Marktbericht: DAX dürfte vor EZB-Zinsentscheid stabil bleiben

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Stand: 17.04.2025 08:20 Uhr

Die Anleger warten auf den Zinsentscheid der EZB, eine Leitzinssenkung ist praktisch eingepreist. Trotz der großen Kursverluste an der Wall Street bleiben die Investoren zunächst gelassen.

Der DAX dürfte heute mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 21.332 Punkten in den letzten Handelstag der Woche starten, wie der Broker IG vor dem Börsenstart auf Xetra signalisierte. Der deutsche Leitindex hatte gestern dank eines Schussspurts bis auf über 21.300 Punkte das Hoch aus der Vorwoche hinter sich gelassen und ging 0,3 Prozent fester bei 21.311 Zählern aus dem Handel.

Vor dem langen Osterwochenende seien Anleger aber geneigt, Kursgewinne abzusichern, schrieb der Charttechnik-Experte Martin Utschneider von Finanzethos. Es könne gut sein, dass kurzfristig Gewinne gesichert beziehungsweise realisiert würden.

Thema des Tages ist der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank. Die EZB wird in einem durch den Zollkonflikt geprägten Umfeld an diesem Donnerstag ihre Geldpolitik voraussichtlich erneut lockern. Fachleute erwarten eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Der Einlagensatz würde dann auf 2,25 Prozent fallen. Seit Juni 2024 wäre dies die siebte Senkung.

Der Zollkonflikt in den USA sorgt für ein schwieriges Umfeld für die EZB. Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump ist sehr erratisch und schwer vorherzusehen. Auch wenn die Zölle gegen die EU teilweise wieder zurückgenommen wurden, sind sie doch deutlich höher als zuvor. Der Ausblick auf Inflation und Wirtschaftswachstum dürfte daher im Blick stehen.

"Fraglich ist, ob die EZB heute in der Lage sein wird, für eine Stimmungsaufhellung beizutragen", teilen die Experten der Helaba mit Blick auf die möglichen Marktreaktionen mit. "Eine Zinssenkung ist eingepreist und es wird auch mit weiteren Lockerungen im Jahresverlauf gerechnet."

Auch in den USA bleibt die Geldpolitik ein wichtiger Faktor für die Finanzmärkte. Fed-Chef Jerome Powell sieht nach eigenen Angaben Anzeichen für eine Verlangsamung der amerikanischen Wirtschaft im ersten Quartal, jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf der US-Notenbank. Die Konjunktur sei trotz der erhöhten Unsicherheit weiter in einer "soliden Lage", sagte Powell.

Allerdings deuteten die bislang vorliegenden Daten darauf hin, dass sich das Wachstum im ersten Vierteljahr im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt habe. Powell wiederholte frühere Aussagen, wonach die Auswirkungen der von Präsident Donald Trump verhängten Zölle noch unklar seien, jedoch vermutlich "größer als erwartet" ausfallen dürften. Die Fed könne zunächst die Zinsen konstant halten, "um auf größere Klarheit zu warten".

Die Fed hat den Leitzins zuletzt in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, der nächste Zinsentscheid ist im Mai.

Belastet von sinkenden Chip-Aktien sind die US-Börsen gestern unter Druck geraten. Im späten Handel trug auch die Erklärung von US-Notenbankchef Powell zu der Verstimmung bei.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich mit einem Minus von 1,7 Prozent bei 39.669 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 2,2 Prozent auf 5.275 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 3,1 Prozent auf 16.307 Stellen nach.

Die Anleger in Asien zeigen sich mit Blick auf die US-Märkte gestern zögerlich, die Äußerungen des US-Notenbank-Chefs erzeugten bei den Investoren Bedenken. Gleichwohl stieg der japanische Nikkei-Index um 0,9 Prozent auf 34.212. Der breiter gefasste Topix notierte 0,8 Prozent höher bei 2.517 Zählern.

Japan hatte in Washington Gespräche mit den USA begonnen. US-Präsident Donald Trump hatte überraschend daran teilgenommen und bezeichnete die Gespräche danach als "großen Fortschritt".

Die chinesischen Aktien zeigten sich schwach, da die Sorge um einen sich verschärfenden Handelskrieg zwischen den USA und China die Stimmung trübte. "Das Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf den Zöllen", sagte Aneeka Gupta, Ökonomin und Strategin bei WisdomTree. "In China gibt es Sorgen, dass der Zugang zu globaler Tech-Hardware weiter abgeschnitten wird." Das führe zu Risikobedenken auf dem Markt.

Die Börse Shanghai blieb im frühen Handel fast unverändert bei 3.277,36 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,2 Prozent auf 3.765,08 Punkte.

Die geplante deutliche Aufstockung der Rüstungsausgaben in Deutschland und der Europäischen Union könnte Rheinmetall einen beispiellosen Auftragsboom verschaffen. "Wir sehen bis 2030 ein Auftragspotenzial von bis zu 300 Milliarden Euro", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger dem "Handelsblatt". Er rechne etwa bald mit ersten Aufträgen.

Steigende Rüstungsausgaben nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatten Rheinmetall bereits Rekord-Wachstum beschert. Papperger hatte von einer "Epoche der Aufrüstung" gesprochen.

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