3 months ago

Stimmung deutlich ängstlicher: Kreml will Russen offenbar auf "neue Realität" vorbereiten



Der Kreml muss seine Propaganda mit der ukrainischen Offensive in der Region Kursk anpassen. Eine mögliche Rückeroberung werde wohl Zeit brauchen, vermutet Moskau. Daher versucht das Putin-Regime laut einem Bericht, die Bevölkerung auf das Leben in der "neuen Normalität" vorzubereiten.

Der ukrainische Angriff auf Kursk stellt eine Herausforderung für Moskaus Propaganda dar. Die Regionen seien zwar weit weg, erklärt ein Kreml-naher Gesprächspartner dem unabhängigen russischen Portal Meduza mit Sitz in Riga. "Aber schon das Eindringen in russisches Territorium und die Übernahme der Kontrolle über Dörfer ist ein neues und sehr unangenehmes Ereignis", so die namentlich nicht genannte Quelle.

Laut einer Umfrage, über die Meduza berichtet, ist der Anteil der Russen, die von einem "Vorherrschen ängstlicher Stimmungen in der Gesellschaft" sprechen, von 6 auf 45 Prozent gestiegen. Damit sich die Stimmung nach Beginn der Kursk-Invasion schneller beruhige, versuche der Kreml, die Russen auf das Leben in einer "neuen Realität" und einer "neuen Normalität" vorzubereiten. Der Tenor dabei: Der Feind ist tatsächlich in russisches Territorium eingedrungen, er steht kurz vor der Niederlage - aber die Rückgabe des Territoriums wird Zeit brauchen, und die Russen müssen warten.

Bevölkerung soll Hilfsgüter sammeln

In der Zwischenzeit würden die Einwohner aufgefordert, "die Negativität und den Schock in eine positive Richtung zu lenken" - nämlich durch das Einsammeln von Hilfsgütern für die Region Kursk. Generell sind alle von Meduza befragten Beamten sicher, dass die Kämpfe in der Region Kursk mehrere Monate dauern können. Ein der Regierung nahestehender Gesprächspartner präzisiert, dass diese Einschätzung "recht optimistisch ist - wenn alles klappt".

Laut der namentlich nicht genannten Quelle von Meduza und einem Bericht von Bloomberg erörterte der Kreml nach Beginn der Kursk-Invasion zudem, ob man eine neue Mobilisierungswelle starte. Ihren Informationen zufolge könnte aufgrund des Mangels an Reserven eine neue Mobilisierung in Russland noch vor Ende 2024 angekündigt werden. Eine regierungsnahe Quelle versichert jedoch, dass das Ministerkabinett sowie dem Staat nahestehende Geschäftsleute eine Mobilisierung strikt ablehnen.

Die ukrainische Offensive auf das Territorium des Aggressors hat vor Ort Einfluss auf Wahlen. Die russische Zentrale Wahlkommission beschloss, die Kommunalwahlen in den sieben vom ukrainischen Einmarsch betroffenen Bezirken des Oblast Kursk aufgrund von Sicherheitsrisiken zu verschieben. Der Kreml entschied sich offenbar dafür, die Gouverneurswahlen wie geplant durchzuführen, um den Interimsgouverneur des Oblasts Kursk, Alexej Smirnow, zu ersetzen.

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