Marktbericht: Jetzt gilt es für die DAX-Bullen

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Stand: 09.09.2024 07:44 Uhr

In der vergangenen Woche haben die Bären wieder das Zepter am deutschen Aktienmarkt übernommen. Die Bullen müssen jetzt gegenhalten - andernfalls droht eine neue Abwärtsspirale im DAX.

Nach der völlig missratenen ersten Handelswoche im September bleibt die Lage am deutschen Aktienmarkt kritisch. Am Freitag hatte sich das deutsche Börsenbarometer mit Kursverlusten von 1,5 Prozent auf 18.302 Punkte verabschiedet - auf Wochensicht beliefen sich das Minus sogar auf 3,2 Prozent.

In dieser Börsenwoche steuert der DAX nun auf eine Gegenreaktion zu - doch diese könnte womöglich kleiner ausfallen, als es sich so mancher Anleger erhofft. Der Broker IG taxiert den deutschen Leitindex zur Stunde 0,3 Prozent höher bei 18.352 Zählern.

Aus technischer Perspektive gilt es für die DAX-Bullen nun, die 50-Tage-Linie oberhalb von 18.300 Punkten zu verteidigen. Andernfalls würde sich auch der mittelfristige Trend für die deutschen Standardwerte eintrüben. Darunter markiert die Aufwärtskurslücke von Mitte August bei 18.227/18.198 Punkten die nächste Unterstützung.

Dabei sorgen sich die Anleger auch zu Beginn der neuen Handelswoche weiter um die Aussichten für die größte Volkswirtschaft der Welt, nachdem der jüngste US-Arbeitsmarktbericht am Freitag schwächer ausgefallen war als erwartet. Eine Abkühlung der US-Wirtschaft und des Arbeitsmarktes zeige sich immer deutlicher, erläuterte Thomas Altmann. Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Im weiteren Wochenverlauf dürfte die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) verstärkt in den Fokus der Anleger rücken. Am Donnerstag teilt die EZB ihre Leitzinsentscheidung mit. Dabei gilt nach dem Rückgang der Inflation im Euroraum eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte an der Börse bereits als fest eingepreist.

In der vergangenen Woche hatte das Rätseln über die Lage der US-Wirtschaft die Wall Street erneut belastet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Wochenschluss ein Prozent schwächer, bei 40.345 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab 1,7 Prozent auf 5.408 Zähler nach und der Index der Technologiebörse Nasdaq 2,6 Prozent auf 16.690 Stellen.

Für die Gesamtwoche war das für den Dow ein Abschlag von drei Prozent, für den S&P von 4,3 und für die Nasdaq von 5,8 Prozent. Für Dow und S&P war es der größte Wochenverlust seit März 2023 und für die Nasdaq seit Januar 2022.

Diese negativen Vorgaben von der Wall Street haben den japanischen Nikkei am Morgen zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 36.000 Punkten gedrückt. Der Nikkei kann seine Kurverluste jedoch begrenzen, kurz vor Handelsschluss in Tokio liegt er noch 0,5 Prozent im Minus bei 36.200 Zählern.

"Die Ergebnisse des US-Arbeitsmarktberichts haben zwar keine plötzliche Verschlechterung der US-Wirtschaft gezeigt, aber bei den Händlern tiefe Unsicherheit über die Aussichten hinterlassen", sagte Maki Sawada von Nomura Securities.

Im asiatischen Devisenhandel gibt der Euro leicht nach auf 1,1075 Dollar. Der Goldpreis hält sich knapp unter der Marke von 2.500 Dollar. Aktuell kostet eine Feinunze des gelben Edelmetalls 2.498 Dollar und damit 0,1 Prozent mehr.

Am Rohstoffmarkt finden die Ölpreise etwas Halt, nachdem sie in der vergangenen Woche wegen anhaltender Sorgen um die weltweite Nachfrage den größten Wochenverlust seit elf Monaten zu verzeichnen hatten. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuert sich um 1,3 Prozent auf 71,97 Dollar je Barrel (159 Liter).

Im DAX macht erneut VW auf sich aufmerksam. Konzern-Chef Oliver Blume hat die wirtschaftliche Situation bei Volkswagen als alarmierend bezeichnet. Bei der Marke VW sei die Lage so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen könne wie bisher, sagte Blume der "Bild am Sonntag". In Europa würden weniger Fahrzeuge gekauft. Gleichzeitig drängten neue Wettbewerber aus Asien mit Wucht in den Markt.

In einem von der Schließung bedrohten Audi-Werk in Brüssel haben Mitarbeiter die Schlüssel von rund 200 Fahrzeugen entwendet. Sie wollen damit erzwingen, dass die Geschäftsführung Klarheit über die Zukunft des Standorts schafft, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtet. Solange dies nicht geschehe, werde kein Auto das Werk verlassen.

Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re rechnet trotz stark gestiegener Prämien mit einer weiter hohen Nachfrage nach Rückversicherungsschutz. So stark wie in den vergangenen drei Jahren dürfte es zunächst aber vorerst nicht mehr aufwärtsgehen, teilte der DAX-Konzern am Sonntag beim jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo mit. Dabei werden die Versicherungsschäden in einigen Bereichen immer teurer.

Der verlustreiche Flugzeugbauer Boeing hat einer großen Gewerkschaft mit mehr als 32.000 Beschäftigten wenige Tage vor einem drohenden Streik ein Gehaltsplus von 25 Prozent versprochen. Das teilte der Airbus-Konkurrent am Sonntag mit. Die Gewerkschaft IAM hatte ursprünglich eine Erhöhung um 40 Prozent verlangt. Das Lohnplus sowie weitere Verbesserungen wie eine zwölfwöchige Elternzeit sollen vier Jahre lang gelten.

Von Apple wird heute (ab 19.00 MESZ) die Vorstellung neuer iPhone-Modelle erwartet. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg wird es das neue iPhone in diesem Jahr wieder in vier Varianten geben. Das Standard-Modell iPhone 16 und das teurere und besser ausgestattete iPhone 16 Pro in jeweils zwei Display-Größen.

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