Berlin gibt den Startschuss für den Leopard 3 – er soll in den 2030er-Jahren produziert werden. Mit neuem Motor und mehr Schutz. Herzstück ist die 130-mm-Kanone von Rheinmetall.
Gemeinsam mit Frankreich entwickelt Deutschland den Panzer der Zukunft, das sogenannte Main Ground Combat System (MGCS). Das Problem bei diesem Zukunftsprojekt ist der Zeitrahmen. Mittlerweile wird erst im Jahr 2045 mit dem Super-Panzer gerechnet. Wie soll die zeitliche Lücke bis dahin gefüllt werden? Offenbar nicht mit dem aktuellen Leopard 2A8, denn die Bundesregierung hat die ersten Verträge für eine Brückenlösung, den Leopard 3, unterzeichnet.
Der Panzer baut auf dem Leopard 2 auf, wird aber eine deutliche Verbesserung darstellen. Die technischen Studien umfassen 130-mm-Munition, ein neues Triebwerk, Schutzsysteme und weitere Ausrüstung. Die Planungen sollen bis 2026 abgeschlossen sein, das Fahrzeug soll in den 2030er-Jahren in Dienst gehen. Die Firmen Hensoldt und KNDS sollen ein neues Feuerleitsystem entwickeln. KNDS soll auch eine neue Maschine bauen, bekannt unter dem Namen Olymp.
Leopard 3 mit neuer Hauptwaffe
Augenfälliges Herzstück des Leopard 3 wird voraussichtlich die neue 130-mm-Kanone von Rheinmetall. Die Entscheidung für das größere Kaliber ist definitiv gefallen. Rheinmetall hat bereits einen Auftrag für die Entwicklung von drei verschiedenen 130-mm-Granaten erhalten. Die bisherige 120-mm-Kampfwagenkanone stößt schon heute an ihre Grenzen. Ihre Geschosse können die Kompositpanzerung moderner russischer Panzer an der Front nicht durchschlagen.
Einzelheiten sind nicht bekannt, doch aller Voraussicht nach, wird der Turm vollautomatisiert sein und die Granaten werden dann durch einen Ladeautomaten ausgeführt. Rheinmetall hatte einen Demonstrator der 130-mm-Glattrohrkanone mit einer Länge von rund 6,6 Metern (L51) im Jahr 2016 auf der Rüstungsmesse Eurosatory in Paris gezeigt. Der Zuwachs von acht Prozent im Kaliber im Vergleich mit der 120-mm-Kanone des Leopard 2 soll zu einem Plus von 50 Prozent bei der kinetischen Energie führen.
Ein neuer automatisierter Turm ist wegen der Dimension von Kanone und Munition unumgänglich. Ein autonomer Turm ermöglicht es, den geschützten Innenraum und damit die gepanzerte Oberfläche deutlich zu verkleinern. So kann das Mehrgewicht der schweren Hauptwaffe kompensiert und eine weitere Zunahme des Gesamtgewichts verhindert werden. Seit 2016 wurde die Kanone ausgiebig getestet, sie soll bis zu einer Entfernung von fünf Kilometern ihr Ziel treffen. Dazu dient auch eine vollautomatische Feldjustieranlage, die etwa die Auswirkung von Temperaturschwankungen im Rohr berücksichtigt.
Drei Zwischen-Panzer im Rennen
Allein aus Deutschland gibt es dann drei "Zwischenlösungen". Neben dem Leopard 3 hat KNDS den Leopard 2 A-RC 3.0 bereits vorgestellt, ebenfalls mit einem autonomen Turm, allerdings bewaffnet mit einer Hauptwaffe im Kaliber 140 Millimeter. Auf dem Turm befindet sich eine Waffenstation mit einer 30-mm-Maschinenkanone. Sie ist für die Drohnenabwehr gedacht. Dazu gibt es einen Starter für Anti-Panzerraketen.
Etwas konventioneller ist der dritte Zwischen-Panzer von Rheinmetall, der KF51 Panther. Er ist wie der Leopard 3 mit der 130-mm-Kanone von Rheinmetall bestückt und kann ebenfalls eine weitere Waffenstation aufnehmen. Das erste Modell des Panthers hatte einen Turm mit Besatzung, 2024 wurde dann die Variante Panther KF51 CUT mit einem unbemannten Turm vorgestellt.
Der Panther hat bereits Kunden. Nach Ungarn hat sich auch Italien für dieses Modell entschieden. Die Meloni-Regierung will die alten Ariete-Panzer durch 380 Kampfpanzer einer italienischen Variante des Panthers ersetzen. Dazu sollen 1050 Exemplare des Schützenpanzers (IFV) Lynx in verschiedenen Ausführungen angeschafft werden.
Wie der Panther ist auch der Lynx eine Entwicklung von Rheinmetall. Beide Modelle wurden unabhängig von der Bundeswehr und ihrem komplizierten Beschaffungswesen entwickelt. Ziel war es, von den berüchtigten Goldrandlösungen wegzukommen und Kampffahrzeuge anzubieten, die den besten Kompromiss bieten zwischen dem, was technisch möglich, was verlässlich und was kosteneffizient ist.
Mit der Entwicklung des Leopard 3 meldet sich nun auch Deutschland zurück im Panzerbau. Im Vergleich zu den anderen Kampfpanzern kommt der Leopard 3 verspätet in den Markt, wird dafür aber auch mehr Neuerungen bieten.
Quellen. Hartpunkt, TWZ, Army Recognition