1 month ago

Marktbericht: DAX drohen am Hexensabbat neue Kursverluste



marktbericht

Stand: 20.12.2024 07:42 Uhr

Die Verunsicherung der Anleger nach dem Fed-Entscheid bleibt groß. Der DAX dürfte seinen Rückschlag vom Vortag ausweiten. Für zusätzliche Spannung sorgt der große Verfallstag an den Terminbörsen.

Der DAX dürfte seine Korrektur zum Wochenschluss fortsetzen und sich damit weiter von der runden Marke von 20.000 Punkten entfernen. Der Broker IG taxiert den deutschen Leitindex aktuell 0,7 Prozent tiefer auf 19.835 Punkte. Damit zeichnet sich nach dem jüngsten Rekord bei knapp 20.523 Punkten der sechste Verlusttag in Folge ab.

Die 50-Tage-Linie bei derzeit 19.582 Punkten gerät nun zunehmend ins Blickfeld der technisch orientierten Investoren. Dieser gleitende Durchschnitt ist ein wichtiger Indikator für den mittelfristigen Trend im DAX. Bei einem Rutsch darunter würden sich die Perspektiven am deutschen Aktienmarkt weiter eintrüben.

Für zusätzliche Kursschwankungen sorgt heute der große Verfallstag an den Terminbörsen. Am dreifachen Hexensabbat verfallen die Futures auf Indizes sowie die Optionen auf Indizes und Einzelaktien. Die plötzliche Rückkehr des DAX unter 20.000 Punkte dürfte viele Investoren überrascht haben.

Fundamentaler Anlass für die jüngsten Kursverluste ist die neue Zinsprognose der US-Notenbank Federal Reserve. "Die erwartete Anzahl an Senkungen im kommenden Jahr ist seit dem Sommer von bis zu sieben erst auf vier und nun auf zwei zusammengeschrumpft", betont Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Diese Wende von der Zinswende verunsichert die Investoren rund um den Globus."

Zum Wochenschluss stehen wichtige Inflationsdaten aus den USA auf der Agenda, die die Besorgnis über den Preisdruck entweder lindern oder verschlimmern könnten. Der von der Fed stark beobachtete Inflationsindikator - die US-Kerndaten zu den persönlichen Konsumausgaben, auch PCE-Deflator genannt - wird noch vor Eröffnung der Wall Street erwartet.

Von den Börsen in Asien kommen am Morgen negative Vorgaben für den DAX. Der 225 Werte umfassende japanische Aktienindex Nikkei steuert trotz des Rückenwinds durch einen schwächeren Yen auf seine schlechteste Woche seit Anfang November zu. Im späten Tokioter Handel liegt er 0,2 Prozent im Minus. An der Börse in Shanghai geht es um 0,1 Prozent nach unten.

Die US-Börsen hatten nach dem enttäuschenden Zinsausblick der amerikanischen Notenbank Federal Reserve gestern kaum verändert geschlossen. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit 42.342 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 notierte ebenfalls kaum verändert bei 5.867 Zählern, und der technologielastige Nasdaq stagnierte bei 19.372 Stellen.

Im frühen Devisenhandel tendiert der Euro seitwärts. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert aktuell bei 1,0363 Dollar. Damit hält sie sich in Nähe ihres Zwei-Jahres-Tiefs: Am Mittwoch war der Euro angesichts des erstarkenden Dollars bis auf 1,0346 Dollar gefallen.

Auch der Rohstoffmarkt hat aufgrund des starken US-Dollars einen Rückschlag erlitten. Die Ölpreise geben zum Wochenschluss weiter nach. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich um 0,7 Prozent auf 72,36 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Feinunze Gold notiert am Morgen bei 2.600 Dollar.

Im DAX rückt am Morgen die Aktie der Deutschen Bank in den Fokus. Dem Geldinstitut kommen Rechtsstreitigkeiten in Polen teuer zu stehen. "Wir haben das Eigenkapital der Deutsche Bank Polska um etwa 310 Millionen Euro erhöht, vor allem mit Blick auf laufende Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten", teilte der deutsche Branchenprimus mit. Dem stehe eine entsprechende Rückstellung auf Konzernebene gegenüber.

Der Tarifkonflikt bei Europas größtem Autobauer Volkswagen wird zur Zitterpartie. Auch nach einem rund 60 Stunden dauernden Verhandlungsmarathon lag gestern Abend kein Ergebnis vor. Es gebe noch keine Einigung, teilten die Gewerkschaft IG Metall und Volkswagen mit. Die Gespräche würden bis in die Nacht fortgesetzt. Einem Insider zufolge rangen die Tarifparteien weiter um die Beschäftigungssicherung und die Zukunft der Fahrzeugwerke.

Die Commerzbank will die Beratung für Privatkunden in ihren 400 Filialen verbessern und dafür teilweise auch externe Fachleute einstellen. "Kunden, die in eine unserer Filialen kommen, erwarten dort keine Beratung zu einer Exportfinanzierung. Aber eine Beratung zu Baufinanzierung oder Geldanlage sollte möglich sein", sagte Commerzbank-Privatkundenchef Thomas Schaufler der Deutschen Presse-Agentur.

Der Kunststoffkonzern Covestro muss nach der Übernahme durch Adnoc den DAX außerplanmäßig verlassen. Stattdessen rückt am 27. Dezember die Aktie von Fresenius Medical Care (FMC) in den deutschen Leitindex nach, wie die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx mitteilte. Der Öl-Riese Adnoc aus Abu Dhabi hatte am Mittwoch bekanntgegeben, er habe sich über seine Tochter XRG gut 91 Prozent der Anteile an Covestro gesichert.

Für FMC rückt die Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen in den Nebenwerteindex MDAX nach. Der Wohnungskonzern erfüllt mit einem Streubesitz von zwölf Prozent das Kriterium für einen Index-Platz nur knapp. In den Kleinwerteindex SDAX kehrt zum 27. Dezember der Laser-Spezialist LPKF zurück.

Adblock test (Why?)

Gesamten Artikel lesen

© Varient 2025. All rights are reserved