Die Schweizerin Muriel Furrer schwebt nach ihrem Sturz bei der Rad-WM noch immer in Lebensgefahr. Obwohl der Radsport sicherer geworden ist, bleibt das Risiko nie ganz aus.
Die Mutter des tödlich verunglückten Gino Mäder richtet bewegende Worte an die Eltern der um ihr Leben kämpfenden Muriel Furrer, Profis sehen trotz des schweren Sturzes Fortschritte bei der Sicherheit im Radsport. Das Schicksal der Schweizer Juniorin hat sich wie ein tief dunkler Schatten über die Straßenrad-WM an der Züricher Goldküste gelegt. Die Titelkämpfe werden vorerst fortgesetzt - auch auf Wunsch von Furrers Eltern.
"Ich fühle so extrem mit Deiner Familie. Sei stark", schrieb Sandra Mäder unter einem Instagram-Post der 18-Jährigen. Mäder hatte ihren Sohn Gino im vergangenen Jahr verloren, als er seinen Verletzungen nach einem Sturz bei der Tour de Suisse erlag.
Mäder wandte sich auch direkt an Furrers Eltern: "Liebe Familie Furrer, ich fühle mit Euch. Ganz intensiv und ich weiß so sehr, wie es Euch jetzt gehen muss. Haltet Euch fest. Ich wünsch Euch ganz viel Kraft, diese Stunden durchzustehen."
Häufung von schweren Stürzen
Furrer war am Donnerstag im Juniorinnen-Rennen aus noch unbekannten Gründen in einem Waldstück an der Nordseite des Zürichsees gestürzt und hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Am Freitagmorgen teilte der Weltverband dann mit, dass die WM weitergehen werde. "Die Familie möchte, dass die WM wie geplant fortgesetzt wird. Muriel Furrers Gesundheitsstatus bleibt weiterhin sehr kritisch. Die UCI, der Schweizer Verband und das lokale Organisationskomitee sind extrem besorgt", hieß es in der Mitteilung.
In der jüngeren Vergangenheit häufen sich schwere Stürze im Radsport. Im Juli war der Norweger André Drege bei der Österreich-Rundfahrt auf der Abfahrt vom Großglockner gestürzt und ums Leben gekommen. Im Juni 2023 war Mäder auf der Abfahrt des Albula-Passes von der Straße abgekommen. Mäders Tod hatte eine Debatte um die Sicherheit im Radsport angestoßen.
Lob für Organisatoren
Seitdem hat sich auch etwas getan. "Die Streckenabsicherung ist deutlich besser geworden, auch die Streckenführung. Man kann das Risiko nicht auf null reduzieren", sagte der deutsche Radprofi Simon Geschke. Der 38-Jährige erklärte, viele Stürze passierten an sehr übersichtlichen Stellen durch Fahrfehler oder andere Einflüsse. Die Fahrervereinigung CPA sei jedoch deutlich einflussreicher geworden und arbeite besser. "Es dauert halt etwas und geht nicht von heute auf morgen", sagte Geschke.
Für die Sicherheit auf der WM-Strecke, eine 27 Kilometer lange Runde durch das Züricher Umland, bekamen die Organisatoren Lob der Fahrer. "Hier hat man viel gemacht. Viele Verkehrsinseln und Hindernisse wurden abgebaut", sagte WM-Fahrer Maximilian Schachmann. Auch seine deutsche Teamkollegin Franziska Koch hob hervor, dass sich seit der Streckenbesichtigung vor einigen Wochen viel getan hat: "Da stand ab und an noch eine Insel im Weg, doch das ist jetzt alles frei. In der Hinsicht haben sie echt gute Arbeit gemacht."
Rundkurs besser für Sicherheit
Dass es sich um einen Rundkurs handelt, macht die WM-Strecke aus den Erfahrungen der Fahrer ebenfalls sicherer. "Wir Fahrer wissen, was auf uns zukommt und können das Risiko besser kalkulieren", sagte Schachmann. Viele Stürze resultieren gerade bei Rundfahrten daraus, dass die Fahrer die Strecke nicht komplett im Detail kennen und Kurven und Gefahrenstellen anders einschätzen.
Furrer kam dennoch zu Fall. Was genau geschah, ist weiterhin unklar. Trotz der widrigen Bedingungen mit teilweise starken Regenfällen hatte es sowohl bei den Juniorinnen als auch später bei den Junioren eine vergleichsweise geringe Anzahl an Stürzen gegeben. Der Weltverband UCI, der Schweizer Verband und das lokale Organisationskomitee suchen weiter nach Erkenntnissen.