Marktbericht: DAX gut erholt nach Kurssturz

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Stand: 05.03.2025 09:29 Uhr

Der DAX schnellt im frühen Handel um drei Prozent empor. Rückenwind kommt dabei auch von der Einigung von Union und SPD auf ein riesiges Finanzpaket - vor allem Infrastruktur-Aktien sind gefragt.

Der DAX ist mit deutlichen Kursgewinnen in den Handel zur Wochenmitte gestartet. In den ersten Handelsminuten geht es bis zu 3,0 Prozent auf 23.002 Punkte aufwärts. Marktstrategen sprechen von einer Gegenreaktion auf die jüngsten Kursverluste. Gestern hatte der DAX einen Kurssturz von 3,5 Prozent auf 22.327 Zähler verbucht - und damit den größten Tagesverlust seit drei Jahren.

Marktbeobachter warnen jedoch davor, die heutige Kurserholung überzubewerten. Der scharfe Turnaround nach dem Allzeithoch zu Wochenbeginn bei 23.308 Punkten, der den DAX um rund 1.000 Punkte abstürzen ließ, sei ein deutliches Warnsignal. Experten sprechen von einem "Fehlausbruch". In der Vergangenheit folgte auf solche Kursmuster häufig eine weitere Kursschwäche.

Rückenwind für den DAX kommt zur Wochenmitte allerdings von dem riesigen Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur, auf das sich Union und SPD verständigt haben. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll den Plänen zufolge für Verteidigungsausgaben gelockert und ein Sondervermögen für die Instandsetzung der Infrastruktur mit 500 Milliarden Euro geschaffen werden.

Für den DAX wirke das "wie ein riesiges Konjunkturpaket", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Viele Branchen und Firmen dürfen sich jetzt auf zusätzliche Großaufträge freuen."

Für Erleichterung unter den Investoren sorgen darüber hinaus auch Meldungen, wonach es auf internationaler Ebene nach dem Eklat im Weißen Haus wieder Zeichen für eine Annäherung zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj gibt. Die Ukraine sei bereit, ein Rohstoffabkommen zu unterzeichnen, sagte Trump in seiner ersten Rede vor dem Kongress seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus.

In ersten Reaktionen zeigen sich Investoren allerdings besorgt über Trumps Festhalten an Importaufschlägen. "Die Volatilität an den Märkten wegen der Zölle dürfte anhalten", sagt Anthony Saglimbene, Chefmarktstratege bei Ameriprise Financial. Positiv sei allerdings, dass Trump erneut Steuersenkungen erwähnt habe.

Die US-Futures liegen am Morgen deutlich höher, der Dow-Future gewinnt 0,5 Prozent. Gestern Abend hatte sich der US-Leitindex noch mit einem Minus von 1,5 Prozent bei 42.520 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der technologielastige Nasdaq gab 0,3 Prozent auf 18.285 Zähler nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,2 Prozent auf 5.778 Stellen ein.

Nach neuen US-Sonderzöllen gegen China, Kanada und Mexiko wuchs an den Märkten die Sorge vor einem "Handelskrieg". China und Kanada kündigten Gegenmaßnahmen an.

Die wichtigsten Aktienmärkte in Fernost haben zur Wochenmitte zumeist zugelegt. Die Marktstrategen der Deutschen Bank verwiesen auf das neue Wachstumsziel für China, wonach das Land in diesem Jahr erneut ein Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent erzielen will.

Der Hang Seng der Sonderverwaltungszone Hongkong stieg daraufhin deutlich um 2,9 Prozent. Der mit den wichtigsten chinesischen Festlandswerten bestückte CSI 300 zog um 0,5 Prozent an. Auch japanische Aktien erholten sich. Der Nikkei 225 schloss 0,2 Prozent höher.

Die Einigung von Union und SPD auf ein riesiges Finanzpaket verleiht dem Euro Rückenwind. Die Gemeinschaftswährung steigt um 0,4 Prozent auf 1,0667 Dollar - den höchsten Stand seit mehr als dreieinhalb Monaten. Nach dem Durchbruch der Verhandlungen am Dienstag war sie um 1,3 Prozent in die Höhe geschnellt.

Wenn es zu einer unerwartet großen Anhebung der Schuldenbremse komme, dürfte das die Erwartungen für das europäische Wachstum stärken und damit den Euro weiter stützen, sagte Carol Kong, Währungsstrategin bei der Commonwealth Bank of Australia.

Gold bleibt als sicherer Hafen gefragt. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls tendiert am Morgen bei 2.916 Dollar seitwärts. Damit hat Gold weiter sein Allzeithoch von 2951,19 Dollar im Visiert, das es erst Ende Februar erreicht hatte.

Die Aussicht auf die erste Produktionssteigerung des Ölkartells OPEC+ seit 2022 belastet weiter den Ölmarkt. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich aktuell um 0,2 Prozent auf 70,90 Dollar je Barrel (159 Liter).

Am deutschen Aktienmarkt profitieren vor allem Infrastrukturwerte von dem historischen Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur von Union und SPD zur dauerhaften Finanzierung wichtiger Vorhaben. Im DAX ist die Aktie von Heidelberg Materials mit einem Kursplus von über neun Prozent größter Kursgewinner.

Im MDAX sind Bilfinger-Papiere sehr gefragt, sie steigen um rund 15 Prozent. Für Hochtief-Aktien geht es um etwa neun Prozent aufwärts. "Dies ist ein Wendepunkt, und der Markt verschwendet keine Zeit mit der Neubewertung", kommentiert der Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management.

Bayer erwartet nach dem Ergebniseinbruch im vergangenen Jahr auch 2025 keine Besserung. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) dürfte auf 9,3 bis 9,8 Milliarden Euro sinken. 2024 gab das Ergebnis um 13,5 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro nach. Unter dem Strich fiel erneut ein Milliardenverlust von gut 2,5 (2023: 2,9) Milliarden Euro an.

Der Sportartikelhersteller Adidas erwartet trotz eines schwierigen konjunkturellen Umfeldes ein weiteres Wachstum im laufenden Jahr. So geht Adidas von einer Steigerung des Betriebsergebnisses auf 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro aus, nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Herzogenauracher hatten Ende Januar bereits vorläufige Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt.

Volkswagen zeigt heute Abend um 18.30 Uhr sein neues Elektro-Einstiegsmodell. Die Serienversion soll 2027 anlaufen und rund 20.000 Euro kosten, wie Europas größter Autobauer ankündigte. Mit der Studie ID. Every1 gibt VW nun einen ersten Ausblick auf das Modell. Mit dem Modell unterhalb des für 2026 geplanten ID.2all will VW seine Elektropalette nach unten abrunden und neue Kundengruppen erreichen.

Die Deutsche Bank muss wegen Verstößen gegen gesetzliche Pflichten Geldbußen in Millionenhöhe bezahlen. Die Finanzaufsicht Bafin verhängte gegen den DAX-Konzern Bußgelder in Höhe von gut 23 Millionen Euro, wie sie gestern Abend mitteilte. Dabei ging es um den Vertrieb von Finanzinstrumenten in Spanien sowie Mängel bei der Beratung und beim Girokonto-Wechsel beim deutschen Ableger Postbank.

Der Spezialchemiekonzern Evonik stemmt sich erfolgreich gegen die lahmende Branchenkonjunktur. Unter dem Strich verbuchte der MDAX-Konzern einen Gewinn von 222 Millionen Euro nach einem Verlust von 465 Millionen Euro vor Jahresfrist. Die Aktionäre um die RAG-Stiftung sollen eine unveränderte Dividende von 1,17 Euro je Aktie erhalten.

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler rechnet für das laufende Jahr mit einer anhaltend schwachen Autoproduktion und erwartet Verluste im Geschäft mit Elektroautos. Bei Teilen für Elektroautos dürfte die Ergebnismarge 2025 bei minus 17 bis minus 14 Prozent liegen. In den anderen Sparten Antrieb, Ersatzteile und im Industriegeschäft sehe es dagegen deutlich besser aus.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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