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Marktbericht: Rien ne va plus im DAX?



marktbericht

Stand: 16.12.2024 12:59 Uhr

Der DAX lässt es nach seinem Rekordlauf zu Wochenbeginn ruhiger angehen. Nach einem Plus von über 22 Prozent in diesem Jahr scheint das Kurspotenzial nach oben fürs Erste ausgereizt.

Der DAX ist mit Verlusten in die letzte volle Handelswoche des Jahres gestartet. Allerdings hält sich das Minus noch in Grenzen: Im Laufe des Vormittags geht es bis zu 0,5 Prozent auf 20.311 Punkte in die Tiefe. Am Freitag hatte der DAX noch bei knapp 20.523 ein neues Rekordhoch aufgestellt - zum 42. Mal in diesem Jahr.

"Nach den spektakulären Kursgewinnen der Vorwoche war es dennoch eher ein Durchatmen", bilanzieren die Experten der HSBC. Auf der Unterseite stecke nun die jüngste Aufwärtskurslücke von Anfang Dezember bei 20.085/20.038 Punkten einen ersten Rückzugsbereich ab.

Auch IG-Experte Christian Henke sieht das technische Potenzial im DAX jetzt "weitgehend ausgereizt". Der deutsche Leitindex scheine allmählich reif für eine Korrektur.

Dagegen rechnet Christian Zoller, Charttechnik-Experte der ING, tendenziell mit eher steigenden DAX-Kursen. Er verweist auf die positive Saisonalität. Diese spiele dem DAX in die Hände, da ab Mitte Dezember statistisch betrachtet mit einer Weihnachtsrally zu rechnen sei.

Den Anlegern steht in jedem Fall noch einmal eine ereignisreiche Börsenwoche bevor: "Zinspolitisch steht mit der Fed, der Bank of England und der Bank of Japan eine Weltreise an", betont Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Im Verlauf der Woche verkünden die drei Notenbanken ihre Zinsentscheidungen.

Im Fokus steht vor allem die Federal Reserve, die die Zinsen voraussichtlich nochmals senken dürfte. Mit Blick auf ihren weiteren geldpolitischen Schritte dürfte die Fed auch die Wirtschafts- und Handelspolitik unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump ganz genau beobachten.

"Bereits jetzt stehen wohl Importzölle fest. Dies könnte jedoch zu Preissteigerungen und somit zu einer höheren Inflation führen. Der Zinssenkungszyklus könnte dann ins Stocken geraten", warnt IG-Marktexperte Henke.

Derweil hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde weitere Zinssenkungen signalisiert. "Wenn die eingehenden Daten weiterhin unsere Grundlinie bestätigen, ist die Richtung klar", sagte Lagarde heute laut Redemanuskript in Litauen. "Wir gehen davon aus, dass wir die Zinssätze weiter senken werden." Aktuell liegt der Einlagenzins in der Eurozone bei 3,0 Prozent.

Frische Konjunkturnachrichten kamen am Morgen aus der Eurozone. Dort hat sich die Unternehmensstimmung im Dezember überraschend verbessert. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex stieg einer ersten Berechnung zufolge um 1,2 Punkte auf 49,5 Punkte, signalisiert damit aber weiterhin einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten.

Auch in Deutschland verharrte der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten - zum sechsten Mal in Folge. Vor allem die Industrie bereitet weiter Sorgen.

In den USA stehen heute mit dem Einkaufsmanagerindex von S&P Global und dem Empire State Index ebenfalls wichtige Konjunkturindikatoren auf der Agenda. Im Vorfeld zeichnet sich ein verhaltener Börsenstart an der Wall Street ab. Der Future auf den Dow-Jones-Index tendiert aktuell seitwärts. Zum Wochenschluss hatte der US-Leitindex leichte Verluste eingefahren.

Im Devisenhandel steht der Dollar etwas unter Druck. Parallel dazu kann der Euro die Marke von 1,05 Dollar verteidigen. Die europäische Gemeinschaftswährung liegt bei 1,0513 Dollar. Der Goldpreis tendiert bei knapp 2.656 Dollar je Feinunze 0,2 Prozent aufwärts.

Am Rohstoffmarkt verbilligt sich das Rohöl der Nordseesorte Brent um 0,4 Prozent auf 74,21 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Rückgang wird durch Befürchtungen begrenzt, dass es im Falle weiterer US-Sanktionen gegen die Hauptlieferanten Russland und Iran zu Lieferausfällen kommen könnte.

Der Bitcoin ist auf ein neues Allzeithoch von über 106.000 Dollar gestiegen. Auslöser waren Äußerungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, der Pläne für eine strategische Bitcoin-Reserve der USA andeutete. Die weltweit bekannteste Kryptowährung erreichte in den frühen Morgenstunden asiatischer Zeit einen Spitzenwert von 106.533 Dollar.

Im DAX ist das "Window Dressing" in vollem Gange: Die großen Gewinner des sich zu Ende neigenden Börsenjahres, Siemens Energy und Rheinmetall, stehen auf den Kauflisten der Anleger ganz oben. Institutionelle Investoren kaufen zum Jahresschluss gerne die Börsengewinner des Jahres, um ihre Bilanz aufzuhübschen.

Unter den größten Verlierern im DAX sind zur Mittagszeit die Anteilsscheine von Vonovia mit einem Minus von über zwei Prozent. Der Wohnungskonzern will im Rahmen des geplanten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages den Aktionären der Deutsche Wohnen eine Ausgleichszahlung von brutto 1,22 Euro je Aktie für jedes volle Geschäftsjahr zahlen.

In Hannover kommen VW und IG Metall zur womöglich entscheidenden Verhandlungsrunde im Tarifstreit zusammen. Mit einem zweitägigen Gesprächsmarathon wollen sie versuchen, den Streit um Lohnkürzungen, Werkschließungen und Entlassungen doch noch vor Weihnachten beizulegen. Noch sind die Positionen allerdings weit voneinander entfernt.

Die Volkswagen-Eigentümerholding Porsche SE muss voraussichtlich Milliarden auf ihre Beteiligungen an VW und dem Sportwagenhersteller Porsche AG abschreiben. Das Unternehmen rechnet daher nun mit einem erheblichen Verlust nach Steuern. Bislang hatte Porsche SE ein Konzernergebnis nach Steuern von plus 2,4 Milliarden bis 4,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Die Allianz hat die geplante milliardenschwere Übernahme der Income Insurance aus Singapur abgeblasen. Der Münchner Versicherungskonzern teilte am Morgen mit, er ziehe sein Gebot zurück. Allerdings wolle man langfristig in dem asiatischen Stadtstaat engagiert bleiben. Insider-Berichten zufolge hatte es politische Widerstände gegen den Deal gegeben.

Im SDAX lastet eine gestrichene Kaufempfehlung der Citigroup auf den Aktien von 1&1. Ein zunehmender Wettbewerb vor allem im deutschen Mobilfunkgeschäft drohe eine Beschleunigung des Wachstums zu durchkreuzen, hieß es. Anteile des Mobilfunkanbieters haben seit Jahresbeginn bereits mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt.

Das für seine Abnehmspritzen bekannte Pharmaunternehmen Novo Nordisk will mit einem Milliardendeal seine Kapazitäten ausbauen. Das Unternehmen stellt unter anderem die Diabetes- und Diätmittel Ozempic und Wegovy her. Nun will es drei Abfüllanlagen in den USA, Italien und Belgien übernehmen. Die Übernahme des US-Unternehmens Catalent könne "in den kommenden Tagen" abgeschlossen werden.

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