Während der Corona-Pandemie haben sich Fahrräder quasi von selbst verkauft. Von dem darauffolgenden Einbruch hat sich die Branche bislang nicht erholt. Für die Kunden muss das nicht schlecht sein.
Die europäische Fahrradbranche muss weiter mit starkem Gegenwind zurechtkommen, während die Kunden auf hohe Rabatte hoffen können. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Roland Berger bleiben die Absatzzahlen neuer Räder auch in den kommenden beiden Jahren deutlich unter dem Niveau des Rekordjahres 2021, als im Zeichen der Corona-Pandemie europaweit 22,1 Millionen Räder verkauft und ein Umsatz von 21,2 Milliarden Euro erzielt wurden.
Obwohl infolge des E-Bike-Booms der Durchschnittspreis pro Fahrrad deutlich steigt, erwarten die Autoren mit rund 20 Milliarden Euro auch noch im Jahr 2026 Erlöse unterhalb des Rekords. Dafür müssten dann 15,9 Millionen Räder verkauft werden. Im laufenden Jahr werden es laut Prognose 15,3 Millionen Räder mit einem Umsatz von 17,5 Milliarden Euro werden.
Große Bestände überall
Die Hersteller sitzen auf großen Mengen fertig montierter Räder und teuer eingekaufter Komponenten, während der Handel kaum nachordert, weil er seinerseits zunächst eigene Lagerbestände abbauen muss. Frühestens mit der Saison 2026 werde eine Erholung einsetzen, heißt es in der Marktstudie, für die 40 Brancheninsider qualitativ befragt wurden.
In den Geschäften sind Räder oft nur mit hohen Rabatten verkäuflich. "Die momentanen Margen für mich als Händler sind aufgrund der laufenden Rabattaktionen so niedrig, dass es deutlich risikoreicher ist, Ware bei meinen Fahrradmarken zu bestellen als auf den Zusatzumsatz zu verzichten", wird der Geschäftsführer einer Handelskette zitiert.
Weil der Handel auch auf der Frankfurter Leitmesse "Eurobike" sehr viel weniger bestellt hat als erwartet, gehen die Studienteilnehmer mehrheitlich von weiteren Absatzrückgängen aus. Ein großer E-Bike-Hersteller plant nach eigenen Angaben für 2025 einen Mengenrückgang von 15 Prozent.
E-Bikes könnten im Schnitt billiger werden
Die Studie, an der auch der Pressedienst Fahrrad mitgewirkt hat, sieht den übergeordneten Mega-Trend zur CO2-freien Mobilität in Europas Städten aber weiter intakt. Umsatzwachstum werde über den wachsenden Anteil von E-Bikes realisiert, die im deutschen Markt schon mehr als die Hälfte aller Verkäufe ausmachen. Andere europäische Märkte haben teils erst E-Bike-Quoten von 30 Prozent, sodass zusätzliche Absatzmöglichkeiten bestehen. Die Durchschnittspreise für E-Bikes dürften sich dafür mit einfacherer Technik auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendeln. In Deutschland hat das verbreitete Dienstrad-Leasing bislang besonders kostspielige Bikes begünstigt.