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Ricarda Lang: Abnehmen war lange geplant



Grünen-Politikerin Ricarda Lang erklärt erstmals die Gründe für ihre Gewichtsabnahme - und wie der jahrelange Hass sie zunächst abhielt.

Ricarda Lang (31) hat in den vergangenen Monaten sichtlich an Gewicht verloren. Im Interview mit dem "ZEITmagazin" spricht die ehemalige Vorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen nun erstmals über die Gründe für ihre Abnehmkur und wie der jahrelange Hass und die Anfeindungen wegen ihres Übergewichts sie zunächst davon abhielten, etwas zu ändern. "Das Abnehmen war geplant und hart erarbeitet, schon seit letztem Frühjahr", betont Lang. Es sei keine Reaktion auf die Kommentare und Abwertungen im Netz gewesen, "sonst hätte ich das vermutlich auch schon viel früher getan".

Der Hauptgrund für die Gewichtsabnahme seien vor allem ihre Gesundheit und die Erkenntnis gewesen, dass ihr politischer Job sehr auslaugend sei: "Da sollte ich ein bisschen mehr auf mich achten." Die öffentlichen Anfeindungen hätten sie eher davon abgehalten, sich mit Ernährung und Sport zu beschäftigen. "Viele denken dann, oh, das schaffe ich eh nicht", erklärt die Grünen-Politikerin. Sie habe auch aus Trotz gedacht: "Nee, von euch lasse ich mich da nicht reindrängen."

Dass ihre Figur auch nach dem Abnehmen weiter ein Thema sei, damit hatte Lang gerechnet. Viele trauten sich aber gar nicht, die Veränderung direkt anzusprechen: "Man ist ein bisschen verunsichert, weil man niemanden auf sein Äußeres reduzieren will." Sie selbst freue sich jedoch, dass die Leute es bemerkten: "Man sieht mir, glaube ich, an, dass ich mich gerade wohlfühle in meiner Haut."

Hassbotschaften als "perfide Art der Abwertung"

Keinen einzigen der unzähligen Hasskommentare zu ihrem Gewicht könne sie vergessen. Als besonders verletzend habe sie jedoch jene empfunden, in denen behauptet wurde, wer sich nicht unter Kontrolle habe, könne auch an anderer Stelle nichts leisten: "Das ist ja absurd. Aber es ist mir nähergegangen als einfach nur 'du fette Quaddel' oder 'du hässliches Stück Butter' oder so was." Von dieser "perfiden Art der Abwertung" fühle sie sich noch immer getroffen.

Generell sieht Lang Frauen in der Politik mit "unfassbar widersprüchlichen Anforderungen" konfrontiert. Es werde ein Anspruch formuliert, bei dem das Scheitern programmiert sei: "Du giltst als machthungrig, wenn du sagst, zum politischen System gehöre auch Macht dazu; wenn du es nicht bist, bist du das kleine Mäuschen, das sich nicht behaupten kann." Es werde Zeit, "dass wir neue Spielregeln schaffen", so die Grünen-Politikerin.

Ihre Resilienz habe sie bereits als Kind durch ihre Mutter mitbekommen: "Ich habe immer das Gefühl, dass ich auf einem sehr stabilen Fundament gebaut bin und kein Kommentar und keine Anfeindung mich als ganze Person zum Einstürzen bringen kann." Mit ihrer Gewichtsabnahme wolle sie nun auch ein Vorbild sein - aber nicht um jeden Preis: "Ich kann mir selbst jetzt nicht die ganze Zeit den Druck machen, als Projektionsfläche Verantwortung zu tragen. Ich muss ja auch zusehen, dass es mir gut geht."

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