
Im Alter von 100 Jahren stirbt der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter. Nicht nur in den USA, sondern auch weltweit zollen ihm Staats- und Regierungschefs Anerkennung und würdigen ihn als Politiker, der das Leben vieler verbessert habe.
Staats- und Regierungschefs weltweit haben ihre Trauer über den Tod des ehemaligen Präsidenten der USA, Jimmy Carter, bekundet. US-Präsident Joe Biden und sein designierter Nachfolger Donald Trump würdigten Carter als Mann, der das Leben vieler verbessert habe. Mit Mitgefühl und moralischer Klarheit habe er sich für die Ausrottung von Krankheiten, den Frieden, die Förderung von Bürger- und Menschenrechten, freie und faire Wahlen, Obdachlose und die Ärmsten eingesetzt, so Biden. Er kündigte auch ein Staatsbegräbnis für Carter an und erklärte den 9. Januar zu einem nationalen Tag der Trauer für den Verstorbenen.
Auch Bidens designierter Nachfolger Trump würdigte den Ex-Präsidenten. Carter habe in einer herausfordernden Zeit "alles in seiner Macht Stehende getan, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern". Dafür seien ihm alle zu großem Dank verpflichtet. Entgegen den Gepflogenheiten hatte Carter nachfolgende Präsidenten immer wieder kritisiert - auch explizit den Republikaner Trump. Carter hatte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus immer wieder in die Politik eingemischt.
Der ehemalige US-Präsident George W. Bush zollte Carter Anerkennung für dessen politisches Vermächtnis auch über seine Amtszeit hinaus. Carter sei ein "Mann mit tiefen Überzeugungen" gewesen, erklärte der republikanische Ex-Präsident. Sein Vermächtnis werde die Amerikaner "über Generationen hinweg inspirieren". Carters "Bemühungen, eine bessere Welt zu hinterlassen", seien dabei "nicht auf seine Präsidentschaft" beschränkt gewesen.
Scholz: Welt verliert einen "großen Vermittler"
Aus dem Ausland zollten ebenfalls viele Politiker dem 39. Präsident der Vereinigten Staaten, der von 1977 bis 1981 im Weißen Haus regierte, Respekt. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Carter als "engagierten Streiter für die Demokratie". "Die Welt verliert einen großen Vermittler, der sich für Frieden im Nahen Osten und für Menschenrechte einsetzte", erklärte er auf X. "Wir trauern mit unseren amerikanischen Freunden", hieß es in dem Beitrag, der ebenfalls auf Englisch veröffentlicht wurde.
"Zeit seines Lebens war Carter ein unerschütterlicher Verfechter der Rechte der Schwächsten", schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf X. Aus Großbritannien meldete sich das Königshaus zu Wort. "Sein Engagement und seine Bescheidenheit waren für viele eine Inspiration", teilte König Charles III. mit. Der britische Premier Keir Starmer betonte, dass Carter die Zeit nach seiner Präsidentschaft neu definierte "mit einem bemerkenswerten Engagement für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte im In- und Ausland".
Würdigung als Friedensstifter
"Er widmete sein Leben der Förderung des Friedens in der Welt und der Verteidigung der Menschenrechte. Lasst uns heute daran erinnern: Frieden ist wichtig, und die Welt muss sich weiterhin geschlossen gegen diejenigen stellen, die diese Werte bedrohen", hieß es seitens des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi erinnerte an Carters Rolle beim Zustandekommen des Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel. "Sein humanitäres Engagement ist ein Beispiel für ein hohes Maß an Liebe, Frieden und Brüderlichkeit", schrieb er auf X.
Carter starb am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Plains im US-Bundesstaat Georgia im Kreise seiner Familie. Er hinterlässt vier Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel. "Mein Vater war ein Held - nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben", zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip. Das Empire State Building in New York wurde zu Ehren Carters in Rot, Weiß und Blau erleuchtet.
Nach seiner ersten Amtsperiode von 1977 bis 1981 war der Demokrat nicht wiedergewählt worden. Er verlor die Wahl damals gegen den Republikaner Ronald Reagan. Im Jahr 2002 wurde Carter für seinen "jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte" der Friedensnobelpreis zuerkannt.
Geiselnahme in Teheran belastet Amtszeit
Carters Amtszeit wurde vor allem von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und durch die missglückte Befreiungsoperation im Jahr darauf überschattet. Nach seinem Ausscheiden aus der Präsidentschaft gründete Carter gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Bis ins hohe Alter widmete er sich aktiv seinem humanitären Engagement.
Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident, und keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als er. Gut ein Jahr vor ihm starb seine Frau Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war. Der Gesundheitszustand Carters war zuletzt schlecht. Im Februar 2023 brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege. Im November erfüllte er sich einen Wunsch und stimmte bei der US-Präsidentenwahl per Brief ab. Carter hatte Biden zuvor deutlich gemacht, die Demokratin Kamala Harris unterstützen zu wollen.
Carter hatte 2015 eine Krebserkrankung öffentlich gemacht, die er allerdings überwinden konnte. In den vergangenen Jahren war Carter wegen Stürzen mehrfach ins Krankenhaus gebracht worden. Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. "Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen", sagte er. "Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war."