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Scholz sichert angeschlagener Meyer Werft Hilfe zu



Stand: 22.08.2024 15:04 Uhr

Bundeskanzler Scholz hat der um ihre Existenz kämpfenden Meyer Werft die Unterstützung des Bundes zugesagt. Allerdings müssen Bundestag und EU-Kommission den Plänen noch zustimmen. Kritik kommt vom Bund der Steuerzahler.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der angeschlagenen Meyer Werft in Papenburg Hilfe zur Rettung zugesagt. "Wenn alle mitziehen - und daran habe ich keinen Zweifel - dann trägt der Bund seinen Teil zur Lösung bei", sagte Scholz bei einer Betriebsversammlung in Papenburg.

Dem Kanzler zufolge laufen noch Gespräche mit Banken über die Finanzierung der neuen Schiffsaufträge. Zudem müsse noch der Bundestag dazu befragt werden, und man spreche auch mit der EU-Kommission. Er habe aber die klare Erwartung, dass alle anderen Beteiligten die Entscheidung mittragen, sagte Scholz: "Der Schiffbau hier in Papenburg und in der ganzen Region hat eine Zukunft."

Meyer Werft als "industrielles Kronjuwel"

Die Werft sei nicht irgendein Unternehmen, sondern ein "industrielles Kronjuwel", dessen Problem auch nicht in der Qualität seiner Produkte liege, so Scholz. Der Kanzler bezeichnete die Werft zudem als systemrelevant für die maritime Wirtschaft in Deutschland. Dies gilt als eine Voraussetzung dafür, dass die EU-Kommission den staatlichen Beihilfen zustimmt.

"Ich bin sicher: Es geht weiter mit der Meyer Werft hier in Papenburg. Meine Unterstützung habt ihr", betonte der Kanzler. Zuvor hatte sich schon Wirtschaftsminister Robert Habeck optimistisch gezeigt, dass die Werft gerettet werden kann.

Details des Rettungsplans noch offen

Medienberichten zufolge sieht ein Rettungsplan für die Meyer Werft vor, dass der Staat 80 bis 90 Prozent die Anteile an dem Familienunternehmen übernimmt und für weitere Kredite bürgt. Eine entsprechende Einigung könne bislang aber nicht bestätigt werden, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. "Mehr kann ich nicht sagen, um den sensiblen Prozess nicht zu gefährden", sagte Habeck.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warnte vor voreiliger Euphorie. "Der Ball ist noch nicht im Tor", sagte der SPD-Politiker bei der Betriebsversammlung in Papenburg. Gleichzeitig kündigte er an, dass das Land Niedersachsen "ein massives Engagement" plane. Konkrete Zahlen nannte er nicht, aber es handele sich um das größte Engagement, dass Niedersachsen jemals für die Rettung eines Unternehmens übernommen habe. "Wir stehen an der Seite der Meyer Werft"" betonte der Ministerpräsident.

Pandemiebedingter Einbruch des Tourismus und gestiegene Energiepreise

Wegen des weltweit zusammengebrochenen Tourismus-Marktes während der Pandemie hatte die Werft in Absprache mit ihren Kunden bestehende Aufträge zeitlich gestreckt. Allerdings sehen die Verträge keine Preisanpassungen an die inzwischen drastisch gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise vor.

Wegen der Verluste war aus Sicht der Banken die Kreditwürdigkeit des Unternehmens nicht mehr gegeben. Im Schiffsbau werden 80 Prozent des Kaufpreises erst bei Ablieferung des Schiffes bezahlt. Den Bau muss die Werft daher zwischenfinanzieren. Bis 2027 benötigt sie fast 2,8 Milliarden Euro.

Vier Kreuzfahrtschiffe für Disney

Der Bund der Steuerzahler kritisierte den geplanten Einstieg des Bundes, wie ARD-Korrespondent Olaf Kretschmer aus Papenburg berichtet. Die Lobbyorganisation sei nicht überzeugt, dass die Werft eine langfristige Geschäftsstrategie verfolgt, die dem Staat die Möglichkeit gibt, auch wieder aus dem Unternehmen auszusteigen. Die Auftragsbücher der Meyer Werft sind allerdings voll.

Erst vor wenigen Tagen wurde der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte über vier Kreuzfahrtschiffe für den US-amerikanischen Disney-Konzern abgeschlossen. Kürzlich wurde auch mit dem Bau von Konvertern begonnen, die für die Weiterleitung des auf hoher See erzeugten Windstroms aufs Land notwendig sind. 

Ein Aus der Werft wäre für die Region und auch darüber hinaus gravierend. Bis zu 18.000 Beschäftigte sind früher veröffentlichten Zahlen zufolge direkt und indirekt von der Werft abhängig.

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