
Parteiübergreifend würdigen Spitzenpolitiker das Vermächtnis des mit 81 Jahren verstorbenen Horst Köhler. Wegbegleiterin Angela Merkel war vom früheren Bundespräsidenten "immer wieder beeindruckt". Vielfach herausgestellt wird auch sein Engagement über Deutschland hinaus.
Der Tod des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler hat in der Politik Bestürzung ausgelöst. Deutschland verliere "einen engagierten Politiker, der sich zeit seines Lebens für eine gerechtere Welt eingesetzt hat", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz auf X. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel teilte mit, Köhler habe sie "mit seinem Elan, seiner Zuversicht und seinen Ideen immer wieder beeindruckt." Köhler sei "im besten Sinne des Wortes ein eigensinniger Mensch" gewesen. "Ich habe ihn in unseren Gesprächen als Mann mit Ecken und Kanten geschätzt", so Merkel.
CDU-Chef Friedrich Merz schrieb, Köhler habe "diesem Land mit Anstand, Klarheit und großer Leidenschaft gedient". Köhler habe "wichtige Impulse gesetzt - in der Finanzpolitik, in der internationalen Zusammenarbeit, in der Verantwortung Deutschlands in der Welt". Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zufolge prägte Köhler "ein frisches Bild Deutschlands als 'Land der Ideen'". "Wenn er sagte, 'ich liebe unser Land', dann war das sein Bekenntnis zu einem ebenso leidenschaftlichen wie aufgeklärten Patriotismus."
Auch Vizekanzler Robert Habeck wies auf Köhlers Verdienste hin: "Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit und internationale Verantwortung auch über sein Amt hinaus - insbesondere für Afrika und eine gerechte Weltwirtschaft - bleibt ein Vermächtnis." Weiter schrieb Habeck: "Gerade in einer Zeit, in der globale Krisen, soziale Spaltung und wirtschaftliche Unsicherheit uns fordern, erinnert uns sein Wirken daran, dass Politik Mut, Weisheit und Haltung braucht."
Lindner: "Feinsinniger Diener"
FDP-Chef Christian Lindner nannte den verstorbenen Altbundespräsidenten als "feinsinnigen Diener unseres Staates". Als Bundespräsident habe Köhler "früher als andere erkannt, dass es einen breiteren Diskurs über die sicherheitspolitischen Interessen unseres Landes braucht". Köhler sei für freien Welthandel und sichere Handelswege eingetreten. "Damals wurde er dafür diffamiert. Heute erkennen wir seine Weitsicht", schrieb Lindner.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser würdigte Köhler als Bundespräsidenten, "der nah bei den Bürgerinnen und Bürgern war und ein feines Gespür für ihre Anliegen und Sorgen hatte". Faeser erinnerte an seine "klare und oft auch unbequeme Haltung".
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich vom Tod des Altbundespräsidenten betroffen. "Als Bundespräsident, aber auch als Staatssekretär und Spitzen-Ökonom sorgte er für die Menschen und ein herausragendes Ansehen Deutschlands in der Welt", sagte Söder. Köhler habe sich durch Seriosität, hohe Empathie und Klarheit ausgezeichnet.
Kirchen stellen Engagement für Afrika heraus
Die großen christlichen Kirchen erinnerten vor allem an Köhlers Einsatz für globale Gerechtigkeit und insbesondere für die Anliegen Afrikas. "Mit unbestechlichem Gerechtigkeitssinn hat Horst Köhler vehement die Notwendigkeit der Überwindung von Armut und Unterentwicklung in Afrika angemahnt", erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs. "Der christliche Wert der Nächstenliebe war für ihn dabei im persönlichen, wie im politischen Handeln eine klare Leitplanke."
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte Köhler als großen Staatsmann. "Afrika lag Bundespräsident Köhler besonders am Herzen", schrieb Bätzing. "Wie kaum ein anderer hat er Brücken zwischen den Kontinenten gebaut. Wir dürfen dankbar sein für das, was er an internationaler Verständigung und durch den Dialog zwischen den Nationen ermöglicht hat."
Köhler war am Morgen nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren verstorben. Köhler war von Juli 2004 bis zu seinem Rücktritt im Mai 2010 der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.