Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert US-Präsident Donald Trump zu einem Besuch im Kriegsgebiet auf – bevor es zu Verhandlungen mit Russland kommt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat US-Präsident Donald Trump aufgefordert, in die Ukraine zu reisen, um sich ein Bild der durch den russischen Angriffskrieg verursachten Zerstörung zu machen. "Wir möchten, dass Sie kommen und sich das ansehen", sagte Selenskyj in einem am Sonntag (Ortszeit) im US-Sender CBS ausgestrahlten Interview an den US-Präsidenten gerichtet.
"Bevor Sie irgendwelche Entscheidungen treffen oder Verhandlungen führen – kommen Sie und sehen Sie sich die Menschen, Zivilisten, Soldaten, Krankenhäuser, Kirchen und Kinder an, die zerstört oder tot sind", sagte Selenskyj. Bei einem Besuch in der Ukraine würde Trump verstehen, "was [der russische Präsident Wladimir] Putin getan hat".
Das Interview für die Sendung "60 Minutes" war vor dem russischen Angriff auf Sumy im Nordosten der Ukraine aufgezeichnet worden. Bei dem Angriff wurden am Sonntagmindestens 34 Menschen getötet. Der Vorfall wurde international scharf verurteilt.
"Habe Präsident Trump schon oft gesagt: Putin wollte den Krieg nie beenden"
Trump scheint im Ringen um eine Waffenruhe in der Ukraine angesichts mangelnder Fortschritte zunehmend die Geduld zu verlieren. Putin hatte einem Vorschlag für eine bedingungslose Waffenruhe in der Ukraine eine Absage erteilt. Am Freitag forderte Trump auf seiner Onlineplattform Truth Social, Russland müsse "sich bewegen".
Selenskyj sagte dazu: "Ich habe es Präsident Trump schon oft gesagt (...): Putin wollte den Krieg nie beenden. Er wollte nie, dass wir unabhängig sind. Putin will uns komplett zerstören."
Darauf angesprochen, dass Trump ihn als "Diktator" bezeichnet und der Ukraine vorgeworfen hatte, für den Krieg verantwortlich zu sein, sagte Selenkskyj, dass "die russische Sichtweise" in den USA vorherrsche. Dies sei bezeichnend für den massiven Einfluss Russlands auf die US-Politik.
Beim letzten Treffen zwischen Selenskyj und Trump war es im Weißen Haus zum Eklat gekommen. Die USA und die Ukraine wollten eigentlich ein Rohstoff-Abkommen unterzeichnen, das ein Schritt zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sein sollte. Dazu kam es nicht. Trump und sein Vizepräsident J. D. Vance warfen Selenskyj im Oval Office vor laufenden Kameras Respektlosigkeit und fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfen vor. Eine Chronik des Vorfalls lesen Sie hier.
Danach gab es einen überarbeiteten Entwurf, der Medienberichten zufolge den USA noch größeren Zugriff auf die ukrainischen Bodenschätze geben soll.