Michael Patrick Kelly bei "Sing meinen Song": Das Musikformat ist "ein bisschen heile Welt"

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Nach fünf Jahren kehrt Michael Patrick Kelly zu "Sing meinen Song" zurück. Sein Comeback feiert er mit einer bewegenden Kindheitserinnerung.

Die zwölfte Staffel von "Sing meinen Song" (dienstags um 20:15 Uhr bei Vox, auch via RTL+) ist in vollem Gange: Am 29. April steht der Tauschabend von Michael Patrick Kelly (47) an. Der Musiker nimmt bereits zum vierten Mal teil, 2019 und 2021 war er selbst Gastgeber. Dieses Mal tauscht der einstige Kelly-Family-Star mit Bosse, Mieze Katz, Madeline Juno, Finch und ClockClock seine Songs.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Michael Patrick Kelly, warum ihn die Sendung noch immer so berührt, wie Host Johannes Oerding einen Song für seine verstorbene Mutter zu etwas ganz Besonderem machte und welche Vorurteile es in der Show zu überwinden gilt. Außerdem spricht er über seine neue Single "The One", die in der Sendung ihre Live-Premiere hatte und die Liebe zu seiner Frau feiert.

Sie waren bereits mehrfach bei "Sing meinen Song" - sowohl als Teilnehmer als auch als Gastgeber. Wie war es, zurück zu sein?

Michael Patrick Kelly: Es hat Riesenspaß gemacht, nach fünf Jahren wieder dabei sein zu können. Als Gast konnte ich mich entspannen und einfach genießen. Als Gastgeber hat man mehr Verantwortung und muss die Truppe ein bisschen zusammenhalten. Ich liebe diese Show. Es ist eine Realityshow im besten Sinne des Wortes, weil das, was wir sehen, real ist. Es ist nichts geskriptet. Wir Musiker sind keine Schauspieler, die auf Knopfdruck weinen. Das ist wirklich, weil man berührt wird von den neuen Interpretationen. Jedes Mal ist es frisch, überraschend, überwältigend und sehr, sehr bewegend.

Was macht die Stimmung so besonders?

Kelly: Es fängt damit an, dass der Gastgeber ein Buddy und selbst auch Musiker ist und kein Moderator, der irgendwelche komischen Fragen stellt. Ich finde, Johannes macht das super. Da fühlt man sich direkt wohl. Das ist die Magie dieser Show: Sieben Fremde treffen aufeinander und werden innerhalb kürzester Zeit Freunde. Und das Ganze wegen der Musik, das ist wirklich verrückt. Da entstehen auch Freundschaften, die über die Sendung hinaus halten. Ich bin zum Beispiel heute noch sehr close mit Gentleman.

Wie ist es für Sie, Ihre Gefühle vor den anderen Künstlern so offenzulegen?

Kelly: Es ist natürlich ein volles Risiko, wenn Künstler sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten spiegeln, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich habe zum Beispiel vorher noch nie etwas von Finch gehört. Das ist ein sehr anderes Musikgenre, auf der Bühne ist der immer ein brüllender Löwe, ein Partyman. Aber dann sitzt er da und öffnet sich, fängt an zu weinen und erzählt etwas sehr Persönliches über ein Thema, an das er sich noch nie getraut hat. Und auf einmal erkennst du viele Parallelen, in den Höhen und Tiefen einer Musikerkarriere; da wird's halt schnell sehr persönlich und emotional. Musik ist sowieso etwas Emotionales und in den besten Fällen auch etwas sehr Persönliches, wo man sein Herz ausschüttet.

Sie haben Finchs Musikstyle schon angesprochen - hatten Sie deshalb Vorurteile ihm gegenüber?

Kelly: Man ist sich erst mal fremd, aber Vorurteile hatte ich nicht. Auch wenn wir sehr verschiedene Charaktere und in verschiedenen Musikgenres unterwegs sind - was uns alle verbindet, ist die Liebe zur Musik. Diese Leidenschaft für kreatives Schaffen ist der gemeinsame Nenner, da findet man sich immer wieder. Ich hatte in den vielen Songs von Finchs Repertoire einen Song gefunden, den er für seine Tochter geschrieben hat. Den fand ich sehr schön, weil sein Vaterherz darin spricht, ganz geradeaus, ohne Ironie. Das ist eine andere Seite, die man von Finch so nicht kennt. Damit bricht man eben mit den Klischees. Wir Menschen denken oft in Schubladen und ich finde, "Sing meinen Song" bricht das auf. Diversity wird auf eine sehr respektvolle und wertschätzende Art gelebt. In der Show gibt es irgendwie ein bisschen heile Welt in einer kaputten Welt.

Hat Sie in Ihrer Show eine von den Interpretationen besonders bewegt?

Kelly: Berührt hat mich "Mother's Day", interpretiert von Johannes Oerding. Die Geschichte hinter dem Song ist so: Meine Mutter starb, als ich fünf Jahre alt war. Ein halbes Jahr später war Muttertag und ich wollte Blumen zum Grab bringen. Als kleiner Junge bin ich dann zum Friedhof gelaufen und habe unterwegs das gepflückt, was ich finden konnte. Dort angekommen habe ich festgestellt, dass die anderen Gräber so tolle Blumensträuße hatten - meine wirkten dagegen ziemlich kümmerlich. Deswegen habe ich alle Blumen von den Gräbern geklaut, um sie auf das Grab meiner Mutter zu legen. Viele Jahre später bin ich noch mal hingefahren mit einem Pickup-Truck voller Blumensträuße, um das wiedergutzumachen. Die Leute im Dorf haben geweint, weil sie so berührt waren von der Geste - und endlich wussten, wer der Dieb von damals war (lacht). Johannes hat das in "Muttertag" umgeschrieben und mir einen besonderen Moment geschenkt.

Gibt es eine Geschichte, die Ihnen sonst besonders in Erinnerung geblieben ist?

Kelly: Wir haben vor fünf Jahren eine große Spendenaktion gemacht für die Menschen dort im Township in Südafrika. Ich durfte sie jetzt wieder besuchen und sehen, wie sich das alles entwickelt hat. Es war schön zu sehen, dass es nachhaltige Hilfe war, die fünf Jahre später immer noch fruchtet. Mieze wollte auch unbedingt auf diesen Besuch mitkommen und wir haben dort Fußball gespielt mit 50 Kids. Das war ein schöner Moment abseits der Dreharbeiten, diese lächelnden Gesichter zu sehen.

Ihren Song "iD" haben Sie damals im Rahmen von "Sing meinen Song" in Südafrika geschrieben. Waren Sie diesmal wieder so fleißig?

Kelly: Es ist diesmal kein Song vor Ort entstanden, dafür blieb neben den Aufzeichnungen kaum Zeit. Aber ich habe meine neue Single "The One" zum ersten Mal live performt. Das war ein schönes Gefühl, meine neue Musik erstmals vor unserer Gruppe von Artists zu testen. Es war toll zu sehen, wie die anderen den Song feiern. Finch hat gesagt, er will "The One" zu seinem neuen Wecker machen. (lacht)

"The One" handelt von einer Liebe, die auch schwierige Zeiten übersteht. Was ist Ihre Inspiration hinter dem Song?

Kelly: Ich wollte mit diesem Song die Liebe hochleben lassen, die alle Höhen und Tiefen besteht. In einer Beziehung ist niemand perfekt. Aber das "da bleiben" auch wenn es mal schwer ist und der Versuch, das Beste in sich aufzubringen für den anderen; ich finde, das hat etwas Kraftvolles. In der Beständigkeit und im Durchhalten wächst man, das ist ja auch im Sport so. Das klingt vielleicht romantisch, mit einer Person sein ganzes Leben verbringen zu wollen, so wie die Pinguine und die Schwäne. Aber ich bin jetzt bald 15 Jahre mit meiner Frau zusammen und das ist für mich ein großes Geschenk. Es war an der Zeit, das mit einem Song zu feiern.

Was ist Ihr Liebesgeheimnis, um nach dieser langen Zeit noch glücklich zu sein?

Kelly: Ich glaube, ehrliche Kommunikation ist wichtig. Und dass man die Beziehung zu einer Priorität macht, nicht zu einem Projekt neben vielen anderen. Dass der andere auch anders sein darf und es keine zweite Geige gibt - jeder Lebensweg ist für sich gesehen wichtig und relevant. Ein Geheimnis habe ich aber nicht. Es bleibt auch für mich immer ein bisschen Mystery im Zwischenmenschlichen. Deshalb singe ich in dem Song: "This is a love song, forever in the making".