marktbericht
Vor den Zahlen des US-Tech-Konzerns Nvidia bleiben die Anleger zurückhaltend. Hält der KI-Hype, was er versprochen hat? Außerdem bleibt die Frage offen, wie hoch die Fed-Zinssenkung ausfallen mag.
Der Broker IG taxierte den DAX vor dem Beginn des Xetra-Handels moderat höher auf 18.650 Punkte. Die wieder nachlassende Euphorie an der Wall Street über die Bestätigung der Zinswende im September durch US-Notenbankchef Jerome Powell hatte die Kauflaune der Investoren gestern ausgebremst. Der deutsche Leitindex war leicht schwächer mit 18.617 Punkten aus dem Handel gegangen.
"Das Motto der Stunde lautet an den Börsen aktuell 'Abwarten'", schrieb Analyst Thomas Altmann von QC Partners. Die Börsenumsätze der 40 DAX-Titel seien am Vortag so gering gewesen wie sonst nur um die Jahreswende oder an Feiertagen in den USA. "Das zeigt, wie groß die Angst, sich auf der falschen Seite zu positionieren, aktuell ist", lautet die Einschätzung des Marktexperten.
Eines stehe fest, meint dagegen Konstantin Oldenburger, Marktbeobachter von CMC Markets: "Nach dem Flash-Crash Anfang August ist der DAX wieder da angekommen, wo der ganze Spuk begann, und hat damit enorme Steherqualitäten bewiesen. Neue Rekorde dürften demnach nur eine Frage der Zeit sein." Ob Anleger nochmals die Möglichkeit zu einem günstigeren Einstieg in den Markt bekämen, dürfe zum aktuellen Zeitpunkt fast schon bezweifelt werden, so sein optimistischer Standpunkt.
Aber die Börse ist vor allem Tagesgeschäft: Die Investoren rätseln jetzt, wie hoch die Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve wohl ausfallen mag. Die US-Notenbankerin Mary Daly hat eine bevorstehende Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt angedeutet. "Die Zeit ist gekommen", sagte die Chefin des Fed-Bezirks San Francisco dem Sender Bloomberg TV.
Sollte die Inflation wie erwartet weiter langsam zurückgehen und der Arbeitsmarkt in einem stetigen Tempo Arbeitsplätze schaffen, erscheine eine Anpassung der Zinsen "in der regulären, normalen Kadenz" angemessen, meint Daly. Das entspräche einer Senkung um 0,25 Prozent.
US-Anleger haben zum Wochenauftakt ebenfalls auf die Bremse getreten. Nach der jüngsten zinsgetriebenen Rally rutschte der technologielastige Nasdaq-Index gesern um 0,9 Prozent auf 17.726 Punkte ab. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg dagegen um 0,2 Prozent auf knapp 41.241 Zähler. Der S&P 500 drehte wiederum ins Minus und gab 0,3 Prozent auf 5.617 Punkte nach.
In den Fokus der Anleger rückt nun Nvidia. Zum Abschluss der Berichtssaison erwarteten Anleger mit Spannung die Zahlen des Chipherstellers, die zur Wochenmitte anstehen, die durchaus für negative Stimmung sorgen könnten. "Nvidia kann sich bei den aktuellen Bewertungen keine Fehltritte leisten", kommentierte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. "Von den Zahlen bis zur Prognose sollte alles perfekt sein, um die Rally fortzusetzen."
Der Hype rund um das Thema künstliche Intelligenz hatte die Titel seit Jahresbeginn um mehr als 160 Prozent nach oben katapultiert. Auch der Gesamtmarkt profitierte von der Euphorie rund um das Thema KI.
Die Anleger in Asien gehen heute vor den erwarteten Zinssenkungen in den USA und den Quartalszahlen des KI-Giganten Nvidia ebenfalls in Deckung. Zunehmende Spannungen im Nahen Osten und Sorgen um die Versorgungslage dämpften zudem die Risikobereitschaft.
In Japan rutschte der Leitindex Nikkei 225 ins Minus. Der 225 Werte umfassende Index verlor 0,1 Prozent auf 38.0556 Punkte, der breiter gefasste Topix notierte 0,3 Prozent höher bei 2.669 Punkten. Vor allem Technologiewerte gerieten im Vorfeld der Nvidia-Zahlen unter Druck.
Die Börse in Shanghai verlor 0,2 Prozent auf 2.848 Punkte. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,5 Prozent auf 3.307 Punkte. Trotz eines leichten Anstiegs der Industriegewinne im Juli verstärken die anhaltend schwache Binnennachfrage und rückläufige Exporte die Sorgen um die wirtschaftliche Erholung Chinas.
Der weltgrößte Bergbaukonzern BHP hat seinen bereinigten Gewinn im Geschäftsjahr 2024 leicht gesteigert. Das australische Unternehmen teilte mit, dass der Gewinn um zwei Prozent auf 13,66 Milliarden Dollar kletterte. Das Unternehmen profitierte vor allem von Zuwächsen im Eisen- und Kupfergeschäft sowie einer Rekordproduktion von Eisenerz. Dies glich schwache Kohlepreise aus. Die Dividende wurde leicht auf 0,74 Dollar pro Aktie gesenkt.