
Mit seiner Ankündigung von Strafzöllen auf kanadische Waren verärgert der designierte Präsident Trump den US-Nachbarn noch vor seiner Amtseinführung. Um die Sache zu klären, fliegt Kanadas Premier Trudeau kurzerhand nach Mar-a-Lago. Das dortige Abendessen verläuft offenbar positiv.
Angesichts der von Donald Trump angedrohten Importzölle auf kanadische Waren ist Kanadas Premierminister Justin Trudeau für ein Treffen mit dem künftigen US-Präsidenten nach Florida gereist. Am Freitag aßen sie in Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach zu Abend. Eine Gewährsperson sprach im Anschluss von einem positiven und weitreichenden Treffen, das drei Stunden gedauert habe. Neben der Handelspolitik, Grenzsicherheit und Drogenschmuggel sei es um Verteidigungspolitik, den Ukraine-Krieg, die NATO, den Umgang mit China, Pipelines sowie den im kommenden Jahr in Kanada geplanten G7-Gipfel gegangen, hieß es.
Trudeau ist der erste Regierungschef der Gruppe der sieben führenden Industrieländer, der Trump nach dessen Wahlsieg Anfang November besucht hat. An dem Abendessen nahmen unter anderen der Unternehmer Howard Lutnick, Trumps Kandidat für den Posten des Handelsministers, der von Trump als Innenminister nominierte Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum, sowie Mike Waltz teil, Trumps Wahl für das Amt des nationalen Sicherheitsberaters. Trudeau hatte unter anderen seinen Minister für öffentliche Sicherheit, Dominic LeBlanc, und seine Stabschefin Katie Telford mitgebracht.
Trumps Übergangsteam reagierte nicht auf Fragen nach den Themen, die mit Trudeau und dessen Delegation besprochen wurden. Auch der kanadische Premier wollte sich nicht äußern. Der frühere und künftige US-Präsident hatte angedroht, unmittelbar nach seiner Amtseinführung im Januar Zölle von 25 Prozent auf Waren aus Kanada und Mexiko zu verhängen, falls sie den Schmuggel von Menschen und Drogen wie das Opioid Fentanyl über ihre Grenzen zu den USA nicht aufhalten sollten. Fentanyl wird von mexikanischen Drogenkartellen mit Chemikalien hergestellt, die aus China eingeliefert werden - ein weiteres Land, das Trump mit Zöllen belegen will.
Vor seiner überraschenden Florida-Reise betonte Trudeau am Freitag, dass er den drohenden Zollstreit durch Gespräche mit Trump lösen wolle. Trump habe die Wahl gewonnen, weil er versprochen habe, die Preise für Lebensmittel zu senken, sagte der kanadische Premier. Doch nun rede der designierte US-Präsident davon, auf die Preise von allen möglichen Produkten 25 Prozent draufzuschlagen. Damit würde Trump nicht nur Kanadiern wehtun, sondern auch die Preise für Amerikaner erhöhen und der Industrie und den Unternehmen in den USA schaden.