Die Mehrheit der Deutschen will 2025 gleich mehrfach in den Urlaub fahren. Das zeigt eine aktuelle Analyse zum Start der Tourismusmesse CMT. Im Trend weiterhin: Raus in die Natur.
Urlaub kostet Geld, und das ist es vielen Deutschen auch wert. Reisen belegen hinter Lebensmitteln Platz zwei, wenn es ums Geldausgeben geht. Das geht aus der aktuellen Reise-Analyse im Auftrag der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hervor. "Bei Urlaubsreisen wird nicht gespart", sagt Tourismusforscher Martin Lohmann in Stuttgart zur Eröffnung der größten Publikumsreisemesse Europas, der Caravaning, Motor und Touristik - kurz CMT.
"Die Großen bleiben groß", prognostiziert Lohmann mit Blick auf die beliebtesten Reiseziele. Besonders attraktiv bleibt laut seiner Analyse das Mittelmeer. Wellness, Kreuzfahrten und Camping stoßen bei den Menschen weiter auf großes Interesse.
Nach dem Flugzeug folgen Pkw und Wohnmobil als Lieblingstransportmittel. Das ist ein Hoffnungsschimmer in schwierigen Zeiten für die Aussteller auf der CMT. Von Krise möchte bei den Caravaning-Herstellern zwar keiner sprechen, Druck ist aber durchaus da.
Trend Vanlife vorbei?
Die Branche erhofft sich von der Messe positive Impulse. Während der Pandemie entwickelte sich die "Flucht in die Natur" zum Mega-Urlaubstrend. Nach dem Corona-Boom ist jetzt aber Ernüchterung eingekehrt. Angesichts von Überproduktion stehen die Höfe bei den Händlern voll.
Anders als bei Reisebuchungen sind die Menschen bei teuren Anschaffungen wie Wohnmobilen oder Vans vorsichtiger geworden. Stark gestiegene Verkaufspreise sorgen in diesem Bereich für Zurückhaltung - auch weil sich bahnbrechende Neuigkeiten eher in Grenzen halten. E-Mobilität bei Reisemobilen kommt nur zögerlich und höchstens in einzelnen Modellen auf den Markt.
Flexibel mit vielen Möglichkeiten
"Es sind viele Weltneuheiten dabei", entgegnet Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Stuttgarter Messe, mit Blick auf die rund 1.200 ausgestellten Fahrzeuge. Er ist überzeugt: "Caravaning bleibt Trend." Das bestätigt Tourismusforscher Lohmann. 27 Prozent der 7.000 jährlich Befragten haben angeben, einen Campingurlaub oder eine Reise mit dem Wohnmobil zu planen. Der große Vorteil ist die Flexibilität.
Viele Möglichkeiten im Urlaub sind der Wunsch vieler Reisender. Hinzu kommt, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten neue Eindrücke von ihrem Urlaub erhoffen. 52 Prozent planen, ein Ziel zu besuchen, wo sie noch nie gewesen sind.
Outdoor durch Streaming-Serien im Fokus
Beim Reisen neue Dinge auszuprobieren oder sich gar an die Grenzen zu bringen, wird in den vergangenen Jahren durch Survival-Shows befeuert. Serien wie "7 vs. Wild" oder "Arctic Warrior" erreichen online teilweise Millionen von Aufrufen. Darin werden Teilnehmen in der Wildnis ausgesetzt und müssen mit nur wenigen Gegenständen mehrere Tage überstehen.
Das funk-Format Y-Kollektiv hat in der Reportage "Hype um Survival-Touren: im gefährlichsten Dschungel der Welt" im Darién Gap gedreht. Laut UN-Schätzungen schlagen sich 250.000 Migranten pro Jahr ihren Weg durch den Regenwald, seit kurzem auch Touristen auf Survival Tour. Experten warnen vor solchen riskanten Experimenten.
CMT lockt breites Publikum
Auch wenn nicht alle gleich durch den Dschungel touren, bleiben Reisen in die Natur im Trend, zum Wandern beispielsweise. Hier vor allem innerhalb von Deutschland und im Alpenraum. Vor allem bei Kurztrips sind Lohmanns Analyse zufolge Ziele in der Heimat interessant. Passend dazu präsentiert sich auf der CMT die Europäische Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz - gemeinsam mit 38 umliegenden Städten. Bei knapp 80 Prozent der längeren Urlaube geht es aber ins Ausland.
In Summe erwartet Lohmann etwa 72 Millionen deutsche Reisen in diesem Jahr, die länger als fünf Tage dauern. Wen das Fernweh plagt, der kann auf der CMT zum Beispiel beim Partnerland Indien vorbeischauen. Insgesamt zeigen sich auf der Touristikmesse knapp 1.600 Aussteller aus fast 100 Ländern.
Besucherzahlen unter Rekordniveau
Die Messeverantwortlichen hoffen in diesem Jahr wieder auf ähnlich hohe Besucherzahlen wie im vergangenen Jahr. Damals kamen 234.000 Menschen auf die Messe - ein Wert, der deutlich unter dem Vorjahr lag. 2023 waren 265.000 Besucher gekommen.
Von Werten vor der Pandemie ist die CMT sogar noch weiter entfernt: 2019 und 2020 waren es jeweils 300.000 Besucherinnen und Besucher. "Darum geht es letztendlich nicht. Der Markt ist hochattraktiv. Die Menschen wollen Reisen", so Messe-Geschäftsführer Roland Bleinroth. Er hofft ganz offensichtlich darauf, dass der Tourismusforscher Lohmann Recht behält und die Menschen weiter Geld für Urlaube ausgeben.