
Moskaus Truppen haben laut eigenen Angaben ukrainische Eineiten in Welyka Nowosilka eingekesselt. Die Verteidiger dementieren. Derweil hissen russische Soldaten ihre Fahnen in der Kleinstadt.
Russische Truppen haben laut Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums in der Ostukraine die Kleinstadt Welyka Nowosilka besetzt. Der ukrainische Militärblog DeepState, der der Armee nahesteht, sah auf seiner aktualisierten Karte nur noch eine Straße am Stadtrand in der Hand der Verteidiger. Russische Militärbeobachter schrieben auf dem Blog Dwa Majora, das Landstädtchen sei nach einem Jahr Kampf erobert worden. Zudem veröffentlichten sie ein Video, das Soldaten der 40. Garde-Marineinfanteriebrigade beim Hissen von russischen Fahnen in der Stadt zeigt.
"Es gelang, Einheiten des Gegners einzukesseln, die zwar ihre Kommandeure um einen Befehl zum Rückzug baten, ihn aber nicht bekamen", hieß es auf russischer Seite. Dem widersprach die ukrainische 110. mechanisierte Brigade. "Zunächst einmal möchten wir betonen, dass es keine Gefahr gibt, dass unsere Einheiten eingekesselt werden", teilte die Einheit am Morgen auf Telegram mit. Es sei gelungen, die Wetterbedingungen zu nutzen und sich geschickt aus Gebieten zurückzuziehen, in denen eine Einkesselung drohte. "Das bedeutet nicht, dass wir die Stadt vollständig verlassen haben, die Kämpfe in Welyka Nowosilka gehen weiter."
Die US-Denkfabrik Institute of the Study of War (ISW) teilte in ihrem Lagebericht am Samstag mit, dass Russland wahrscheinlich 72 Prozent der Ortschaft eingenommen habe. Geolokalisierte Aufnahmen zeigen, wie russische Soldaten der 40. Garde-Marineinfanteriebrigade im Osten von Welyka Nowosilka eine Fahne hissen. Dies deute darauf hin, dass russische Einheiten im Nordosten vorgerückt seien und die Felder nördlich und nordöstlich der Ortschaft eingenommen hätten, so das ISW am Samstag.
Offiziell äußerte sich die Militärführung in Kiew nicht zur neuen Lage. Der ukrainische Generalstab schrieb am Morgen nur von Kämpfen bei Welyka Nowosilka. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau hatte bereits am Freitag von einem entscheidenden Durchbruch in der Gegend berichtet.
Den Einheiten sei es mit massiver Artillerieunterstützung gelungen, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen und einen Teil der ukrainischen Verbände abzuschneiden, behauptete das Verteidigungsministerium in Moskau. Später sprach ein ukrainischer Armeesprecher von einer schwierigen Lage in Welyka Nowosilka und warnte vor einer drohenden Einkesselung ukrainischer Einheiten.
Welyka Nowosilka war vor dem Krieg eine Kleinstadt mit etwa 5.300 Einwohnern. Es ist der südwestlichste Frontabschnitt im Gebiet Donezk, dicht an der Grenze zur Region Saporischschja.