
marktbericht
Der DAX ist mit Gewinnen in den letzten Handelstag des Monats gestartet. Nachdem er auf Monatssicht zwischenzeitlich fast 17 Prozent im Minus lag, dürfte es nun sogar für ein kleines Plus im April reichen.
Nach sechs Gewinntagen in Folge lassen sich die DAX-Käufer auch zur Wochenmitte nicht beirren. Zur XETRA-Eröffnung springt der deutsche Leitindex über die Marke von 22.500 Punkten. In den ersten Handelsminuten geht es um bis zu 0,6 Prozent auf 22.566 Punkte aufwärts.
Im zu Ende gehenden, turbulenten Monat April liegt der DAX damit wieder über ein Prozent im Plus, nachdem er zwischenzeitlich auf Monatssicht fast 17 Prozent eingebüßt hatte.
Im Anschluss an das Tief vom "Panic Monday" am 7. April bei 18.489 Punkten setzte nämlich eine scharfe V-förmige Erholung ein. Seither hat der DAX bereits wieder über 4.000 Punkte gutgemacht - und notiert nun sogar höher als vor Ankündigung der "reziproken" Zölle durch US-Präsident Trump.
Aus technischer Perspektive ist der Anstieg über die 50-Tage-Linie (aktuell bei 22.209 Zählern) positiv herauszustreichen, ist der gleitende Durchschnitt der vergangenen 50 Handelstage doch ein wichtiger Indikator für den mittelfristigen Trend im DAX. Das nächste Anlaufziel bilde nun das Februarhoch bei 22.935 Punkten, betont HSBC-Experte Jörg Scherer. Zuvor gelte es allerdings die Abwärtskurslücke von Ende März bei 22.740/22.826 Punkten zu schließen.
Im Handelsverlauf dürfte die erste Schätzung zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal in den Fokus der Anleger rücken. Fachleute gehen nicht davon aus, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal schrumpfen wird. Mehrere Indikatoren deuten allerdings auf eine Abschwächung des Wachstums hin.
Das Risiko einer Rezession war angesichts der radikalen Zollpolitik von US-Präsident Trump gestiegen, die wirtschaftlichen Auswirkungen dürften sich Experten zufolge jedoch erst in den kommenden Wochen und Monaten so richtig bemerkbar machen.
Von der Wall Street kommen positive Vorgaben für den DAX-Handel. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich gestern mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 40.527 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq zogen jeweils um 0,6 Prozent an.
Trump mit katastrophaler Börsen-Bilanz
Mit seinem gestrigen Schlusskurs von 5.561 Punkten hat der S&P 500 jedoch alle zwischen dem Wahltag und dem Tag der Amtseinführung angelaufenen Kursgewinne komplett ausradiert. Seit dem Amtsantritt Trumps am 20. Januar rauschte der marktbreite US-Börsenindex um 7,3 Prozent in die Tiefe.
Laut der Finanzanalyse-Firma CFRA Research ist dies die zweitschlechteste Performance während der ersten 100 Tage eines US-Präsidenten. Nur 1973 lief die Wall Street noch schlechter, als der S&P 500 zu Beginn der zweiten Amtszeit von Richard Nixon um 9,9 Prozent einbrach.
In Japan ging es nach der Feiertagspause am Vortag nach oben. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 0,6 Prozent höher mit 36.045 Punkten. Verhaltener war die Entwicklung in China. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandsaktien tendierte kaum verändert.
Wie das Statistikamt in Peking mitteilte, lag der Einkaufsmanagerindex (PMI) im April bei 49 Punkten und damit auf dem niedrigsten Stand seit 2023. "Das zeigt, wie groß die Sorgen vor massiven wirtschaftlichen Schäden durch die Zölle sind", so Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
An den Devisenmärkten hat sich der Dollar stabilisiert. Der Ausverkauf der US-Währung legt eine Pause ein, während Händler die Aussichten auf eine Verhandlungslösung im Zollstreit abwägen. Der Euro tendiert am Morgen bei 1,1394 Dollar seitwärts.
Die Ölpreise setzen ihre starken Verluste vom Vortag fort. Anleger sorgen sich um das globale Wirtschaftswachstum. Am Rohstoffmarkt verbilligt sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,3 Prozent auf 62,46 Dollar je Barrel (159 Liter).
Der sichere Hafen Gold wird von den Anlegern zur Wochenmitte nicht angesteuert. Der Goldpreis gibt 0,3 Prozent nach auf 3.307 Dollar je Feinunze. Er liegt damit knapp 200 Dollar unter seinem Rekordhoch aus der Vorwoche.
Der DAX-Konzern Volkswagen ist nach dem schwachen Vorjahr auch 2025 mit einem Gewinneinbruch gestartet. Unter dem Strich ging der Gewinn von Europas größtem Autobauer im ersten Quartal im Jahresvergleich um knapp 41 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro zurück, wie das Unternehmen in Wolfsburg mitteilte.
Mercedes-Benz hat im ersten Quartal bei einem Absatzrückgang in China einen Gewinneinbruch verzeichnet. Im ersten Quartal sackte der Gewinn des DAX-Konzerns um knapp 43 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro ab. Wegen der unklaren US-Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump kann Mercedes zudem keinen Jahresausblick mehr geben.
Dagegen hält DHL an seinen Jahreszielen fest. Mögliche Auswirkungen aus Änderungen der US-Zoll- und Handelspolitik bleiben bei den Zielen allerdings ausgeklammert. Im ersten Quartal schnitten die Bonner überraschend gut ab, der auf die Aktionäre entfallende Gewinn stieg um gut sechs Prozent auf 786 Millionen Euro.
Ansonsten sind es vor allem Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe, die ihre Berichte veröffentlichen. Unter ihnen befinden sich etwa der Chipindustrie-Ausrüster Aixtron, der Gabelstapler-Hersteller Kion, der Schmierstoffhersteller Fuchs, Wacker Chemie, der Bausoftware-Spezialist Nemetschek, der Recyclingkonzern Befesa, die Reederei Hapag-Lloyd und die Optikerkette Fielmann.
Am Vorabend hatte zudem der auf Immobilienfinanzierungen spezialisierte Finanzdienstleister Hypoport einen guten Start ins Jahr 2025 gemeldet. Anders der IT-Dienstleister Cancom, der über einen schwachen Jahresstart berichtete, aber an seiner Prognose für 2025 festhält.
Autohersteller in den USA bekommen bei den Zöllen auf Bauteile gewisse Erleichterungen. Mit den neuen Ausnahmen sollen Abgaben für importierte Bauteile bei Montage in den USA abgemildert werden. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete dazu zwei Dekrete. Die Regierung reagierte mit dem Schritt auf Beschwerden der Branche.
Apple wartet nach Worten von US-Handelsminister Howard Lutnick nur auf die Entwicklung präziser Roboter-Arme, um iPhones auch in den USA zusammenzubauen. Konzernchef Tim Cook habe ihm kürzlich gesagt, dass Apple gar nicht so viele Leute im Ausland beschäftigen wolle, erzählte Lutnick in einem Interview des US-Wirtschaftssenders CNBC.
Amazon hat nach scharfer Kritik der US-Regierung einen Medienbericht dementiert, wonach der Internet-Riese die Kosten der neuen US-Zölle bei seinen Produkten auflisten wolle. Die Abteilung Amazon Haul für besonders günstige Produkte habe zwar mit dem Gedanken gespielt, erklärte Amazon. Für die Hauptwebseite des Online-Einzelhändlers habe es jedoch nie solche Überlegungen gegeben.
Die bei Robotaxis führende Google-Schwesterfirma Waymo macht den ersten Schritt zu selbstfahrenden Autos im Privatbesitz. Toyota will gemeinsam mit Waymo ausloten, wie die Technik die nächste Fahrzeug-Generation verbessern kann. Auch wollen die beiden Unternehmen laut einer Mitteilung gemeinsam eine neue Plattform für autonome Fahrzeuge entwickeln.
Dank der anhaltenden Ausgabefreude von Konsumenten hat der Zahlungsdienstleister Visa im abgelaufenen Quartal überraschend viel verdient. Der Gewinn stieg um 6 Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar. Das Unternehmen kündigte den Rückkauf weiterer eigener Aktien für bis zu 30 Milliarden Dollar über mehrere Jahre an.
Eine neue Version des KI-Chatbots ChatGPT ist mit einer ungewöhnlichen Begründung zurückgezogen worden: Sie war zu nett zu den Nutzern. Die erst vor wenigen Tagen herausgebrachte Variante des Modells GPT-4o habe sich übertrieben schmeichelhaft geäußert und sei auch als unterwürfig beschrieben worden, begründete die Entwicklerfirma OpenAI den Schritt.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.