17 hours ago

Sprachassistent: Neuanfang bei Amazon: Alexa soll endlich gut werden – kostet dafür aber Geld



Amazons Alexa sollte das Leben einfacher machen und scheiterte an der Realität. Mit einem Neuanfang soll die Vision nun wahr werden. Leider nicht für alle kostenlos.

Es war ein Blick in die Zukunft: Als Amazon 2014 den Sprachlautsprecher Echo und seine Assistentin Alexa vorstellte, sollte das der Anfang einer neuen Ära des Computers werden. Doch die KI hinter Alexa konnte nie so recht abliefern. Mit einer grunderneuerten Alexa und Unterstützung durch generative KI will Amazon nun den Neuanfang wagen. 

Das kündigte der Konzern bei einem Event in New York an. Alexa Plus soll endlich das liefern können, was der Konzern von Anfang an versprach: Einen smarten digitalen Assistenten, der die Bedürfnisse seiner Nutzer kennt und unkompliziert auf sie eingeht, das verspricht Amazon. Dabei soll die zunächst nur in den USA verfügbare smartere Version von Alexa nicht nur mehr Fähigkeiten bekommen, sondern auch einfacher zu benutzen sein. Ganz so, als ob man mit einem anderen Menschen spricht.

Amazon will einen echten KI-Assistenten

Ganz wie einem persönlichen Assistenten soll man Alexa nun einfach und natürlich Aufträge geben können. Etwa, ein Abendessen mit Freunden beim Lieblingsitaliener zu planen. Alexa soll dann nicht nur einen Termin finden und einen Tisch buchen, sondern auch die Freunde benachrichtigen. Dabei soll die Assistentin stetig dazu lernen –und etwa selbst wissen, welchen Italiener man meint, welche Filme man mag und sogar, welche Ernährungsgewohnheiten man hat.

Alexa soll dabei auch weiter gehen, als die bisher für Smartphones verfügbaren Assistenten. Dabei setzt Amazon vor allem auf die tiefe Integration des Assistenten ins Smarthome. In der Demo konnte Alexa etwa auch beantworten, ob schon jemand mit dem Hund draußen war – indem in Sekundenbruchteilen die Aufnahmen der Sicherheitskamera analysiert wurden. Die Assistentin soll das eigene Haus wie ihre Westentasche kennen. So werden dann Befehle möglich wie "Mach im ganzen Haus Musik an, aber wecke nicht das Baby".

Alexa, wie sie sein sollte

Bislang waren solche Szenarien undenkbar, wie Panos Panay, seit letztem Jahr Amazons Hardware-Chef (hier finden Sie ein Interview von Oktober), unumwunden zugibt. "Unsere Vision von Alexa war ambitioniert und unheimlich überzeugend gewesen, trotzdem wurden wir bis zum jetzigen Zeitpunkt von der verfügbaren Technologie eingeschränkt", erklärte er auf dem Event. Mit den neuen Möglichkeiten generativer KI sei man nun so weit, die Vision tatsächlich umzusetzen.

Die Basis der modernen Alexa ist die Macht moderner Sprachverarbeitungs-KI. Seit mit dem explosiven Erfolg von ChatGPT erleben die sogenannten Large Language Models (LLM) einen regelrechten Boom, werden immer besser und vor allem schneller darin, Sprache und die dahinter liegenden Bedürfnisse zu entschlüsseln. Amazon setzt auf eine Kombination des eigenen Modells Nova und dem Angebot von Antrophic, das von ehemaligen Mitarbeitern des ChatGPT-Betreibers OpenAI gegründet wurde. Um möglichst viele weitere Apps einbinden zu können, bietet Alexa zudem Schnittstellen für Drittanwendungen.

Alexa soll endlich Geld verdienen

Neben den besseren Features für die Kunden soll die neue Alexa aber wohl auch endlich Amazons eigene Ansprüche an den Sprachassistenten erfüllen – und für den Konzern endlich Geld verdienen. Obwohl Alexa bei den Kunden enorm beliebt war, wurde es für Amazon nie zu einem funktionierenden Geschäftsmodell. Die Kunden nutzten Alexa anders als von Amazon erwartet, kostete Amazon im Laufe der Zeit Unsummen. Ende 2022 gab es gar Berichte, der Konzern überlegte gar, die Weiterentwicklung ganz einzustellen (hier erfahren Sie mehr).

Alexa Plus könnte nun die Rettung sein: Anders als die Basisversion ist die Plus-Assistentin nicht kostenlos. 19,99 Dollar verlangt Amazon monatlich für die smartere Alexa. Weil sie für Kunden des Premium-Abos Amazon Prime kostenlos ist, dürfte sie trotzdem schnell viele Nutzer finden.

Sprach-Supermarkt

Tatsächlich versucht Amazon aber auch, dem ursprünglichen Geschäftsmodell von Alexa mit der Plus-Version eine zweite Chance zu geben. Bei der Entwicklung des ersten Echo-Modells hatte Amazon-Gründer Jeff Bezos eigentlich eine klare Vorstellung, wie man mit Alexa Geld verdienen wollte: Die Sprachassistentin sollte die Kunden dazu bewegen, ihre Einkäufe nur noch per Sprache zu erledigen – und dann natürlich bei Amazon statt im Supermarkt zu shoppen. Doch die Funktion wurde viel weniger genutzt, als man sich erhofft hatte.

Den Grund musste der damalige Alexa-Chef David Limp schon 2018 in einem stern-Interview eingestehen: Shopping nur über Sprache macht einfach sehr wenig Spaß. "Musik ist einfach. Da gibt es 40 Millionen Lieder, weniger Künstler, noch weniger Alben. Bei Shopping hängt da viel mehr dran. Man muss Größe, Schnitt, Farbe, Marke und viele weitere Metadaten abgleichen", erläuterte er. Das ganze Interview finden Sie hier. Mit der neuen Alexa ist die Hoffnung wohl wieder da: Bei der Vorstellung wurde explizit das bequeme Einkaufen über Alexa Plus betont. Vielleicht klappt es ja diesmal. 

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