Wer noch tiefer in die faszinierende Sage des Wüstenplaneten eintauchen will, bekommt dank der Serie "Dune: Prophecy" die Gelegenheit dazu.
Mit den ersten beiden Teilen seiner "Dune"-Trilogie ist dem Regisseur Denis Villeneuve, 57, bereits etwas kaum Vorstellbares gelungen: Eine würdige Verfilmung der komplexen Romane von Frank Herbert (1920-1986), die aber in entscheidenden, aus heutiger Sicht notwendigen Nuancen von der Vorlage abweicht. Wer nach dem sechsfach Oscar-prämierten "Dune" von 2021 und dessen kommerziell noch erfolgreicheren Nachfolger von 2024 nicht genug vom Wüstenplaneten bekommt, sollte sich den 18. November fett auf den Sandwurm schreiben. Dann startet mit "Dune: Prophecy" auf Sky und Wow die erste Serie über den Kampf um Arrakis und dessen mächtige Wunderdroge Spice, die sich zugleich mit dem größten Mysterium aus dem "Dune"-Kosmos beschäftigt: den scheinbar allwissenden Mitgliedern der Bene Gesserit.
Das Intrigenspiel beginnt - Darum geht es in "Dune: Prophecy"
Die Handlung von "Dune: Prophecy" setzt gute 10.000 Jahre vor der Geburt eines gewissen Paul Atreides, genannt Lisan al-Gaib, ein, der sich als vermeintlicher Erlöser von Arrakis entpuppen soll. Die Menschheit hat gerade den blutigen Krieg gegen die "denkenden Maschinen" für sich entschieden, wenn auch zu einem hohen Preis: Milliarden Menschen kamen in den Schlachten gegen die aufbegehrende Künstliche Intelligenz ums Leben, deren Auslöschung drückte den technologischen Reset-Knopf.
Inmitten dieses Zeitenwandels entsteht die Schwesternschaft von Rossak, ein Orden, der später als Bene Gesserit bekannt werden soll. Im Zentrum stehen hierbei die beiden Harkonnen-Schwestern Valya (Emily Watson, 57) und Tula (Olivia Williams, 56), die gemeinsam mit ihren Ordensschwestern insgeheim die Geschicke des gesamten Universums zu lenken scheinen. Doch die ultimative Kontrolle hat zuweilen einen hohen Preis.
Heiligt der Zweck alle Mittel?
Bekanntlich geht mit großer Macht auch große Verantwortung einher. Aber heiligt der Zweck wirklich alle Mittel, egal, wie unmoralisch diese erscheinen mögen? Und wo hört das Streben nach dem Allgemeinwohl auf und beginnt, stattdessen egoistischen Motiven zu weichen? Genau diesen Fragen geht - wie auch die Filme von Denis Villeneuve - die Serie "Dune: Prophecy" nach.
In seinem wendungsreichen Intrigenspiel muss sich die "Dune"-Serie nicht vor dem Goldstandard in dieser Hinsicht, dem vielfach ausgezeichneten Fantasy-Spektakel "Game of Thrones", verstecken. Statt Kleinfinger oder der roten Priesterin flüstern hier die späteren Bene Gesserit den Weltherrschern ins Ohr, um schon Generationen im Voraus den weiteren Weg der Menschheit zu lenken.
Es ist genau diese Einflussnahme, von ihren Kritikern als dreiste Manipulation und Machtmissbrauch bezeichnet, die 10.000 Jahre später die fanatische Erlöserverehrung von Paul Atreides möglich machen wird. Da die erste Staffel jedoch nur aus sechs Episoden besteht, verrennt sich die Serie nicht in zu langatmige Plotsträngen, sondern bleibt kurzweilig und spannend. Nach dem schockierenden Cliffhanger der ersten Episode etwa werden die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer wohl umgehend nach Folge zwei lechzen.
Enthüllt die Serie zu viel?
Die Sorge, dass "Dune: Prophecy" zur Entmystifizierung der Bene Gesserit führen könnte, ist zum Glück unbegründet. Vielmehr trägt die Serie noch zu deren Legendenbildung bei und erklärt einige Aspekte ihres Wirkens, die in den zeitlich limitierteren Filmen nur oberflächlich behandelt wurden. Als Begleitserie zu Villeneuves "Dune"-Vision bietet sich die Serie, die auf dem Buch "Der Thron des Wüstenplaneten" von Frank Herberts Sohn Brian, 77, basiert, also vorzüglich an. Durch den immensen zeitlichen Abstand zur Handlung der Filme kann sie aber auch ohne Probleme eigenständig betrachtet werden.
Wer jedoch zum ersten Mal auf den Wüstenplaneten Arrakis reist, muss sich zu Beginn von "Dune: Prophecy" auf einige Fragezeichen gefasst machen. Das komplexe Konstrukt der Autoren-Familie Herbert lässt sich schlichtweg nicht in einer kurzen Exposition zusammenfassen. Auch wenn es die Serie redlich versucht.
Die Mischung macht's
"Dune: Prophecy" versammelt einen talentierten Ensemble-Cast aus verdienten Stars und vielversprechenden Newcomern. Neben "The Sixth Sense"-Star Olivia Williams und Emily Watson, die schon in der herausragenden HBO-Serie "Chernobyl" brillierte, sind das etwa Charaktermime Mark Strong, 61, als augenscheinlich allmächtiger Imperator Javicco Corrino oder "Vikings"-Mime Travis Fimmel, 45, als zwielichtiger Arrakis-Veteran Desmond Hart. Die hierzulande noch recht unbekannte dänische Schauspielerin Sarah-Sofie Boussnina, 33, schlüpft derweil in die Rolle von Prinzessin Ynez, die in die mysteriösen Künste des Schwesternordens eingeführt werden soll.
Fazit:
"Dune: Prophecy" vermag die ungewöhnliche Vermählung von märchenhafter Magie und Sci-Fi-Setting, für die die Wüstenplanet-Romane seit jeher stehen, gekonnt einzufangen. Wer sich über eine kleine Anfangshürde wagt, in der sich neue "Dune"-Zuschauer von Informationen und Sinneseindrücken eventuell überfordert fühlen könnten, wird mit einer spannenden und stark besetzten Geschichte entlohnt. Eine Geschichte, die beinahe so süchtig wie das sagenumwobene Spice macht.
Wer sich davon selbst überzeugen will, bekommt ab dem 18. November die Gelegenheit. Entweder auf Sky Atlantic, dort wird wöchentlich um 20:15 Uhr eine neue Episode von "Dune: Prophecy" veröffentlicht, oder auf Abruf via Sky und Streamingdienst Wow.