Neonazi nicht erkannt?: Ärger um Maifest-Foto von Mittelsachsens neuem Landrat

Artikel Bild

Seit Kurzem hat Sven Krüger einen neuen Posten inne: Landrat von Mittelsachsen. Doch schon sorgt ein aufgetauchtes Foto mit einem Neonazi bei einem Maifest für Ärger. Der parteilose Politiker sieht in einem Statement keinen Fehler bei sich. Deutliche Kritik kommt von den Grünen.

Augen auf beim Posieren. Das weiß spätestens jetzt auch Sven Krüger, der seit einigen Tagen Landrat des Landkreises Mittelsachsen ist und vorher Bürgermeister von Freiberg war. Die "Freie Presse" veröffentlichte ein Bild, das Krüger mit einem bekannten Neonazi bei einem Maifeuer zeigt. Als Politiker in einer Region, in der es seit Langem große Probleme mit Rechtsradikalen gibt, hätte Krüger diesen definitiv erkennen können.

Der Neonazi, der regelmäßig abstruse Propaganda auf Tiktok teilt, trug ein Shirt mit der Aufschrift "NS Fightclub". Zudem hat er eine schwarze Sonne am Ellenbogen tätowiert, ein bei Rechtsextremen beliebtes Symbol. Auf seinen Beinen ist zudem ein tätowierter Schlagring zu sehen und noch etwas, das einer schwarzen Sonne ähnelt.

Der parteilose Krüger sprach in einem Statement auf Facebook zwar davon, mit der "falschen Person" abgelichtet worden zu sein, räumte aber keinen Fehler ein. Stattdessen schrieb er, ihm sei zum Verhängnis geworden, dass er "als ganz normaler Mensch" ein Fest besuchte und dabei zugelassen habe, fotografiert zu werden. "Wer mich kennt, weiß, dass ich mich von allen extremistischen Positionen stets distanziert habe."

Er wolle "weiterhin als ganz normaler Bürger unter Menschen gehen", so Krüger weiter. "Auch wenn dadurch das Risiko bleibt, im falschen Moment fotografiert zu werden. Doch damit bleibe ich mir selber treu." Kein Wort davon, beim nächsten Mal genauer hinschauen zu wollen, wenn ein offensichtlicher Neonazi vor ihm steht.

Grüne fordern "unmissverständliche Stellungnahme"

Kritik gab es unter anderem von den sächsischen Grünen: "Sven Krüger verharmlost Neonazis und deren menschenverachtende Gesinnung. Er verspielt so das Vertrauen der Menschen. Wir fordern eine unmissverständliche Stellungnahme. Es reicht nicht, sich hinter der Floskel einer angeblich unvermeidbaren Fotosituation zu verstecken."

Der Landrat ist nicht der erste bekannte Politiker, dem Vergleichbares passiert. Ein weiterer bekannter Fall aus der Vergangenheit ist Philipp Amthor. Dieser bemerkte laut eigenen Angaben einst bei einem Pferdefestival im vorpommerschen Boock nicht, dass neben ihm eine Person stand, die sich mit ihrem T-Shirt mit der mittlerweile gestorbenen und früher inhaftierten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck solidarisierte. Der Aufdruck war jedoch unauffälliger als der im Fall des Neonazis, der sich mit Sven Krüger ablichten ließ. Auch Tattoos mit rechtsradikaler Symbolik besaß der Mann neben Amthor nicht.

Adblock test (Why?)