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Möglicher Baerbock-Nachfolger: Deutschlands nächster Außenminister? Das ist Johann Wadephul

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Die neue Bundesregierung hat Ministerposten zu vergeben. Johann Wadephul könnte Gerüchten zufolge Leiter des Auswärtigen Amtes werden. Ein Blick auf den CDU-Politiker.

Es ist ein grauer November-Tag im Jahr 2019 in Berlin. Johann Wadephuls Arbeitstag ist eigentlich schon vorbei, doch er nimmt sich am Abend noch Zeit für unsere Gruppe aus Kieler Studenten. Wir sind im Rahmen einer Exkursion zur Medienarbeit in der Außen- und Sicherheitspolitik – eines von Wadephuls Fachgebieten – in die Hauptstadt gereist. In einem Raum im Jakob-Kaiser-Haus neben dem Reichstagsgebäude empfängt uns der CDU-Politiker. Wir setzen uns gemeinsam an den großen, hellbraunen Konferenztisch. Draußen ist es längst dunkel geworden, doch Wadephul wirkt hellwach und stellt sich dem Fragenhagel: "Wie verteidigungsfähig ist die Bundeswehr? Wie geht Deutschland mit Trump um? Und wie reagiert die Union auf die AfD?"

Das ist jetzt fünfeinhalb Jahre her. Und auch heute beschäftigt sich Wadephul im politischen Berlin (wieder) mit denselben Themen: Donald Trump ist zurück als US-Präsident und setzt die Sicherheit der Ukraine und Europas aufs Spiel. Währenddessen rückt Deutschland weiter nach rechts, die AfD liegt in einzelnen Umfragen nach der Bundestagswahl mit der CDU gleichauf. 

Wie sich mit diesen Situationen umgehen lässt, muss Wadephul womöglich bald von Amts wegen beantworten.

Denn der CDU-Politiker ist Gerüchten zufolge der Favorit auf den Posten des Außenministers in der neuen Bundesregierung. Gleichzeitig verdichten sich die Hinweise, dass der beliebte Boris Pistorius (SPD) als Verteidigungsminister im Amt bleiben wird. Das will jedenfalls "t-online" aus Verhandlungskreisen der kürzlich abgeschlossenen Koalitionsgespräche erfahren haben. Wenn es so kommt, soll die CDU wohl im Gegenzug das Auswärtige Amt erhalten – Bahn frei für Wadephul. Damit würde er die Nachfolge der Grünen-Politikerin Annalena Baerbock antreten.

Wer ist Johann Wadephul, und wofür steht er?

Johann Walter David Rudolf Wadephul, wie er mit vollem Namen heißt, wurde 1963 in Husum an der Nordsee geboren und trat 1982 in die Junge Union und CDU ein. Gleichzeitig begann er, als Zeitsoldat in der Bundeswehr zu dienen. Ab 1986 folgte ein Studium der Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, zehn Jahre später die Promotion, und seit 2009 ist Wadephul Fachanwalt für Medizin- und Sozialrecht.

Seine politische Karriere nahm ebenfalls Fahrt auf: Von 1997 bis 2000 war Wadephul Generalsekretär der CDU Schleswig-Holstein. Anschließend übernahm er für zwei Jahre den Landesvorsitz der Partei. Seit 2006 ist Wadephul Kreisvorsitzender der CDU Rendsburg-Eckernförde, seit 2009 vertritt er den Wahlkreis auch als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Der Politiker lebt in Molfsee, einer Gemeinde in der Nähe der Landeshauptstadt Kiel, ist verheiratet und hat drei Kinder.

Nach der Bundestagswahl 2017 wurde Wadephul stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion mit dem Schwerpunkt Verteidigung, Außen- und Sicherheitspolitik. Als Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der Nato spricht er sich für eine sicherheitspolitische Zusammenarbeit in Europa und für die uneingeschränkte Unterstützung der Ukraine aus.

Eher keine feministische Außenpolitik mehr

Mit der Übernahme des Auswärtigen Amts durch die CDU erwartet Wadephul eine Stärkung der deutschen Außenpolitik. "Es war in den vergangenen Jahren so, dass das Auswärtige Amt sich auch immer ein bisschen als Korrektivorgan verstanden hat", sagte der Vizevorsitzende der Unionsfraktion am Rande der Vorstellung des schwarz-roten Koalitionsvertrages in Berlin. "Das muss jetzt nicht mehr so sein, sondern man kann im Vorhinein in Abstimmungsprozesse hineingehen" – ein Seitenhieb in Richtung der geschäftsführenden Ministerin Baerbock, der häufig eine belehrende Art gegenüber anderen Staaten vorgeworfen wurde. Heißt: Feministische Außenpolitik wird es unter Wadephul wahrscheinlich nicht geben.

So komme es in den USA "fast nur noch auf den Präsidenten an", sagte Wadephul. Umso wichtiger sei es, "dass Deutschland dort auch eine Stimme entwickelt". Darin sehe er eine große Chance für das Außenministerium und für das Kanzleramt. Wadephul betont auch immer wieder die Wichtigkeit der transatlantischen Beziehungen. Angesprochen auf Trumps radikale Zollpolitik sagte der CDU-Politiker letzte Woche dem Sender Welt: "Wir sollten die Hand ausgestreckt lassen, verhandlungsbereit sein, etwas anbieten, aber natürlich auch sagen, dass wir uns auch wehren könnten, wenn die Verhandlungen nicht gut laufen."

Wadephul wurde Opfer eines russischen Streichs

Mit Russland müsse man ebenfalls an den Verhandlungstisch kommen, sagte Wadephul kürzlich im Deutschlandfunk vor dem Nato-Treffen in Brüssel. Solange Deutschland weiterhin täglich von russischen Cyber- und hybriden Attacken betroffen ist, sei es nicht möglich, die Beziehungen mit Moskau zu normalisieren. Der CDU-Politiker spricht aus Erfahrung: Zu Beginn des Jahres wurde Wadephul zum Wadefool, als er auf den Fake-Anruf eines russischen Komiker-Duos hereinfiel.

Sollte Wadephul Außenminister werden, braucht er im Umgang mit den USA und Russland wohl etwas mehr Geschick und weniger Leichtgläubigkeit. Denn der Mann aus Schleswig-Holstein hätte es dann mit den geopolitischen Schwergewichten Trump und Putin zu tun. Keine leichte, aber eine Aufgabe, die man Wadephul in der neuen Bundesregierung offenbar zutraut.

Weitere Quellen:CDU, "Berliner Morgenpost", "Welt", mit Material der DPA