Bei Donald Trumps Wahlkampfveranstaltung in New York nennt ein Komiker Puerto Rico eine "Müllinsel". Aus Angst, deshalb wichtige Stimmen in den Swing States zu verlieren, rudert Trump nun zurück und betont sein gutes Verhältnis zum puerto-ricanischen Volk. Derweil reagiert Präsident Biden unglücklich.
Nach seiner umstrittenen Kundgebung in New York hat Donald Trump am Dienstag erneut Stellung bezogen. Bei der Wahlkampfveranstaltung hatte der Komiker Tony Hinchcliffe Puerto Rico eine "Müllinsel, die im Ozean treibt" genannt. In einem Interview mit Fox-News-Moderator Sean Hannity sagte Trump, er würde sich nun doch wünschen, Hinchcliffe wäre nicht auf der Veranstaltung aufgetreten. "Ich weiß nicht, ob es eine große Sache ist oder nicht, aber ich möchte nicht, dass jemand böse oder dumme Witze macht", sagte er. "Wahrscheinlich hätte er nicht dort sein sollen, ja."
Zuvor hatte Trump in einem Interview mit dem Sender ABC noch behauptet, er kenne Hinchcliffe nicht. Die Kommentare von Hinchcliffe habe er nicht gehört. Diese Aussagen wiederholte er auch in dem Fox-Interview. "Jemand sagte, es gäbe einen Komiker, der Witze über Puerto Rico oder so gemacht hat. Und ich habe keine Ahnung, wer er ist - ich habe ihn nie gesehen, nie von ihm gehört. Und ich will auch nichts von ihm hören. Aber ich habe keine Ahnung." Er glaube nicht, dass das eine große Sache ist, sagte er über den Vorfall, der von Republikanern und Demokraten gleichermaßen verurteilt wurde.
Trump räumte ein, dass "jemand an diesem Abend ein paar schlimme Dinge gesagt hat", versuchte aber, die Bedenken über die Beleidigung herunterzuspielen. "Sie haben einen Komiker reingeschickt, was jeder macht - man schickt Komiker rein, prüft sie nicht und sie drehen durch. Es ist niemandes Schuld", sagte er.
Puerto-Ricaner lieben Trump angeblich
Trumps Wahlkampfteam war zuvor den seltenen Schritt gegangen, sich öffentlich von Hinchcliffes Scherz zu distanzieren. Mehrere von Trumps führenden republikanischen Verbündeten fürchten, die Kundgebung könnte puerto-ricanische Wähler vergraulen, die in den Swing States wichtig für den Ausgang der Wahl sind.
Zwar dürfen die Bewohner des US-Außengebiets in der Karibik nicht bei US-Präsidentschaftswahlen abstimmen, haben jedoch großen Einfluss auf Verwandte, die auf dem amerikanischen Festland leben - und ein Wahlrecht haben. Vor allem in Pennsylvania - einem der besonders umkämpften Staaten - haben sich viele Puerto-Ricaner niedergelassen, insbesondere in Städten westlich und nördlich von Philadelphia. Überhaupt hat sich innerhalb von rund 25 Jahren die Zahl der wahlberechtigten hispanisch stämmigen Wähler in dem Staat mehr als verdoppelt: von 206.000 auf 620.000 im Jahr 2023, wie aus Daten des Zensusbüros hervorgeht. Mehr als die Hälfte von ihnen hat Wurzeln in Puerto Rico.
Trump betonte in dem Interview mit Fox mehrmals, dass er mehr für Puerto Rico getan habe als jeder andere und Puerto-Ricaner den Ex-Präsidenten liebten: "Jedes Mal wenn ich rausgehe, sehe ich jemanden aus Puerto Rico, sie umarmen und küssen mich." Er fügte hinzu: "Ich habe ein unglaublich gutes Verhältnis zu Puerto Rico und dem puerto-ricanischen Volk."
Biden nennt Trump-Anhänger "Müll"
US-Präsident Joe Biden sagte der hispanischen Gruppe Voto Latino am Dienstag, die Puerto-Ricaner, die er kenne, seien gute, ehrenhafte Menschen. "Der einzige Müll, den ich hier treiben sehe, sind Trump-Anhänger. Seine Dämonisierung der Latinos ist skrupellos und unamerikanisch. Sie steht im völligen Widerspruch zu allem, was wir getan haben, zu allem, was wir waren", sagte Biden.
Ein Sprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates, sagte im Nachgang, Biden habe sich mit dem Begriff "Müll" eher auf die "hasserfüllte Rhetorik" auf der Bühne des Madison Square Garden bezogen. Dies bestätigte Biden auf später auf X.
Mehrere republikanische Politiker griffen Bidens Aussagen allerdings sofort auf. So sagte etwa der Senator Marco Rubio auf einer Kundgebung in Pennsylvania am Dienstag: "Vor wenigen Momenten hat Biden behauptet, dass unsere Unterstützer, unsere Patrioten Müll sind." Und weiter: "Er spricht über amerikanische Durchschnittsbürger, die ihr Land lieben."
Auch Demokraten distanzierten sich von Bidens Aussagen. So sagte der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, dem Fernsehsender CNN, er würde "niemals die guten Menschen von Pennsylvania oder andere Amerikaner beleidigen, selbst wenn sie einen Kandidaten unterstützten, den ich nicht unterstütze".