Abhörskandal

Harry einigt sich mit Sun auf Vergleich
Victoria Jones/PA Wire/dpa

Das kommt überraschend!

Prinz Harry (40) hat sich im Prozess um illegale Recherchemethoden mit dem Verlag der britischen Boulevardzeitung Sun auf einen Vergleich geeinigt. Das teilten beide Seiten vor Beginn des zweiten Prozesstags mit. Eigentlich sollte Harry als Zeuge vor Gericht erscheinen. Das wird nun nicht nötig sein.

Erst am Dienstag (21. Januar) war der Prozess am Londoner High Court gestartet. Prinz Harry und sein Mitkläger, der Ex-Labour-Politiker Tom Watson, warfen den Journalisten der Sun vor, sie bespitzelt zu haben, unter anderem durch das Abhören von Sprachnachrichten und andere illegale Recherchemethoden. Bei beiden entschuldigte sich der Verlag nun, ohne jedoch eine direkte Beteiligung von Sun-Journalisten einzugestehen.

Lese-Tipp: Reist Prinz Harry im Februar nach London?

Die Einigung in letzter Minute ist eine große Überraschung. Harry hatte angekündigt, stellvertretend für andere Betroffene das Verfahren durchzuziehen und die mutmaßlichen Machenschaften des Blattes ans Licht zu bringen. Er wollte dafür sogar selbst in den Zeugenstand treten. Das bleibt nun aus. Doch Harry erhält eine „substanzielle Entschädigung”, wie es in einer Erklärung des Verlags NGN (News Group Newspapers) hieß.

Der Verlag entschuldigte sich zudem in einer Erklärung „umfassend und ohne Einschränkungen” für „ernsthafte Verletzungen seines Privatlebens, einschließlich illegaler Praktiken, die durch Privatdetektive angewandt wurden, die für die Sun tätig waren.”

Der Verlag von US-Medienmogul Rupert Murdoch entgeht nun einer ausführlichen Prüfung vor Gericht, ob und inwieweit Mitarbeiter der Sun in illegale Machenschaften verwickelt waren. Es geht dabei um den Zeitraum zwischen 1996 und 2011. Dass damals illegale Methoden wie das Abhören von Sprachnachrichten bei einigen britischen Zeitungen verbreitet waren, ist unumstritten. Bislang gelang es dem Verlag jedoch stets, Klagen durch Zahlungen im Vorfeld abzuwenden.

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Schauspieler Hugh Grant (64) und andere, die sich zunächst der Klage angeschlossen hatten, waren schon im Vorfeld auf ein Angebot des Verlags NGN (News Group Newspapers) eingegangen. Grant hatte als Grund dafür das finanzielle Risiko angegeben. Ihm drohten nach eigenen Angaben Kosten in Höhe von zehn Millionen Pfund (derzeit etwa 11,8 Millionen Euro).

In Großbritannien müssen Kläger selbst im Fall eines Siegs vor Gericht die Prozesskosten übernehmen, sollte ihnen eine geringere Summe zugesprochen werden, als zuvor im Rahmen eines Vergleichs angeboten wurde.

Prinz Harry wollte das Risiko eigentlich bewusst eingehen. Der Royal führt einen regelrechten Kreuzzug gegen die „tabloid press”, wie die Boulevardpresse in Großbritannien genannt wird. Er will zeigen, dass die Methoden System hatten.

Lese-Tipp: Prinz Harry packt aus - Sein Kampf gegen die Boulevardpresse hatte Folgen

„Niemand ist besser geeignet, das durchzuziehen, als ich”, sagte er einmal in der Dokumentation „Tabloids On Trial” des britischen TV-Senders ITV. Er fechte das stellvertretend für alle aus, so der Royal damals. In einem früheren Verfahren gegen den Verlag der Boulevardzeitung „Daily Mirror” hatte Harry weitgehend Recht bekommen. Ein weiteres Verfahren gegen den Verlag der „Daily Mail” ist anhängig.

Immer wieder hatte Harry auch deutlich gemacht, dass er den Unfalltod seiner Mutter Prinzessin Diana 1997 in Paris den Paparazzi anlastet, die ihr und ihren Begleitern damals auf den Fersen waren. Mehrmals erklärte der Prinz, dass er befürchtet, seine Frau, Herzogin Meghan (43), könne ein ähnliches Schicksal ereilen.

Lese-Tipp: Er kämpft mit den Tränen! Bei Prinz Harry kommen Erinnerungen an Mama Diana hoch

Auch den Austritt aus dem engeren Kreis der Königsfamilie, den er und Meghan vor gut fünf Jahren vollzogen hatten, und das Zerwürfnis mit Angehörigen auf beiden Seiten lastet er teilweise den Boulevardmedien an, die ihm seit seiner Kindheit auf Schritt und Tritt folgen. (dpa/rsc/tma)

Prinz Harry