Chinesische Online-Shops wie Temu und Shein unterbieten Amazon preislich bei nahezu allen Artikeln. Dagegen will der Shopping-Gigant offenbar etwas tun.
Das IT-Fachmagazin "The Information" will erfahren haben, dass Amazon die Dominanz von Anbietern wie Temu und Shein bei extremer Billigware nicht länger akzeptiere. Demnach plane der Shopping-Riese eine Art Konkurrenz-Shop im Niedrigpreissegment. Dem Bericht zufolge soll es im Rahmen des neuen Angebots äußerst scharfe, teils beinahe unrealistisch niedrige Preisgrenzen geben.
"The Information" schreibt, dass Schmuck beispielsweise nicht mehr als acht US-Dollar kosten dürfe, Bettwäschegarnituren unter neun US-Dollar liegen müssten, Gitarren nicht mehr als 13 US-Dollar kosten dürften und es sogar Sofas für unter 20 US-Dollar geben solle. Diese spezifischen Angaben sollen aus einem Schreiben an potenzielle Händler stammen, bei denen Amazon für das neuartige Sortiment warb.
Mehr chinesische Anbieter für Amazon
Der Bericht bestätigt Gerüchte, die bereits im Sommer aufkamen, unter anderem bei "CNBC". Damals soll Amazon ein Event nur für geladene chinesische Verkäufer veranstaltet haben, bei dem die Pläne für den neuen Shop erstmals umrissen worden seien.
Amazon sehe demnach vor, auch Verkäufern bei den Gebühren entgegenzukommen. Demnach sollen die Versandkosten für kleinere Sendungen deutlich gesenkt werden, was das Verschicken von Ramschware erst lukrativ macht.
Es heißt, dass dann allerdings noch mehr Waren direkt aus China verschickt werden würden, was sich im Umkehrschluss negativ auf die Versanddauer auswirken würde. Ob Amazon das Billigsortiment zunächst nur für die USA plant oder damit auch in weiteren Ländern starten möchte, ist nicht bekannt.
Doch schon jetzt werden zahlreiche Produktkategorien bei Amazon auch in Deutschland von chinesischen Anbietern dominiert – vieles wird allerdings aus dem jeweiligen Land der Käufer verschickt. Die günstigen Preise der namenlosen Anbieter haben jedoch handfeste Nachteile: Die Qualität vieler Artikel entspricht oft nicht den Erwartungen und auf viele Bewertungen kann man sich nicht mehr blind verlassen, da insbesondere chinesische Anbieter mit Werbezetteln und kleinen Geschenken um möglichst kritikfreie Rezensionen bitten.
Politik arbeitet an härteren Regeln
In der EU wird sich zudem zeigen, ob ein solches Angebot überhaupt noch gestartet werden kann. Auch für Temu und Shein zieht sich die Schlinge hierzulande allmählich zu, da die Billiganbieter ihr Geschäft vorbei an zahlreichen Regularien, Vorschriften und Gesetzen betreiben. Zuletzt kündigte das EU-Parlament laut "Tagesschau" schärfere Kontrollen von Ware und Lieferbedingungen an. Weite Teile des Parlaments fordern zudem eine schnellere Zoll-Reform, damit die kleinen Sendungen nicht mehr so leicht unter dem Radar fliegen können.