marktbericht
Die Anlegerinnen und Anleger am deutschen Aktienmarkt legen nach der Rekordjagd eine Pause ein. Der DAX tritt zu Handelsbeginn auf der Stelle - bleibt aber in der Nähe seiner gestern geknackten Bestmarke.
Nach der dritten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Folge und einem weiteren Rekordhoch für den DAX gehen es die Anlegerinnen und Anleger vor dem Wochenende zunächst ruhiger an. Kurz nach dem Handelsstart notierte der deutsche Leitindex kaum verändert bei 19.584 Punkten. Damit blieb er in Reichweite seiner am Vortag erreichten Bestmarke bei fast 19.675 Zählern.
Gestern hatte die EZB den Leitzins erneut gesenkt. "Christine Lagarde und der EZB-Rat haben somit die Leitplanken entsprechend gesetzt, dass es den Unternehmen wieder erleichtert werden sollte, Investitionskapital aufzunehmen und Innovationen günstiger in die Wege zu leiten", sagt Marktanalyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades. "Das niedrigere Zinsklima macht das Investieren in Aktien entsprechend attraktiver."
Mit Blick auf mögliche künftige Schritte verwiesen die Währungshüter darauf, die Konjunkturentwicklung abwarten zu wollen. Die Wachstums- und Inflationsrisiken seien aber weiterhin abwärtsgerichtet. "Die Finanzmärkte interpretierten dies als Hinweis darauf, dass die EZB ihre Geldpolitik robuster lockern könnte als zuvor angenommen", schreibt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Postbank.
Außerdem beschäftigt Chinas Wirtschaft die Investoren. Die chinesische Konjunktur wuchs im dritten Quartal zwar etwas stärker als erwartet, das Wachstum kühlte sich allerdings weiter ab. Infolge der anhaltenden Konjunkturschwäche hatte Chinas Regierung bereits Ende September ein Konjunkturpaket angekündigt. "Die staatlichen Hilfen können kurzfristig wieder zu etwas höheren Wachstumsraten führen, doch das Wachstumspotenzial zeigt nach unten", kommentiert Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.
Die chinesischen Börsen reagierten auf die neuen Konjunkturdaten mit Gewinnen. Erfreulich sei, dass diese Zahlen sich allesamt auf einen Zeitraum vor den angekündigten Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft bezögen, hieß es von der Deutschen Bank. Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandwerten stieg im späten Handel um 4,8 Prozent auf 3.972 Punkte. Für den Hang Seng der Sonderverwaltungsregion Hongkong ging es im späten Geschäft um 3,8 Prozent auf 20.829 Zähler nach oben.
Vergleichsweise gut hielt sich auch die japanische Börse. Die Marktstrategen der Deutschen Bank verwiesen auf Inflationsdaten. Die Kernrate der Inflation habe im September erstmals seit fünf Monaten etwas an Dynamik verloren. Der japanische Leitindex Nikkei 225 gewann 0,2 Prozent auf 38.982 Punkte.
Die Vorgaben aus den USA sind zum Wochenschluss durchwachsen. An der Wall Street reichte es zwar für weitere Rekorde, der Schwung ließ im Handelsverlauf aber nach. sowohl der Leitindex Dow Jones als auch der marktbreite S&P-500-Index erreichten jeweils neue Bestmarken bei 42.289 beziehungsweise 5.879 Punkten. Am Ende schloss der Dow bei 43.239 Zählern um 0,37 Prozent höher, der S&P 500 rutschte im späten Geschäft sogar noch minimal ins Minus bei 5.841 Zählern.
Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 behauptete ein Plus von 0,08 Prozent auf 20.190 Zähler. Bis zu seiner Rekordmarke aus dem Juli hat er aber noch ein gutes Stück vor sich. Als Kursstützen in den USA erwiesen sich erfreuliche Unternehmensnachrichten sowie ein zuversichtlicher Ausblick des taiwanischen Halbleiterhersteller TSMC. Neue, mehrheitlich robuste US-Konjunkturdaten hatten wenig Einfluss auf die Aktienkurse.
Der Euro hat sich im frühen Handel nach den Verlusten der vergangenen Tage stabilisiert. Ein Euro kostete zuletzt 1,0841 Dollar und damit etwas mehr als am Vorabend. Gestern war die Gemeinschaftswährung wegen der Leitzinssenkung und robuster US-Konjunkturdaten deutlich unter Druck geraten und bis auf 1,0811 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Anfang August gefallen. Heute stehen keine wichtigen Konjunkturdaten an, die einen Hinweis über die künftige Zinsentwicklung in der Eurozone und den Vereinigten Staaten liefern könnten. Experten gehen daher von einem ruhigen Handel zum Wochenausklang aus.
Der Goldpreis setzt seinen Höhenflug fort. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) überwand erstmals die Marke von 2.700 Dollar und kostete zeitweise fast 2.712 Dollar. Zuletzt lag der Preis etwas darunter. Der Preis für Gold zieht seit Monaten stark an - vor einem Jahr hatte eine Feinunze noch weniger als 2.000 Dollar gekostet. Den jüngsten Anstieg begründen Händler unter anderem mit der US-Präsidentschaftswahl am 5. November. Denn wer das Rennen machen wird ist offen. Angesichts der unklaren Perspektiven für die Wirtschaftspolitik greifen Investoren weiter zu Gold, das oftmals in unsicheren Zeiten gesucht ist.
Die Lage am Ölmarkt hat sich zum Wochenabschluss weiter stabilisiert. Nachdem die Ölpreise zum Wochenstart kräftig gesunken waren, legten sie zuletzt wieder leicht zu. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember stieg am Freitag um 26 Cent auf 74,71 Dollar. Er liegt aber immer noch mehr als vier Dollar unter dem Niveau vom vergangenen Freitag. Bei der US-Sorte WTI sieht die Entwicklung ähnlich aus. Der Preis für ein Barrel zur Lieferung im November stieg am Freitag im frühen Handel um 33 Cent auf 71 Dollar.
Der Diagnostikspezialist Stratec hat gut zwei Monate nach seiner bestätigten Jahresprognose bei den Erlösaussichten einen Rückzieher gemacht. Auf währungsbereinigter Basis werde der Umsatz im Jahresvergleich stabil bis leicht rückläufig sein, teilte das Unternehmen mit. Bisher hatte Stratec ein stabiles bis leicht steigendes Erlösvolumen angepeilt. Bei der bereinigten operativen Gewinnmarge (Ebit) bestätigte das Unternehmen hingegen sein Jahresziel.
Chinas Nationale Finanzaufsichtsbehörde (NFRA) hat die Gründung eines Joint Ventures zwischen BNP Paribas und Volkswagen Financial Service genehmigt. Dies bestätigte der Leiter der Aufsichtsbehörde, Li Yunze, auf einem Finanzforum in Peking. Die in den USA ansässige Prudential Financial habe die Genehmigung erhalten, in Peking eine Vermögensverwaltungsfirma für Versicherungen zu gründen, sagte Li. Er betonte auch, dass Banken dazu angehalten werden sollen, das Finanzangebot weiter zu erhöhen und die wirtschaftliche Erholung des Landes fortlaufend zu unterstützen.
Netflix hat im vergangenen Quartal mehr als fünf Millionen Kunden dazugewonnen und die Erwartungen der Wall Street übertroffen. Dabei wurde das Wachstum des Videostreaming-Marktführers stark durch das günstigere Angebot mit Werbeanzeigen angetrieben: Die Preisstufe hatte zuletzt 35 Prozent mehr Nutzer als drei Monate zuvor. Der Dienst hat jetzt insgesamt rund 282,7 Millionen Kundenhaushalte, wie das Unternehmen mitteilte. Netflix steigerte den Umsatz im dritten Quartal im Jahresvergleich um 15 Prozent auf gut 9,8 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Unter dem Strich sprang der Gewinn auf 2,36 Milliarden Dollar von rund 1,68 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor hoch.