marktbericht
Trump liegt bei der Auszählung der Stimmen klar vorn - und ebenso klar fallen die Marktreaktionen aus: Der Bitcoin springt auf ein neues Rekordhoch, der Dollar zieht kräftig zum Euro an.
Der Republikaner Donald Trump hat die beiden wichtigen Swing States Georgia und North Carolina bei der US-Präsidentschaftswahl gewonnen. An den Börsen setzen die Anleger nun auf einen neuen US-Präsidenten Trump. Der "Trump Trade" feiert ein Comeback - mit steigenden Anleiherenditen und einem stärkeren Dollar.
Besonders deutlich fällt die Reaktion aber an den Kryptomärkten aus, die den selbsternannten "Bitcoin-Präsidenten" mit offenen Armen empfangen. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise Bitcoin schnellt am Morgen um über acht Prozent nach oben und markiert bei rund 75.000 Dollar ein neues Rekordhoch.
Trump hatte zuletzt verstärkt um Wählerstimmen aus der Krypto-Community geworben - nachdem er sich während seiner Präsidentschaft noch sehr negativ über den Bitcoin geäußert hatte. Er werde der "Bitcoin-Präsident" werden, den Amerika brauche, kündigte der Republikaner auf einer Branchenkonferenz an. Unter seiner Führung würden die USA zum globalen Marktführer für Kyptowährungen werden. Sollte Trump nun tatsächlich erneut US-Präsident werden, so könnte der Bitcoin mittel- bis langfristig die 100.000-Dollar-Marke ansteuern, sind Marktexperten überzeugt.
Auch der US-Dollar profitiert deutlich von den aktuellen Ergebnissen der Auszählungen, der Greenback zieht spürbar an. Im Gegenzug gibt der Euro deutlich nach und fällt um 1,9 Prozent auf 1,0725 Dollar.
Ebenso wie ein steigender Dollar war auch ein starker Anstieg der Renditen kennzeichnend für den ersten "Trump Trade" nach der Wahl 2016. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen schnellten damals um fast 100 Basispunkte nach oben. Wiederholt sich nun die Geschichte?
Tatsächlich springen am Morgen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen um 15 Basispunkte in die Höhe. Das größte Risiko für die Anleihenmärkte besteht nun darin, dass eine protektionistische Wirtschaftspolitik unter Trump, etwa durch höhere Zölle und weniger Zuwanderung, das Wachstum bremst und die Inflation anfacht, während die Ausweitung der Steuersenkungen gleichzeitig das Haushaltsdefizit erhöht.
Steigende Anleiherenditen machen Investments in Aktien weniger attraktiv. In dieser Logik könnte ein sich abzeichnender Sieg Trumps zumindest kurzfristig die Aktienmärkte belasten.
Allerdings spricht ein Blick auf die US-Futures-Märkte eine andere Sprache: Dort haben die Futures auf die großen US-Indizes wie den Dow Jones Industrial Average und den technologielastigen Nasdaq 100 über Nacht deutlich angezogen und liegen nun über ein Prozent im Plus.
Dieses Mal reagiert die Wall Street auf einen sich abzeichnenden Präsidenten Trump somit direkt positiv - das war 2016 noch anders gewesen. Allerdings hatten Anleger damals ihre anfänglichen Befürchtungen, eine protektionistische Agenda unter Trump könne den Aktienkursen schaden, rasch aufgegeben. Stattdessen begrüßten sie die Aussicht auf Steuersenkungen für Unternehmen und den Fokus auf wachstumsfördernde Maßnahmen wie Infrastrukturinvestitionen. Der erste "Trump-Trade" war im Monat nach der Wahl am stärksten ausgeprägt.
Ganz anders als an der Wall Street dürfte jedoch die Reaktion der Aktienmärkte in Europa ausfallen. Anleger hierzulande fürchten genau jenen protektionistischen Kurs, von dem die US-Unternehmen profitieren könnten. "Trump dürfte seine aggressiven Zollpläne zumindest in Teilen umsetzen", betont Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einer ersten Reaktion. "Sein angekündigter Zollsatz von mindestens zehn Prozent für alle Importe in die USA wäre besonders für das Exportland Deutschland schlecht."
Vor allem für die im DAX schwer gewichteten Auto-Aktien ist das politische Risiko nun wieder deutlich gestiegen. Der Broker IG taxiert den DAX zur Stunde 0,9 Prozent tiefer bei 19.090 Punkten. Die runde Marke von 19.000 Punkten rückt für den deutschen Leitindex damit wieder näher.