4 months ago

Sorge vor Flächenbrand: Hisbollah erklärt Angriff für beendet - Israel spricht von Vereitelung



Der Angriff der Hisbollah auf Israel liegt seit Wochen in der Luft. Nun startet die radikal-islamische Gruppe nach eigenen Angaben ihre "erste Phase" der Vergeltung und feuert Hunderte Raketen ab. Israel will dem Angriff zuvorgekommen sein und bombardiert Ziele im Libanon.

Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat den ersten Teil ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs nach eigenen Angaben vorerst beendet. "Unser Militäreinsatz für heute ist abgeschlossen", teilte die vom Iran unterstützte Miliz mit. Alle Geschosse seien wie geplant auf israelische Ziele abgefeuert worden. Nach Angaben der schiitischen Miliz wurden mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert. Nach israelischen Medienberichten wurden 200 Raketen und rund 20 Drohnen vom Libanon aus auf Israel abgefeuert und zu einem großen Teil abgefangen. Wegen der Bedrohungslage stellte der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv kurzzeitig den Betrieb ein.

Israels Armee erkannte nach eigenen Angaben "die unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel" und begann zuvor in einem "Akt der Selbstverteidigung", zahlreiche Ziele im Süden des Libanons zu attackieren. Rund 100 Kampfflugzeuge hätten Ziele der Hisbollah im Süden Libanons angegriffen, erklärte die Armee. Die Raketenabwehr, Marine und Luftwaffe seien an den Angriffen beteiligt gewesen.

Nach Darstellung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Israel die Angriffsvorbereitungen der Hisbollah vorab identifiziert und mit seinen Angriffen im Libanon eine großangelegte Attacke vereitelt. In Absprache mit Verteidigungsminister Joav Galant und Militärchef Herzi Halevi habe er die Armee angewiesen, "die Bedrohung zu entfernen". Die Armee habe Tausende Raketen zerstört, die auf den Norden Israels gerichtet gewesen seien sowie "viele andere Bedrohungen entfernt". Das Militär sei mit großer Macht im Einsatz, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive, erklärte Netanjahu.

Die Hisbollah kündigte im Gegenzug eine erneute Rede ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah an. Er werde dabei auch eingehen auf Israels Behauptung, eine Attacke der Hisbollah mit eigenen Angriffen im Libanon vereitelt zu haben.

Angriffe auf Raketenwerfer

Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, Israel habe mindestens 40 Ziele im Südlibanon angegriffen. Örtlichen Behörden zufolge wurden dabei drei Menschen getötet. Kampfflugzeuge hätten unter anderem Strom- und Wasseranlagen getroffen, berichteten die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA und Sicherheitskreise. Die "New York Times" zitierte einen westlichen Geheimdienstmitarbeiter, wonach sich Israels Angriff gegen Raketenwerfer im Libanon gerichtet habe, die so programmiert worden seien, dass sie um 5 Uhr Ortszeit in Richtung Tel Aviv abgefeuert werden sollten.

Die israelische Nachrichtenseite "ynet" berichtete unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle, die Hisbollah habe einen Angriff auf eine "strategische Einrichtung im Bereich von Tel Aviv" geplant, einschließlich eines möglichen Angriffs auf den Flughafen Ben Gurion. Nach libanesischen Angaben flogen Israels Kampfflugzeuge unter anderem nahe der Küstenstadt Tyros im Süden Libanons und griffen in mehreren Dörfern an.

Rauch und Feuer auf der libanesischen Seite der Grenze zu Israel. Rauch und Feuer auf der libanesischen Seite der Grenze zu Israel.

Rauch und Feuer auf der libanesischen Seite der Grenze zu Israel.

(Foto: REUTERS)

Israel warnt vor weiterer Eskalation

Indes verkündete Militärsprecher Daniel Hagari neue Anweisungen für Zivilisten vom Großraum Tel Aviv bis zu Israels Nordgrenze. In dem Raum könnten die Menschen normal zur Arbeit gehen und ihre Kinder in Sommerlager schicken - unter der Bedingung, dass Schutzräume innerhalb kurzer Zeit erreichbar seien, sagte Hagari. Die andauernde Aggression der Hisbollah berge die Gefahr, "dass das libanesische Volk, das israelische Volk - und die gesamte Region - in eine weitere Eskalation hineingezogen werden", sagte er.

Netanjahu rief die Bürger Israels auf, den Anweisungen des Militärs Folge zu leisten. "Wir sind entschlossen, alles zu unternehmen, um unser Land zu verteidigen, die sichere Rückkehr der Einwohner des Nordens in ihre Häuser zu gewährleisten und weiter eine einfache Regel zu befolgen: Wer uns Schaden zufügt, dem werden wir Schaden zufügen."

Die Gefahr eines Flächenbrandes in der Region droht, seitdem Ende Juli zwei führende Köpfe der Hamas und der Hisbollah bei Angriffen getötet wurden. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, kam bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung in der Hauptstadt Teheran ums Leben.

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Fuad Schukr, eine Art Militärchef der Hisbollah, wurde bei einem Luftangriff in Beirut getötet. Seine gezielte Tötung reklamierte Israel für sich. Zum Mordanschlag auf Hanija äußerte es sich nicht.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschießt die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele in dem Nachbarland an.

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