In einem Brief fiel der Fantasy-Autor ein ganz eindeutiges Urteil über die Sci-Fi-Reihe. Jahrzehnte später haben sich die jeweiligen Adaptionen zu Kino-Hits entwickelt.
Die Werke „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien und „Dune“ von Frank Herbert gelten als Meilensteine der Fantasy- beziehungsweise Science-Fiction-Literatur. Beide Autoren haben mit ihren Epen nicht nur neue Welten geschaffen, sondern auch den jeweiligen Genres zu unvergleichlicher Tiefe und Reife verholfen.
Doch trotz dieser Parallelen äußerte sich Tolkien, nach Angaben von Collider, in einem Brief an einen Fan im Jahr 1966 überraschend schroff über die Sci-Fi-Reihe seines Kollegen:
„Vielen Dank, dass Sie mir ein Exemplar von ‚Dune‘ geschickt haben. Ich habe bereits letztes Jahr eines von [Sterling E.] Lanier erhalten und kenne das Buch daher schon ein wenig. Es ist für einen noch schreibenden Autor unmöglich, einem anderen Autor gegenüber fair zu sein, der in ähnlichen Bahnen arbeitet. Zumindest empfinde ich das so. Tatsächlich missfällt mir ‚Dune‘ ziemlich stark und in einem so unglücklichen Fall ist es am besten und fairsten dem anderen Autor gegenüber, zu schweigen und jeglichen Kommentar zu verweigern…“
Eine Begründung blieb er schuldig, doch Literaturwissenschaftler*innen und Leser*innen haben im Laufe der Zeit versucht, diese Abneigung nachzuvollziehen und stießen auf einen tiefen ideologischen Graben zwischen den beiden Werken und ihren Schöpfern: Gemeint ist die Religion.
Tolkien und Herbert wuchsen beide im katholischen Glauben auf, doch ihre Erfahrungen hätten unterschiedlicher kaum sein können. Tolkien blieb der Kirche sein Leben lang treu. Seine Romane sind stark von christlicher Symbolik und einer klaren Vorstellung von Gut und Böse geprägt. Herbert hingegen wandte sich von seiner religiösen Erziehung ab, die ihm von seinen irischen Tanten aufgezwungen wurde.
Doch auch ohne die Anerkennung von Tolkien entwickelte sich die Reihe zum Sci-Fi- und jüngst auch Kinoerfolg. „Dune 2“ belegte mit einem Einspielergebnis von über 714 Millionen US-Dollar nach Angaben von Box Office Mojo Platz 7 der kommerziell erfolgreichsten Filme 2024. Den Kino-Ht könnt ihr mittlerweile auch bequem daheim streamen, „Dune 2“ findet ihr aktuell hier als Kaufoption bei Prime Video.
Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an „Dune 3“. Alle Infos zur Sci-Fi-Fortsetzung erfahrt ihr in diesem Video:
Das unterscheidet die größten Sci-Fi- und Fantasy-Erzählungen
In Tolkiens Mittelerde wird Religion als ein wahrer und heiliger Weg dargestellt. Der Gott Eru Ilúvatar erschafft in „Der Herr der Ringe“ durch Musik eine harmonische Welt, die erst durch den gefallenen Engel Melkor gestört wird – eine Parallele zum christlichen Luzifer. Die Figuren handeln aus einer inneren Moral heraus, ihre Tugenden sind Ausdruck eines göttlichen Plans.
Herbert hingegen nutzt Religion als soziales Konstrukt. In „Dune“ wird Glaube von den Bene Gesserit gezielt manipuliert und eingesetzt, um Macht auszuüben. Paul Atreides wird als Muad’ib, als Messias, inszeniert, um die Fremen zu kontrollieren – eine kalkulierte politische Strategie vermischt mit dem Glauben.
Grundlegende Unterschiede
Auch das moralische Weltbild unterscheidet sich grundlegend. Tolkien folgt dem Prinzip: Gut ist, was moralisch richtig ist, unabhängig vom Ergebnis. Frodo beginnt seine Reise relativ impulsiv, ohne sich genauer Gedanken über die Gefahren und/oder den Weg zu machen. Selbst wenn er scheitert, zählt allein der Wille zum Guten.
Herbert hingegen schreibt aus der Sicht: Gut ist, was zum besten Ergebnis führt, auch wenn der Weg dorthin Opfer fordert. Paul Atreides trifft kontroverse Entscheidungen, die zum Teil viel Leid verursachen, weil er sie als das kleinere Übel betrachtet.
Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung und vielleicht ist es gerade dieser Kontrast, der „Der Herr der Ringe“ und „Dune“ zu zeitlosen Klassikern macht.