Die Rote Armee befreit 1945 das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. 80 Jahre später darf jedoch kein offizieller Vertreter Russlands am Gedenken teilnehmen. Der Grund ist die russische Invasion in der Ukraine. Der Kreml sieht die damaligen Verdienste beschmutzt.
Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hat Russlands Präsident Wladimir Putin mit Nachdruck an die Verdienste der sowjetischen Soldaten erinnert. Es sei die Rote Armee gewesen, die der Menschheit die Wahrheit über die Verbrechen der Nazis offenbart habe, hieß es in einem Schreiben Putins zum Holocaust-Gedenktag. "Und wir werden uns immer daran erinnern, dass es der sowjetische Soldat war, der dieses schreckliche, totale Übel zerschlug und den Sieg errang, dessen Größe für immer in der Weltgeschichte bleiben wird."
Offizielle russische Vertreter sind wegen Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht eingeladen zum Gedenken in Polen, wo deutsche Besatzer das Vernichtungslager errichtet hatten. Moskau kritisierte den Ausschluss von den Feiern.
Polen und andere Unterstützer der Ukraine versuchten heute, das Andenken an die Heldentaten der Roten Armee zu beschmutzen und Denkmäler zu zerstören, sagte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa in Moskau. Russische Diplomaten der Vertretung in Krakau wollten auf einem Gedenkfriedhof Blumen niederlegen für die bei der Befreiung von Auschwitz gefallenen Sowjetsoldaten, darunter viele Juden, sagte sie.
Deutscher Botschafter gedenkt in Moskau
Das NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ist das Symbol für den Massenmord an den Juden durch das deutsche NS-Regime. Die Nazis hatten in dem Lager im besetzten Polen zwischen 1940 und 1945 über eine Million Menschen ermordet, überwiegend europäische Jüdinnen und Juden. Am 27. Januar 1945 wurde das KZ durch Soldaten der Roten Armee befreit.
Im Jüdischen Museum in Moskau erinnerte der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff in einer Rede an die Verbrechen der Nazis. Deutschland stelle sich seiner historischen Verantwortung, sagte er. Lambsdorff gedachte dabei auch der Opfer der Leningrader Blockade, die am 27. Januar 1944 endete, und zu den größten Kriegsverbrechen der Wehrmacht gehörte.
Putin legte zum Jahrestag auf dem Gedenkfriedhof Piskarjowskoje in seiner Heimatstadt St. Petersburg (früher Leningrad) einen Strauß roter Rosen am Grab seines Bruders Viktor nieder. Der war 1942 während der Blockade gestorben.