Die Deutschen haben nach wie vor Angst bei der Geldanlage. Nur wenige wollen mit Risiko investieren. Das zeigt: Dem deutschen Anleger fehlt nicht nur Mut, sondern auch Wissen.
Die Aktie war den Deutschen noch nie wirklich geheuer. 2023 hatten gerade mal 17,6 Prozent der Bevölkerung in Aktien und Fonds investiert. Der Höchststand mit 20 Prozent stammt aus dem Jahr 2001. In den USA dagegen sind es beispielsweise konstant mehr als die Hälfte.
Diese Skepsis zeigt, wie risikoscheu und damit renditeschwach die Deutschen ihr Geld anlegen. Zwar investieren immer mehr und vor allem junge Menschen in die Finanzmärkte. Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) dämpft jedoch die Hoffnung, dass wir endlich wirklich was für unsere Altersvorsorge und gegen die Rentenlücke tun.
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52 Prozent der Befragten können sich demnach bei künftigen Geldanlagen gar nicht vorstellen, ein höheres Risiko einzugehen – und renditestark zu investieren. Vergangenes Jahr waren nur 25 Prozent so ängstlich.
Und es zeigt: Dem deutschen Anleger fehlt nicht nur Mut, sondern auch Wissen.
Es ist egal, wann man investiert
Der Otto Normalanleger denkt vielleicht so: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Abschwung. Wenn ich jetzt in Aktien investiere, verliere ich mein Geld." Ein Trugschluss, der auf Unwissen basiert. Die Anlage in Fonds und ETFs ist recht risikoarm.
Um fürs Alter vorzusorgen oder einfach das eigene Vermögen zu vermehren, investiert man nämlich am besten regelmäßig und langfristig. Das heißt: Man schließt einen Sparplan ab, bei dem man monatlich einen festen Betrag "in Aktien" investiert. Dabei kauft man aber nicht direkt Aktien, sondern Anteile eines Investmentfonds, der die Gelder vieler Anleger sammelt und "gestreut" anlegt.
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"Gestreut" heißt: Der Manager des Fonds investiert die Gelder in viele verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Selbst wenn es einem Unternehmen oder einer Branche über Monate oder mehrere Jahre schlecht geht, ist das eingesetzte Geld nicht komplett verloren.
Diese Grundlagen kennt offenbar nur die Hälfte der deutschen Bevölkerung.
Geldanlage in Gold
Was bei den Ergebnissen der Umfrage noch auffällt: Besonders der Wunsch nach scheinbar sichereren Geldanlagen hat gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen. In Gold zu investieren, wünschen sich 41 Prozent (2024: 14 Prozent), in Immobilien 47 Prozent (2024: 19 Prozent) und in festverzinsliche Wertpapiere 26 Prozent (2024: 10 Prozent) der Befragten.
Die Deutschen zeigen, wie verunsichert sie sind – und wie kurzfristig sie denken. Dies belegt die Kursentwicklung des MSCI World, ein globaler Aktienindex, der die Kursentwicklung von rund 1500 Aktien aus 23 Industrieländern abbildet. Hier zeigt sich nämlich: Anlegerinnen und Anleger waren in der Vergangenheit selbst bei einer Investition im Allzeithoch in über 60 Prozent der Fälle nach einem Jahr wieder im Plus. Nach drei Jahren sind es sogar über 80 Prozent.
Das heißt: Wenn die Finanzmärkte abstürzen, kurz nachdem man investiert hat, ist es ratsam abzuwarten. Wahrscheinlich ist man schon bald wieder im Plus. Dem deutschen Anleger stellt sich diese Willensprobe selten: Er hat ja keine Aktien.