3 months ago

Podcast "Die Lage – international": Vertreiben die Russen die ukrainische Armee aus Kursk, Herr Mölling?



Die russische Armee hat mit ihrer Gegenoffensive in der Region Kursk begonnen. Ob sie Erfolg haben wird, ist aber keineswegs klar, sagt Experte Christian Mölling.

Audio Lage, '35, 130924

Der Erfolg der russischen Gegenoffensive in der Region Kursk hängt nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling vom politischen Willen in Moskau ab – ob der ausreiche, sei aber zweifelhaft. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Die Lage – international": "Wenn Russland es will, dann kann es die Ukraine aus dem Gebiet Kursk wieder herausschmeißen." Letztlich entscheidend sei, ob die russische Führung so viele Kräfte heranführe wie erforderlich – oder ob es ihr wichtiger sei, diese Truppen an der Front in der Ukraine einzusetzen. Der neue Direktor des Europa-Programms der Bertelsmann-Stiftung sah keine klaren Anhaltspunkte, dass Russland alles für die Wiedereinnahme der von der Ukrainer besetzten Gebiete tun werde. Er sagte: "Mein Eindruck ist: Russland will das nicht." Mölling erläuterte, dass es ja Teil des Plans der Ukrainer gewesen sei, mit dem Vordringen nach Russland dafür zu sorgen, dass der Feind Einheiten von der Front im eigenen Land abzieht. 

Lage in Kursk: Iranische Raketen verändern den Krieg

Für den Experten ist offen, ob die Entwicklung in Kursk tatsächlich dem Plan der Ukraine entspricht, wie von deren Führung behauptet. Denkbar sei, dass es der Ukraine darum gehe, zunächst das Gebiet so lange wie möglich zu halten und bei den Kämpfen die dort eingesetzten russischen Verbände zu schwächen. Gelassen reagierte Mölling auf die neuen Drohungen aus Moskau, dass westliche Staaten zu Kriegsparteien würden, wenn sie den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen tief in Russland zuließen. Er erwartete, dass die USA die Einsatzmöglichkeiten der Waffen durch die Ukraine trotz dieser Warnungen ausweiteten. "Ich denke, dass man vor dem Hintergrund der jetzt aus dem Iran gelieferten Raketen näher daran ist, die Zielbeschränkungen für die westlichen Systeme aufzuheben", sagte er. Die iranischen Raketen seien so schnell, dass "man fast keine Möglichkeiten hat, wenn sie in der Luft sind, das heißt, man muss sich überlegen, ob man sie am Boden zerstören kann".

Wann verhandeln Russland und Ukraine?

Für die Ukraine wie für Russland sei es eine wichtige Frage, wann und unter welchen Umständen es zu Verhandlungen komme. Hierauf hat auch der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen einen erheblichen Einfluss. Bei einem Sieg Donald Trumps gilt es als wahrscheinlich, dass er die Unterstützung der Ukraine so reduziert, dass das Land in Verhandlungen gezwungen wird. Dazu sagte Mölling: "So wie sich im Westen die Perspektive verändert hat und man eine höhere Wahrscheinlichkeit für den Gewinn der Demokraten mit Kamala Harris unterstellt, ist das auch in Russland der Fall." Daher müssten bisherige Pläne neu bewertet werden. Er erinnerte an das ursprüngliche Kalkül der Ukraine, Eroberungen in Russland als Faustpfand für Verhandlungen zu nutzen.

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