
marktbericht
US-Präsident Trump knöpft sich den Fed-Chef Jerome Powell vor, die Märkte reagieren mit Kursverlusten. Nach schwachen Vorgaben von der Wall Street folgt auch der DAX zunächst ins Minus - aber die Abschläge sind überschaubar.
Der DAX sinkt im frühen Handel um 0,3 Prozent auf 21.138 Punkte. Am vergangenen Donnerstag war der deutsche Leitindex 0,5 Prozent schwächer bei 21.205,86 Punkten aus dem Handel gegangen. Aus charttechnischer Sicht wäre ein nachhaltiger Ausbruch über die Marke von 21.300 Punkten hilfreich für weitere Kursgewinne, heißt es von den Fachleuten von HSBC.
Die neue Handelswoche beginnt aber wieder mit einem Schwächesignal. Der Grund sind erneute Irritationen für die Märkte aus den USA. US-Präsident Donald Trump hatte gestern abermals eine Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve gefordert. Außerdem bezeichnete er den Notenbankchef Powell als "Mr. Zu Spät" sowie einen "großen Loser", weil dieser die Zinsen wegen großer Inflationsrisiken vorerst nicht senken will.
"Mit der Kritik an Jerome Powell entfacht Donald Trump ein zusätzliches Feuer der Unsicherheit", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Anleger verließen sich darauf, dass die Fed unabhängig agiere, um im Rahmen ihres Mandats die besten Entscheidungen für Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu treffen.
Angesichts der politischen Unsicherheiten und der anhaltenden Zollkonflikte bleiben die Anleger also auch weiterhin vorsichtig. Nach den deutlichen Kursverlusten der Vorwochen seien die europäischen Börsen zwar in eine Erholungsphase übergegangen, schrieb Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Allerdings sei damit der Spuk an den Märkten noch nicht vorbei.
"Es bleibt dabei, dass eine große politische Disruption stattfindet in den USA und im Welthandelssystem." Zölle sind Kater zufolge nur der gegenwärtig sichtbarste Ausdruck der neuen unkooperativen politischen Strategie aus dem Weißen Haus.
Hoffnung liegt weiterhin auf der EZB. Die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen in der Eurozone dürfte dazu führen, dass die europäischen Börsen sich weiterhin besser entwickelten als der US-Aktienmarkt, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets.
Nach den Attacken von US-Präsident Donald Trump auf Jerome Powell waren gestern alle drei wichtigen US-Indizes eingeknickt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete mit einem Minus von 2,5 Prozent bei 38.170 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 verlor 2,4 Prozent auf 5.158 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 2,5 Prozent auf 15.870 Stellen nach.
Die Trump-Attacken verunsichern auch Anleger in Asien. Der Nikkei-Index verlor 0,2 Prozent auf 34.220 Punkte, der breiter gefasste Topix notierte knapp im Plus. "Die Anleger rechnen damit, dass sich die wachsende Unsicherheit in Bezug auf die US-Geldpolitik negativ auf die Finanzmärkte und die Wirtschaft insgesamt auswirken wird", sagte Hiroyuki Kikukawa, Chefstratege von Nissan Securities Investment.
Am chinesischen Aktienmarkt konnten die Indizes ein kleines Plus erzielen. Die Börse in Shanghai rückte um 0,5 Prozent vor, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gewann 0,3 Prozent.
Die im Vergleich zu den Entwicklungen an der Wall Street relativ begrenzten Verluste in Asien lassen nach Angaben von Experten vermuten, dass die Fonds Gelder in Aktien aus Asien umschichten könnten. "Der 'Sell America-Handel' war in vollem Gange", sagte Tapas Strickland, Leiter Märkte bei NAB. "Unabhängig davon, ob Präsident Trump rechtlich in der Lage und gewillt ist, gegen die Fed vorzugehen, unterstreicht das Gerangel den Verlust des US-Exzeptionalismus und das sehr reale politische Risiko für Investoren."
Die Verunsicherung vieler Anleger nach den erneuten Trump-Angriffen auf Fed-Chef Powell treibt den Goldpreis stark in die Höhe. Das Edelmetall, das in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird, verteuert sich um bis zu 2,1 Prozent auf einen neuen Rekordstand von 3495,44 Dollar je Feinunze.
Als Folge des US-Zollkonflikts liefert der Bonner Logistikkonzern DHL ab sofort keine Pakete mehr an Privatleute in dem nordamerikanischen Staat aus, die einen Wert von mehr als 800 Dollar haben. Diese vorübergehende Maßnahme dauere voraussichtlich nur einige Tage, sagte eine Firmensprecherin. Begründet wurde dies mit den geänderten Zollbestimmungen der USA, durch die der Grenzwert für ein formelles Einfuhrverfahren von 2.500 Dollar auf 800 Dollar gesenkt worden war. Diese Regelung habe einen hohen Mehraufwand zur Verzollung verursacht.
Der Kosmetikkonzern L'Oreal hat im ersten Quartal auch dank des besseren Geschäfts in China besser abgeschnitten als erwartet. Der Umsatz zog um 4,4 Prozent auf 11,73 Milliarden Euro an. Auf vergleichbarer Basis waren es 3,5 Prozent Plus. Gut fielen die Geschäfte mit teurer Kosmetik und Parfüm aus. Vor allem in der Region Nordasien überraschte L'Oreal, dort gab es ein Umsatzplus auf vergleichbarer Basis von fast sieben Prozent.
Der Schweizer Pharmakonzern Roche will in den nächsten fünf Jahren 50 Milliarden Dollar in den USA investieren. Die Investitionen sollen zur Schaffung von mehr als 12.000 neuen Arbeitsplätzen führen, darunter fast 6.500 Jobs im Bau sowie 1.000 Arbeitsplätze bei Roche, wie das Basler Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Konzern beschäftige in acht US-Bundesstaaten bereits 25.000 Mitarbeiter. Sobald alle neuen und erweiterten Produktionskapazitäten in Betrieb genommen sind, wird Roche mehr Medikamente aus den USA exportieren als importieren.