Marktbericht: Schwacher Wochenausklang im DAX erwartet

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Stand: 28.02.2025 07:53 Uhr

Schwache Vorgaben aus den USA und Asien sowie anhaltende Zollsorgen könnten den DAX zu Handelsbeginn belasten. Gute Nachrichten kommen von BASF und Allianz. Am Nachmittag stehen neue Inflationsdaten an.

Der DAX dürfte die Verluste vom Vortag heute deutlich ausweiten. Der Broker IG taxiert den deutschen Leitindex rund eineinhalb Stunden vor dem Handelsstart etwa 1,0 Prozent tiefer auf 22.276 Punkte. Damit würde er wieder auf dem Niveau der Vorwoche landen, nachdem er sich zwischenzeitlich deutlich stabilisiert hatte. Gestern hatte das Börsenbarometer letztlich aufgrund schwacher Autoaktien 1,1 Prozent auf 22.551 Punkte verloren.

Ein neuerlicher Vorstoß auf das jüngste Rekordhoch bei 22.935 Punkten erscheint unrealistisch angesichts wieder entfachter Zollsorgen und einer weltweit schwachen Börsenstimmung. So hatte US-Präsident Donald Trump Zölle gegen China, Kanada und Mexiko in der kommenden Woche angekündigt. Außerdem drohte er gestern mit Aufschlägen in Höhe von 25 Prozent für Einfuhren aus der Europäischen Union - "für Autos und alle anderen Dinge". Die offizielle Bekanntgabe soll sehr bald folgen.

"Sorgen vor einem eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union haben den deutschen Leitindex belastet", erklären die Experten der Helaba. Bislang hätten die Anlegerinnen und Anleger Korrekturen zum Einstieg genutzt. Ob dies heute auch der Fall sein wird, bleibe jedoch abzuwarten. "Noch ist es verfrüht, den Aufwärtsimpuls für beendet zu erklären, Risiken einer Korrekturausdehnung sind aber vorhanden", so die Fachleute.

Im Laufe des Tages steht in Deutschland die Entwicklung der Verbraucherpreise im Fokus. Die erhöhte Inflation erweist sich offenbar als recht hartnäckig. Für die anstehenden Daten zu den Verbraucherpreisen (VPI) im Februar (14:00 Uhr) erwarten die von Reuters befragten Experten eine Jahresteuerungsrate von 2,3 Prozent, womit der Preisauftrieb genauso hoch wie im Januar ausfallen würde.

Die Wall Street hatte gestern unter schwach aufgenommenen Zahlen von KI-Platzhirsch Nvidia vom Vorabend gelitten. Lange Zeit taten sich die Anlegerinnen und Anleger schwer damit, das Zahlenwerk des Chipherstellers einzuordnen. Am Ende fiel die Nvidia-Aktie jedoch um 8,5 Prozent und zog damit den gesamten Markt nach unten. "Die Zahlen waren gut, aber es waren keine Blockbuster-Zahlen, so wie wir sie seit einiger Zeit kennen", sagte Scott Welch, Chefanleger beim Vermögensverwalter Certuity.

Der Auswahlindex Nasdaq 100, in dem das Unternehmen hinter Apple das zweitgrößte Gewicht hat, fiel um 2,8 Prozent auf 20.551 Punkte und vermied nur denkbar knapp ein Jahrestief. Denn im Nvidia-Sog sanken andere Chip-Aktien wie Applied Materials, ASML, Broadcom und Micron. Der Leitindex Dow Jones Industrial hielt sich mit einem Abschlag von knapp 0,5 Prozent auf 43.240 Zähler deutlich besser. Der marktbreite S&P 500 gab um 1,6 Prozent nach.

Die wichtigsten Aktienmärkte in Asien haben deutlich nachgegeben. Die hohen Kursverluste an der Nasdaq sorgten auch dort für schlechte Stimmung. Zudem hatte Trump am Vortag erneut Zölle, unter anderem auch gegen China, in der kommenden Woche angekündigt. China drohte mit Gegenreaktionen. In Japan sackte der Leitindex Nikkei-225 um 2,9 Prozent ab. Der Hang Seng in Hongkong büßte 2,4 Prozent ein und der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandaktien sank um rund ein Prozent.

Die Kryptowährung Bitcoin ist heute auf den niedrigsten Stand seit November vergangenen Jahres gefallen. Die weltgrößte Kryptowährung nach Marktwert, rutschte zuletzt um mehr als fünf Prozent auf 79.666 Dollar ab und handelte zum ersten Mal seit dem 11. November unter 80.000 Dollar. Bitcoin hat nun seit Mitte Dezember ein Viertel seines Marktwertes eingebüßt.

Der Versicherer Allianz hat 2024 im Tagesgeschäft so viel verdient wie nie zuvor. Der operative Gewinn stieg um knapp neun Prozent auf gut 16 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern mitteilte. Damit übertraf er seine ursprüngliche Zielspanne ebenso wie die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Für das neue Jahr nimmt sich Vorstandschef Oliver Bäte ein operatives Ergebnis zwischen 15 und 17 Milliarden Euro vor. Für 2024 sollen die Anteilseigner je Aktie eine Dividende von 15,40 Euro erhalten - eine Steigerung um 11,6 Prozent. Hinzu kommt ein Aktienrückkauf über bis zu 2 Milliarden Euro.

Der Chemiekonzern BASF hofft nach dem Gegenwind im vergangenen Jahr auf ein deutlicheres Ergebniswachstum 2025. Für dieses Jahr rechnet BASF mit einem bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 8,0 bis 8,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das entspräche einem Zuwachs von 1,8 bis 6,9 Prozent. Analysten hatten zuletzt 8,43 Milliarden erwartet. Zum Ergebnisanstieg sollen alle Segmente beitragen - mit Ausnahme des Basischemikalien-Geschäfts, das durch höhere Fixkosten infolge der Inbetriebnahme des neuen Verbundstandorts in China und Wartungsabstellungen belastet wird.

Im Übernahmeringen um die Commerzbank sagt Betriebsratschef Sascha Uebel der italienischen Großbank UniCredit den Kampf an. Er will UniCredit-Chef Andrea Orcel, der seine Übernahmepläne vorantreibt, so viele Probleme bereiten wie möglich, wie Uebel der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Wir machen den Weg, den Orcel im Kampf mit uns gehen muss, maximal matschig und tief." Orcel unterschätze das starke Mitbestimmungsrecht in Deutschland, sagte der Gesamt- und Konzernbetriebsratschef der Commerzbank, und kündigte für den Fall einer Übernahme an: "Er wird sich bei den Verhandlungen mit uns die Zähne ausbeißen."

Der US-Internetriese Meta plant einem US-Medienbericht zufolge zusätzlich zu seinen Internetdiensten Instagram, Facebook und WhatsApp eine eigene App zu Künstlicher Intelligenz (KI). Der Sender CNBC berichtete unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Kreise, dass Meta die Einführung einer eigenständigen KI-App bis Mitte dieses Jahres plane. Laut dem Bericht plant Meta zudem, ein kostenpflichtiges Abonnement für seine KI-Plattform zu testen, eine Strategie, die auch der ChatGPT-Entwickler OpenAI anwendet. Meta äußerte sich nicht zu dem Bericht.

Tesla hat im US-Bundesstaat Kalifornien die Genehmigung für den Betrieb eines Fahrdienstes beantragt. Es ist ein erster Schritt auf dem Weg zum Ziel, das von Firmenchef Elon Musk angekündigte Robotaxi-Angebot auf die Beine zu stellen. Aus dem Antrag gehe allerdings hervor, dass in den Wagen auf der Plattform zumindest anfangs noch Menschen am Steuer vorgesehen seien, berichtete der Finanzdienst Bloomberg. Die zuständige kalifornische Behörde CPUC bestätigte US-Medien lediglich die Existenz des Antrags.

Der Umstieg von Verbrauchern auf für KI-optimierte Rechner hat HP ein überraschend deutliches Wachstum beschert. Der Umsatz habe um 2,4 Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar zugelegt, teilte der Computer-Hersteller mit. Der Gewinn traf mit 0,74 Dollar je Aktie die Markterwartungen. Wegen des nahenden Support-Endes für das Betriebssystem "Windows 10" schaffen sich Verbraucher verstärkt neuere Geräte an, die die technischen Voraussetzungen für "Windows 11" erfüllen. Dabei wählen sie oft Rechner, die mit speziellen Prozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) ausgerüstet sind, um das Potenzial dieser Technologie besser zu nutzen.

Dank einer anhaltend hohen Nachfrage nach ertragsstarken Hochleistungsrechnern für KI winkt Dell ein überraschend hoher Jahresgewinn. "Unsere KI-Aussichten sind gut", sagte Jeff Clarke, der für das Tagesgeschäft zuständige Chef des Computer-Herstellers. "Durch die Verträge, die wir mit xAI und anderen Unternehmen abgeschlossen haben, beläuft sich unser Auftragsbestand für KI-Server derzeit auf rund neun Milliarden Dollar." Das ebenfalls ausgegebene Umsatzziel blieb wegen eines schwächelnden Geschäfts mit klassischen PCs allerdings im Rahmen der Erwartungen.

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