Sixtus V., der eiserne Papst, tilgte Sünde mit dem Galgen und baute Rom auf: Franziskus soll neben einem berüchtigten Amtsvorgänger die letzte Ruhe finden. Wer prägte die Kirche nachhaltiger?
Nur fünf Jahre stand Papst Sixtus V. an der Spitze der Kirche, von 1585 bis 1590. In dieser kurzen Zeit gestaltete er die Stadt Rom so um, wie es kein Papst vor ihm getan hatte. Er galt als kompetent und tatkräftig, aber auch als hart – wenn nicht gar grausam. Kein Papst danach nahm seinen Namen an. Neben dem umstrittenen Reformator findet der verstorbene Franziskus seine letzte Ruhe – Brüder im Geiste sind sie nicht, denn während Sixtus mit eiserner Strenge regierte, verkörperte Franziskus Milde und Nähe zum Volk.
Monumentale Baukunst in Rom
Zuerst zu den Verdiensten. Sixtus V. baute wie kein Zweiter, aber er war kein Lebemann oder Prasser. Seinem Nachfolger hinterließ er eine wohlgefüllte Schatztruhe, indem er die Finanzen des Kirchenstaats sanierte. Dennoch prangt sein Wappen an jeder Ecke in Rom. Er restaurierte vier antike ägyptische Obelisken der Stadt und ließ sie dort aufstellen, wo sie heute noch stehen, etwa vor dem Petersdom, um die päpstliche Macht zu symbolisieren. Die verfallenen Elendsquartiere des mittelalterlichen Roms ließ er – ganz im Geist der Renaissance – von geraden Straßen durchziehen. Unermüdlich entstanden Brücken und Brunnen. Selbst ein neues Aquädukt, die Acqua Felice, errichteten seine Baumeister. Es versorgte Rom nach Jahrhunderten wieder mit frischem Wasser.
Gnadenlose Strenge gegen Sünde
Doch so sehr sein Wirken noch heute Rom prägt, in Erinnerung blieb seine gnadenlose Strenge. In den Jahrzehnten vor seiner Amtszeit war das Ansehen des Vatikans ruiniert worden. Päpste und Kardinäle plünderten die Kirche für ihren Lebensstil und die politischen Ambitionen ihrer Familien. Alles war käuflich, und selbst vor Morden schreckten sie nicht zurück. Natürlich achteten sie das Zölibat nicht. Sie privilegierten ihre unehelichen Kinder – daher stammt der Begriff Nepotismus –, buhlten um Kurtisanen, und es werden auch Fälle von Unzucht berichtet. Das Ergebnis der Lotterpäpste war die Spaltung der Kirche, die Reformation.
Doch dann raffte sich der Vatikan wieder auf, und eines der Rezepte war eine Strenge, die Sixtus V. verkörperte. Er war alles andere als ein verwöhnter Adelsspross und wurde als Kind einer armen Familie im kleinen Dorf Grottammare in der abgelegenen Marca d'Ancona geboren. Zunächst wurde er Franziskanermönch, dann arbeitete er als Inquisitor in Venedig, wo er sich durch seine unnachgiebige Haltung gegen die Ketzerei einen Namen machte. Schon damals hatte er den Ruf der Unerbittlichkeit. Nachdem 1585 Papst Gregor XIII. gestorben war, suchte man einen Mann, der die Ordnung in Rom wiederherstellen konnte. Sixtus V., gewählt nach einer listigen Täuschung im Konklave, wo er sich gebrechlich stellte, tat dies mit eiserner Faust.
Legenden um den Superpapst
Um sein Wirken ranken sich Legenden – meist in der Form, dass der Papst höchstselbst den Missständen nachging, die Täter entlarvte und anschließend bestrafte, in der Regel mit dem Tod. Selbst eine Räuberbande setzte dieser Superpapst außer Gefecht, zumindest der Legende nach. Die städtischen Wachen waren unfähig oder unwillig, der Räuber Herr zu werden, die sich nachts im Kolosseum versteckten. Also verkleidete sich der Papst, schlich sich unter die Gesetzlosen, brachte Wein mit und war daher willkommen. Während die Räuber zechten, drehte Sixtus den Bratspieß und murmelte: "Das kann nicht ewig so weitergehen." Der Wein enthielt ein Schlafmittel, die ohnmächtigen Räuber wurden gebunden und hingen bereits am nächsten Tag am Galgen. Daraus entstand das Sprichwort: "Das kann nicht ewig so weitergehen, sagte der, der den Spieß drehte."
Sein Vorgehen gegen Räuber und Mörder mag Beifall gefunden haben. Doch genauso rigoros schritt er gegen Sünde und Verwilderung der Sitten ein. Ehebruch erzürnte den strengen Mann besonders. Er erließ Gesetze, die das Vergehen mit dem Tod am Galgen ahndeten. Das war ungewöhnlich, denn Ehebruch wurde anderswo in Europa meist mit Geldbußen oder dem Pranger geahndet. Sixtus ließ keine Entschuldigung gelten und setzte auf Abschreckung. Der Entdeckung folgte schnell der Prozess und dann die Hinrichtung in aller Öffentlichkeit. Ein Paar wurde auf dem Campo de' Fiori hingerichtet, und zeitgenössische Berichte sprechen von mehreren solchen Fällen in den ersten Jahren seiner Herrschaft. Eine Zeitenwende eigener Art – der Papst signalisierte, dass die Ära der verkommenen Borgia zu Ende war.
Volkstümliche Erzählungen beschreiben den Papst als Detektiv in eigener Sache. Als armer Mann verkleidet, soll er nachts durch die Stadt geschlichen sein, um Dirnen und Freudenhäuser ausfindig zu machen. Am nächsten Tag wurden die Frauen aus der Stadt getrieben, wenn sie Glück hatten. Eine Mutter soll die Jungfräulichkeit ihrer Tochter feilgeboten haben. Sixtus ließ sie aufknüpfen, und das arme Kind musste ihren Tod beobachten und neben der Leiche Wache stehen. Solche Strafen, oft am Ponte Sant' Angelo oder anderen öffentlichen Plätzen vollzogen, schockierten Rom und prägten Sixtus' Ruf als unnachgiebig.
Strenge versus Barmherzigkeit
Sixtus konzentrierte sich nicht allein auf sexuelle Verfehlungen – er überwachte jeden Bereich des Lebens. Wirte, die sich seinen neuen, transparenten Erlassen zu den Weinmaßen widersetzten, erwartete ebenfalls der Strick. Ganz allergisch reagierte Sixtus auf Geschäftemacher, die Geld mit vermeintlichen Wundern machen wollten. Eine Christus-Statue, die Blut an den Wunden Jesu verlor, zerschmetterte er mit der Axt und fand einen blutgetränkten Schwamm in ihr. Überflüssig zu erwähnen, dass der Frevler hingerichtet wurde. Sixtus führte auch die Praxis ein, dass Bischöfe regelmäßig Berichte an den Vatikan zu senden hatten, um die Moral der Geistlichkeit zu überwachen.
Trotz seiner erwiesenen Tüchtigkeit schreckte der gnadenlose Gottesmann ab; kein Papst nach ihm wollte den Namen Sixtus annehmen. Doch sein Einfluss auf die Kirche reicht bis heute, und damit ist nicht seine Bautätigkeit gemeint. Seine strengen Gesetze gegen Ehebruch, aber auch gegen Masturbation prägen die katholische Morallehre bis in die Moderne. Sixtus V. war nicht der Erste, der an diesen Praktiken Anstoß nahm. Neu war jedoch seine kompromisslose Strenge, die keine Ausnahmen duldete. So auch in der Frage der Abtreibung. Sie galt für Sixtus als eines der verabscheuungswürdigsten Verbrechen, das er 1588 mit der Bulle Effraenatam ausdrücklich verdammte. Denn eine Abtreibung befleckte nicht nur die Täterin, sondern raubte einem Kind, das nach katholischem Glauben bereits eine Seele besaß, die Taufe. Dem unschuldigen Ungeborenen wurde so das Tor zur Ewigkeit versperrt. Diese Haltung, tief verwurzelt in der katholischen Lehre von der Heiligkeit des Lebens, beeinflusste die kirchliche Rechtsprechung und bleibt ein Eckpfeiler der katholischen Ethik.
Der Sanfte neben dem Gnadenlosen
Sixtus selbst nahm das Zölibat ernst, und man kann ihm keine Doppelmoral vorwerfen. Zeit seines Lebens förderte er die Gegenreformation, etwa durch die Stärkung der Inquisition und die Neuordnung der Kurie. Papst Franziskus war Jesuit. Die Gesellschaft Jesu, gegründet von Ignatius von Loyola, gilt als das erfolgreichste Projekt der Gegenreformation. Dennoch hat der verzeihende Franziskus wenig mit dem strengen Sixtus V. gemein. Franziskus setzte auf Barmherzigkeit und Dialog, während Sixtus mit Strafen und Kontrolle regierte. Man kann jedoch streiten, ob die katholische Kirche in Zeiten moralischer Krisen nicht eher einen eisernen Besen wie Sixtus benötigt hätte.