
Ein Ermittlerkommitee will Südkoreas suspendierten Präsident Yoon befragen, doch der bleibt den Terminen fern. Künftig wird er sich nicht mehr drücken können: Gegen ihn liegt jetzt ein Haftbefehl vor.
Gegen den suspendierten südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol ist Haftbefehl erlassen worden. Das zuständige Gericht in Seoul habe einem entsprechenden Antrag stattgegeben, erklärte das gemeinsame Ermittlerkomitee. Yoon war im Rahmen der Ermittlungen wegen der kurzzeitigen Ausrufung des Kriegsrechts zuvor dreimal zur Befragung vorgeladen worden, weigerte sich aber jedes Mal, zu erscheinen - so auch zum jüngsten Termin am Sonntag.
Gegen Yoon ermitteln die Staatsanwaltschaft sowie ein gemeinsames Team aus Polizei, Verteidigungsministerium und Antikorruptionsbehörde. Dieses soll die Umstände der umstrittenen Ausrufung des Kriegsrechts prüfen. Yoons Anwälte hatten den von den Ermittlern beantragen Haftbefehl zuvor als "ungerechtfertigt" bezeichnet. Laut dem Gesetz könne ein amtierender Präsident nicht wegen Machtmissbrauchs belangt werden.
Der mittlerweile suspendierte Yoon hatte angesichts eines Haushaltsstreits am 3. Dezember überraschend von der Verhängung des Kriegsrechts Gebrauch gemacht und damit das In- und Ausland aufgeschreckt. Das von der Opposition dominierte Parlament nutzte jedoch in einer dramatischen Sitzung sein Vetorecht, woraufhin Yoon das Kriegsrecht nach wenigen Stunden wieder aufhob. Seitdem gibt es in Südkorea Massenproteste gegen Yoon.
Staatsanwaltschaft: Yoon soll Waffeneinsatz erlaubt haben
Die Staatsanwaltschaft erhob schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten: Wie aus einem zehnseitigen Bericht hervorgeht soll Yoon das Militär angewiesen haben, bei Bedarf Waffen einzusetzen, um die Erstürmung des Parlaments zu ermöglichen. Yoons Anwalt wies den Inhalt des Dokuments zurück.
Die kurzzeitige Ausrufung des Kriegsrechts hatte Südkorea in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten gestürzt. Die Spannungen verschärften sich vergangene Woche weiter, als das Parlament dafür stimmte, auch Yoons Nachfolger, Interimspräsident Han Duck Soo, des Amtes zu entheben. Die Opposition hatte die Abstimmung mit der Begründung beantragt, dass Han sich geweigert habe, das Amtsenthebungsverfahren von Yoon abzuschließen. An Hans stelle rückte Finanzminister Choi Sang Mok.