Marktbericht: DAX steuert dank Trump auf satten Wochengewinn zu

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Stand: 25.04.2025 09:57 Uhr

Der DAX ist mit Kursgewinnen in den letzten Handelstag einer bislang äußerst erfolgreichen Börsenwoche gestartet. Aussagen von Donald Trump und Fed-Bankern treiben die Kurse.

Der DAX geht mit Kursgewinnen in den letzten Handelstag dieser Börsenwoche. In den ersten Handelsminuten geht es um bis zu 0,7 Prozent auf 22.218 Punkte aufwärts. "Optimismus hinsichtlich Zinssenkungen und Zöllen lässt Aktien steigen", kommentieren die Experten der Schweizer Bank UBS.

Der DAX setzt seinen Erholungskurs damit zunächst fort. Seit dem Schlusskurs bei 21.205 Punkten am Gründonnerstag haben die deutschen Standardwerte in der verkürzten Osterwoche bislang über 1.000 Punkte respektive 4,8 Prozent hinzugewinnen können.

DAX-Erholungsrally vor dem Aus?

Der deutsche Leitindex schöpft damit weiterhin Kraft aus seiner bemerkenswerten V-förmigen Erholung seit dem Tief bei 18.489 Punkten am "Panic Monday", dem 7. April. Die gigantischen Kursverluste vom 4. und 7. April, an denen es um über 3.200 Punkte in die Tiefe ging, hat der DAX mittlerweile komplett kompensiert.

Doch die Luft nach oben wird allmählich dünner, was die Tür für Gewinnmitnahmen öffnen könnte. Die Charttechnikexperten von HSBC verweisen auf die Abrisskante bei 22.226 Punkten und die 50-Tage-Linie (aktuell bei 22.213 Zählern). Diese seien nun noch einmal "ein echter Gegner" für die DAX-Bullen.

Größter fundamentaler Kurstreiber bleibt derweil die Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China. Zu Wochenbeginn hatte US-Präsident Donald Trump China niedrigere Zollsätze in Aussicht gestellt und damit eine rasante Erholungsrally an den internationalen Aktienmärkten losgetreten.

Doch nach der ersten Euphorie gibt es nun viele Fragezeichen und Unsicherheiten: Gibt es im Handelsstreit mit China nun Verhandlungen oder nicht? Gab es einen direkten Kontakt zwischen den Staatschefs? Trump beharrt auch nach einem Dementi aus Peking darauf, dass beide Seiten verhandeln. Angesprochen auf die Erklärung Pekings, dass es keine Verhandlungen gebe, sagte Trump: "Nun, sie hatten heute Morgen ein Treffen, und wir haben uns mit China getroffen."

Auch Zinssenkungshoffnungen spielen wieder eine Rolle am Markt. Hintergrund sind Aussagen von Vertretern der US-Notenbank. So sagte Fed-Direktor Christopher Waller gestern, er würde Zinssenkungen unterstützen, sollte es angesichts aggressiver Zölle zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen. Die Präsidentin der regionalen Fed in Cleveland, Beth Hammack, nannte Juni als einen möglichen Zeitpunkt.

Die Hoffnung auf Verhandlungslösungen im Zollstreit haben die japanische Börse zum Wochenschluss deutlich nach oben getrieben. Der Nikkei-Index rückte um 1,9 Prozent auf 35.705 Zähler vor, der breiter gefasste Topix gewann 1,4 Prozent.

Am chinesischen Aktienmarkt wagten die Anleger dagegen keine allzu großen Sprünge. Der Shanghai-Composite und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen kamen kaum vom Fleck. Trotz der versöhnlicheren Töne im Handelsstreit mit den USA blieben die Anleger angesichts der jüngsten Volatilität vorerst im Abwarte-Modus, sagte Eugene Hsiao von Macquarie Capital.

Die Hoffnung auf eine Entspannung im US-Zollstreit mit China hatte tags zuvor die Wall Street angeschoben. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich gestern mit einem Plus von 1,2 Prozent bei 40.093 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 2,0 Prozent auf 5.484 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 2,7 Prozent auf 17.166 Stellen an.

Der Druck auf den US-Staatsanleihenmarkt bleibt jedoch bestehen. Er wurde stark abverkauft, da Trumps Zollwelle das Vertrauen in die US-Führung und das US-Vermögen erschütterte. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen lagen am Freitag bei 4,3168 Prozent.

Am Rohstoffmarkt verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee am Morgen um 0,4 Prozent auf 66,83 Dollar je Barrel (159 Liter). Die nachlassende Risikoaversion der Anleger ist dabei ein wichtiger Kurstreiber.

Sichere Häfen sind dagegen nicht gefragt. Das bekommt auch Gold zu spüren. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet aktuell 3.302 Dollar und damit 1,3 Prozent weniger als am Vorabend. Erst am Dienstag hatte Gold bei 3.500 Dollar ein Rekordhoch markiert.

Im asiatischen Devisenhandel zeigt der im Zuge der jüngsten Börsenturbulenzen so massiv unter Druck geratene Dollar Stärke. Parallel dazu fällt der Euro um 0,3 Prozent auf 1,1335 Dollar.

Im frühen DAX-Handel zieht die Merck-Aktie um über zwei Prozent an. Der Pharma- und Technologiekonzern befindet sich nach eigenen Angaben "in weit fortgeschrittenen Gesprächen" zu einer milliardenschweren Übernahme des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics. Basis der Gespräche sei ein Preis von rund 47 Dollar pro Springworks-Aktie.

Beim Autozulieferer Continental kommen die Aktionäre heute zur Hauptversammlung in Hannover zusammen, die ganz im Zeichen der Aufspaltung des Konzerns steht. Denn Continental will die Autozuliefersparte Aumovio und die Kunststofftechniksparte Contitech abspalten. Bleiben soll nur noch das angestammte Reifengeschäft, das weiter als Continental AG agieren soll.

Der Kursverfall der Bayer-Aktien infolge der Milliarden-Rechtsrisiken in den USA wird auf der heutigen Hauptversammlung der Leverkusener abermals für reichlich Aktionärsschelte sorgen. Seit dem letzten Aktionärstreffen vor einem Jahr haben die Anteilsscheine rund ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt, während der DAX um rund ein Fünftel zugelegt hat.

Die Aktie der Deutschen Telekom steht im frühen Handel unter Druck. Der aktuelle Preiskampf auf dem US-Mobilfunkmarkt macht der Telekom-Tochter T-Mobile zu schaffen. Zwar gab T-Mobile einen erneuten kräftigen Kundenzustrom bekannt, das Plus blieb allerdings hinter den Erwartungen zurück.

Der Windanlagenbauer Nordex hat seine Profitabilität trotz eines rückläufigen Umsatzes im ersten Quartal weiter verbessert. So stieg das Ergebnis nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um rund 53 Prozent auf 79,6 Millionen Euro. Unter dem Strich schrieb Nordex mit acht Millionen Euro schwarze Zahlen, nach einem Verlust von 13 Millionen im Vorjahr.

Die Nachfrage nach Cloud-Angeboten hat Atoss Software zum Jahresstart Rückenwind beschert. Der Spezialist für Personalmanagement- und Zeitarbeitssoftware steigerte die Erlöse im ersten Quartal im Jahresvergleich um rund 11 Prozent auf 46,3 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 11,3 Millionen Euro, was 16 Prozent mehr waren als vor einem Jahr.

Googles Geschäft mit Online-Werbung wächst weiterhin trotz der Konkurrenz neuer KI-Rivalen. Im vergangenen Quartal stiegen die Anzeigenerlöse im Jahresvergleich um 8,5 Prozent auf knapp 66,9 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen gestern nach Börsenschluss mitteilte. Das lag leicht über den Erwartungen der Analysten. Die Aktie legte im nachbörslichen Handel zeitweise um rund vier Prozent zu.

Der kriselnde Chipkonzern Intel hat dagegen die Börse mit seiner Umsatzprognose für das laufende Quartal enttäuscht. Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel zeitweise um rund sechs Prozent. Der neue Konzernchef Lip-Bu Tan kündigte zugleich Kostensenkungen und einen Stellenabbau mit "sehr harten Entscheidungen" an.

Der US-Chemiekonzern Dow schließt die Stilllegung der Anlagen in Schkopau (Sachsen-Anhalt) sowie Böhlen (Sachsen) nicht aus. Beide zählten zu den energie- und kostenintensiveren Anlagen an den verschiedenen Dow-Standorten. Zur Zahl der betroffenen Mitarbeiter macht das Unternehmen keine Angaben.

Die Google-Schwesterfirma Waymo baut ihr Robotaxi-Geschäft schnell aus, bevor neue Rivalen wie Elon Musk ins Geschäft kommen. Die selbstfahrenden Autos machen inzwischen mehr als 250.000 Fahrten mit zahlenden Passagieren pro Woche, sagte Google-Chef Sundar Pichai. Die Marke von 200.000 Fahrten hatte Waymo erst Ende Februar geknackt.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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