seit 2004 soll sie laut der Federal Election Commission allein 287.000 US-Dollar für Kandidierende wie Kamala Harris gespendet haben. Ob sich die Politikerin nun mit einem Auftritt bei der Met Gala bedankte?
Met Gala: modisches Kräftemessen zwischen Kamala Harris und Donald Trump
Sicher ist, dass sich die 60-Jährige, die zuletzt die Präsidentschaftswahlen gegen Donald Trump verlor, zurzeit wieder in Stellung bringt. Es heißt, sie sei dabei, entweder 2026 für das Amt der Gouverneurin von Kalifornien zu kandidieren oder sich erneut um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten 2028 zu bewerben. Zwar ist die Met Gala nur eine Modeveranstaltung, doch sehen viele ihren Auftritt als politisches Zeichen, ein modisches Kräftemessen mit Donald Trump.
Denn der US-Präsident hat vielen Programmen, die auf Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion setzen, den Kampf angesagt. Er kündigte nicht nur an, führenden Universitäten wie Harvard die finanzielle, staatliche Unterstützung zu streichen, sondern wendete sich auch gegen viele Kultureinrichtungen. Im Februar sagte er, er wolle das Kennedy Center weniger "woke" gestalten, Ende März unterzeichnete er eine Durchführungsverordnung, die sich gegen die von der Regierung als "unangemessene, spaltende oder antiamerikanische Ideologie" in den Smithsonian-Museen richtete.
Die Met Gala "fühlt sich viel größer an als nur Mode"
Dass Kamala Harris wie viele Stars aus der Welt der Mode, Musik, des Sports und der Schauspielerei ihre Solidarität für die Mode der Schwarzen und ihre langjährige Geschichte zeigte und sich für eine diverse US-Kultur einsetzt, werteten viele als positives Zeichen. So auch Louis Pisano, ein US-Kulturkritiker und Autor des Newsletters "Discourst". "Den schwarzen Stil in den Mittelpunkt zu stellen, sendet eine echte Botschaft", sagte er und fügte hinzu, es "fühlt sich viel größer an als nur Mode".
Tatsächlich glich die Met Gala einer trumpfreien Zone. Ausnahmsweise bestimmte auch der US-Präsident nicht aktiv die Schlagzeilen. Eine Einladung hat er schon lange nicht mehr erhalten, zuletzt 2017. Er steht auf Anna Wintours schwarzer Liste. Zwar ist Trump reich und einflussreich, doch gegen "Nuclear Wintour" ist auch er machtlos.