Das Urteil fällt vernichtend aus: Laut der "New York Times" ist ein unwürdigerer Präsidentschaftskandidat als Trump kaum vorstellbar. Er habe sich als "moralisch ungeeignet" erwiesen. Auch die Tochter des Trump-Getreuen Giuliani hat eine klare Meinung zu Trump.
Der Redaktionsausschuss der renommierten US-Zeitung "New York Times" hat gut einen Monat vor der Präsidentschaftswahl in den USA eine Wahlempfehlung für die demokratische Kandidatin Kamala Harris gegeben. "Kamala Harris ist die einzige Wahl", schreibt das sogenannte Editorial Board der Zeitung in einem Meinungsartikel. Der republikanische Kandidat Donald Trump sei dagegen ungeeignet.
Die Zeitung schrieb, es sei schwer vorstellbar, dass es einen unwürdigeren Kandidaten für das Amt des US-Präsidenten gebe als den mittlerweile wegen Straftaten verurteilten Trump. "Er hat sich als moralisch ungeeignet für ein Amt erwiesen." Trump habe bewiesen, dass er vom Temperament her ungeeignet sei für ein Amt, das Eigenschaften wie Weisheit, Ehrlichkeit, Einfühlungsvermögen, Mut, Zurückhaltung, Bescheidenheit und Disziplin erfordere - Eigenschaften, die ihm am meisten fehlen. "Wenn die amerikanischen Wähler ihm nicht die Stirn bieten, wird Herr Trump die Macht haben, unserer Demokratie tiefgreifenden und dauerhaften Schaden zuzufügen."
Aus diesem Grund sei Trumps demokratische Konkurrentin Kamala Harris, "ungeachtet aller politischen Meinungsverschiedenheiten, die die Wähler mit ihr haben könnten, die einzige patriotische Wahl für das Präsidentenamt", hieß es weiter. Auch wenn sie vielleicht nicht die perfekte Kandidatin für jeden Wähler sei, vor allem nicht für diejenigen, die frustriert und verärgert seien über die Versäumnisse der Regierung - bei Themen wie Einwanderung, Wohnkosten bis hin zur Waffengewalt. "Wir fordern die Amerikaner jedoch auf, die Bilanz von Frau Harris mit der ihres Gegners zu vergleichen. Frau Harris ist mehr als eine notwendige Alternative."
Giulianis Tochter für Harris
Auch Caroline Giuliani, die Tochter des einstigen Bürgermeisters von New York und späteren Trump-Gefährten, Rudy Giuliani, warb für Harris. "Donald Trump nahm mir meinen meinen Vater. Bitte lasst ihn nicht auch noch unser Land nehmen", schrieb die Filmemacherin in einem Beitrag für "Vanity Fair". Sie sorge sich, dass zu viele Amerikaner die Erinnerung an "Trumps zutiefst destabilisierende Präsidentschaft", die sie psychisch auslauge, noch nicht verarbeitet hätten.
"Wenn sich genügend Menschen wirklich daran erinnern würden, wie sich dieses Chaos angefühlt hat, wäre eine weitere Amtszeit von Trump nicht einmal im Gespräch", so Caroline Giuliani weiter. "Aber für diejenigen, die bereit sind, die nackte und ungeschminkte Wahrheit zu sehen, gibt es überall um uns herum unmissverständliche Hinweise auf Trumps zerstörerische Spur, und es hat mir das Herz gebrochen, mit ansehen zu müssen, wie mein Vater zu einem von ihnen wurde."
In Umfragen liefern sich die beiden Kontrahenten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Wahl findet am 5. November statt. In den USA ist es üblich, dass Zeitungen Wahlempfehlungen geben. Die "New York Times" betont, das Editorial Board sei ein Ausschuss von Meinungsjournalisten und unabhängig von der Nachrichtenredaktion.