Marktbericht: Ist der DAX zu weit nach oben gelaufen?

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Stand: 28.04.2025 09:42 Uhr

Der DAX startet mit Gewinnen in die neuen Börsenwoche und nähert sich weiter seinem Stand vor dem "Tag der Befreiung", als Trump seine absurd hohen Zölle ausrief. Das sollte Anlegern zu denken geben.

Sind die Käufer am deutschen Aktienmarkt denn noch nicht müde? Der DAX startet mit Kursgewinnen in die neue Börsenwoche. Im frühen XETRA-Handel geht es für die deutschen Standardwerte um bis zu 0,5 Prozent auf 22.353 Punkte nach oben. Der deutsche Leitindex verteidigt damit seine jüngsten starken Kursgewinne und setzt seine Erholungsrally zunächst fort.

Nach einem turbulenten Monat, mit einem zwischenzeitlichen Verlust von fast 17 Prozent nach dem von den USA losgetretenen Zollkonflikt Anfang April, liegt der DAX im April tatsächlich sogar wieder leicht im Plus. Vom Monatstief bei 18.489 Punkten am "Panic Monday", dem 7. April, erholte er sich bereits um mehr als 20 Prozent.

Aus technischer Perspektive ist das deutsche Börsenbarometer nach seinem rasanten, langen Anstieg allerdings "überkauft" - die Wahrscheinlichkeit für eine Gegenreaktion, also fallende Kurse, ist entsprechend hoch. Das mahnt Anleger zur Vorsicht.

Zur Vorsicht mahnt aber auch ein Blick auf den DAX-Chart, nähert sich der deutsche Leitindex doch mit großen Schritten seinem Schlusskurs vom 2. April bei 22.391 Zählern. Warum ist diese Marke so wichtig? Es ist der letzte Schlusskurs, bevor US-Präsident Donald Trump seinen "Tag der Befreiung" ausrief und mit seinen absurd hohen Zöllen gegen den Rest der Welt die globalen Finanzmärkte in den Abgrund riss.

"Wollte man den DAX über diesen Punkt tragen, wäre das nur dann nachvollziehbar, wenn das, was ihn darunter drückte, vom Tisch ist, nämlich diese extremen Zölle", betont Ronald Gehrt vom Online-Broker Lynx. "Doch das sind sie nicht, auch nicht für Deutschland beziehungsweise die EU."

Negative Impulse für den DAX kommt von den negativen US-Futures. Der Future auf den Dow-Jones-Index liegt aktuell 0,2 Prozent im Minus. Den regulären Handel an der Wall Street hatten die US-Standardwerte am Freitag kaum verändert bei 40.113 Punkten beendet. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,7 Prozent auf 5.525. Der technologielastige Nasdaq zog um 1,3 Prozent auf 17.382 Stellen an.

Zum Wochenauftakt haben an den wichtigsten asiatisch-pazifischen Aktienmärkten verhaltene Gewinne überwogen. Die Handelsstreitigkeiten hätten zunächst wohl ihren Höhepunkt erreicht, heißt es im Handel. Von einer gewissen "Zollmüdigkeit" sprach Investmentstratege Billy Leung von Global X ETFs.

Der 225 Werte umfassende japanische Leitindex Nikkei-Index schloss 0,4 Prozent höher. Mit über 36.000 Zählern hatte der Index zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Ende März erreicht. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong lag mit 0,2 Prozent moderat im Plus. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandaktien trat weitgehend auf der Stelle.

Die Ölpreise sind mit Gewinnen in den Tag gestartet, nachdem sie in den vergangenen Wochen durch Sorgen wegen einer globale Konjunkturabschwächung und Plänen für eine erhöhte Förderung durch die OPEC unter Druck geraten waren. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee zieht aktuell um 0,2 Prozent auf 65,95 Dollar je Barrel (159 Liter) an.

Die nachlassende Nachfrage nach sicheren Häfen bringt den Gold-Markt unter Druck. Der Preis für das gelbe Edelmetall gibt aktuell 0,5 Prozent nach auf 3.287 Dollar je Feinunze. In der Vorwoche hatte Gold noch bei 3.500 Dollar ein Rekordhoch aufgestellt. Der Euro zieht am Morgen bei 1,1346 Dollar seitwärts.

Der Darmstädter Merck-Konzern schluckt wie erwartet den US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics. Merck zahlt 47 Dollar je Springworks-Aktie. Damit wird der Konzern mit drei Milliarden Euro bewertet. Finanziert wird die Übernahme aus vorhandenen Barmitteln und mit neuem Fremdkapital. Für Merck ist es die größte Übernahme seit Jahren.

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat sich nun endgültig auf die Übernahme von einigen Vermögenswerten von Spirit Aerosystems geeinigt. Airbus erhält 439 Millionen Dollar für den Kauf der verlustbringenden Anlagen, die Teile für den europäischen Flugzeughersteller produzieren. Damit wird auch für Boeing der Weg frei, den angeschlagenen US-Luftfahrtzulieferer zu übernehmen.

Die VW-Lkw-Holding Traton geht nach einem schwachen Jahresauftakt von einer Besserung in der zweiten Jahreshälfte aus. Der Auftragseingang sei in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 74.300 Fahrzeuge gestiegen, teilte das MDAX-Unternehmen mit. "Trotz erheblicher Unsicherheit stimmt mich der Blick nach vorn verhalten zuversichtlich", erklärte Vorstandschef Christian Levin.

Im Betrugsprozess um manipulierten Schrott beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis soll heute vor dem Landgericht das Urteil fallen. Die Staatsanwaltschaft hat für die drei Angeklagten teils langjährige Freiheitsstrafen gefordert. Die Angeklagten hatten dem Kupferhersteller laut Staatsanwaltschaft zwischen April 2012 und August 2016 Schrott zu überhöhten Preisen verkauft.

Der IT-Dienstleister Nagarro verschiebt die Veröffentlichung der Jahreszahlen und des Geschäftsberichts 2024. Die vorläufigen Ergebnisse sollten eigentlich am 29. April vorgelegt werden. Die Verzögerung bei der Veröffentlichung des geprüften Geschäftsberichts wird dem Unternehmen zufolge voraussichtlich zu einem temporären Ausschluss der Nagarro-Aktie aus dem SDAX führen.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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