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Marktbericht: DAX dreht ins Minus



marktbericht

Stand: 28.10.2024 13:22 Uhr

Der DAX hat seine frühen Kursgewinne nicht halten können. Die anfängliche Erleichterung der Anleger ob der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten ist einer vorsichtigen Haltung gewichen.

Nach dem lange erwarteten Gegenschlag Israels auf die iranischen Angriffe hat sich an den Märkten zunächst Erleichterung breitgemacht. Anleger hoffen auf Deeskalation des Konflikts. "Der israelische Schlag, bei dem Energieanlagen sorgfältig umgangen wurden, hat die Befürchtungen eines umfassenden Konflikts mit dem Iran abgeschwächt", sagte Stephen Innes, Analyst bei SPI Asset Management.

Nach Darstellung von Präsident Massud Peseschkian wird der Iran eine "angemessene Antwort" auf den Angriff geben. Sein Land sei allerdings nicht auf einen Krieg aus, wird er in den staatlichen Medien der Islamischen Republik zitiert. "Bisher spielt der Iran den Angriff herunter, was darauf hindeuten könnte, dass es zu keinem direkten weiteren Angriff des Irans auf Israel kommen wird", betont ING-Experte Christian Zoller.

Der DAX hat auf die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten anfangs mit Kursgewinnen reagiert. Im frühen Handel ging es bis zu 0,6 Prozent auf 19.571 Punkte empor. Doch die Euphorie war nicht von Dauer; zur Mittagszeit hat der DAX seine frühen Kursgewinne bereits wieder komplett eingebüßt und ins Minus gedreht. Aktuell liegt das deutsche Börsenbarometer 0,2 Prozent im Minus bei 19.428 Zählern.

Die Konsolidierung seit dem Rekordhoch von Mitte Oktober bei 19.675 Zählern setzt sich damit fort. Der DAX tut sich weiterhin schwer, die Marke von 19.500 Punkten nachhaltig zu überwinden. Aus technischer Perspektive stellt die Zone von 19.500/19.600 Punkten einen Widerstand dar.

Unterstützung für die globalen Aktienmärkte kommt unterdessen von den stark gesunkenen Ölpreisen. Nachdem Israel bei seinem Gegenschlag die iranische Ölinfrastruktur komplett verschont hat, ist ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zu Wochenbeginn nur noch 71,14 US-Dollar wert - das ist ein Minus von 5,9 Prozent.

Die fallenden Ölpreise dürften der Wall Street Auftrieb geben. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial Average gewinnt zur Stunde 0,5 Prozent. Für den Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 geht es sogar um 0,7 Prozent nach oben.

Im weiteren Wochenverlauf dürften die Technologie-Giganten die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen: Die Google-Mutter Alphabet, die Facebook-Mutter Meta, Microsoft, Apple und Amazon öffnen ab morgen ihre Bücher.

Im mittäglichen Devisenhandel tendiert der Euro bei 1,0816 US-Dollar aufwärts. Die Feinunze Gold kostet 2.732 US-Dollar und damit 0,1 Prozent weniger. Das gelbe Edelmetall hatte in der Vorwoche bei 2.758 US-Dollar ein neues Rekordhoch aufgestellt.

Im DAX steht die VW-Aktie im Fokus. Der Autobauer will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen. Über diese Pläne habe der Konzern die Arbeitnehmerseite informiert, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg. VW fordere zehn Prozent Lohnkürzung sowie Nullrunden in den kommenden beiden Jahren. Darüber hatte zuvor das Handelsblatt berichtet.

Die Neunmonatszahlen des Sportwagenbauers Porsche AG versetzen den Aktien einen herben Dämpfer. Zur Mittagszeit liegen die Papiere am DAX-Ende über vier Prozent im Minus. Ein Händler monierte vor allem den Barmittelzufluss in den ersten neun Monaten, der "deutlich verfehlt" wurde. "Der Cashflow ist die Schwachstelle von Porsche."

Auch Aktien von Siemens Healthineers stehen unter Druck. Händler verwiesen auf den gekappten Umsatzausblick des Wettbewerbers Philips als Grund. Der niederländische Medizintechnikkonzern sprach zur Zahlenvorlage von fortgesetzten Problemen in seinem China-Geschäft und rechnet nun mit einem deutlich geringeren Wachstum als bisher.

Im MDAX stehen Papiere von Wacker Chemie nach schwächer als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen unter Druck. Der Spezialchemiekonzern enttäuschte mit seinen wichtigsten Kennziffern, dem Umsatz und dem operativen Ergebnis, im dritten Jahresviertel etwas.

Die Volkswagen-Nutzfahrzeug-Tochter Traton (MAN, Scania, Volkswagen Truck & Bus, International) hat in den ersten neun Monaten den Umsatz trotz rückläufiger Verkaufszahlen leicht gesteigert. Das Umsatzvolumen legte um drei Prozent auf 35,3 Milliarden Euro zu - dank weniger Rabatte und eines besseren Produktmixes.

Nachdem sich ein Verdacht auf den Befall mit E.coli-Bakterien laut McDonald's nicht bestätigt hat, will das Unternehmen seinen Hamburger "Quarter Pounder" wieder im gesamten US-Gebiet verkaufen. Tests der Landwirtschaftsbehörde im Bundesstaat Colorado hätten ergeben, dass die für den Burger verwendeten Rindfleischbuletten nicht wie befürchtet mit den Bakterien infiziert seien, teilte das Unternehmen mit.

Der angeschlagene US-Flugzeugbauer Boeing steht Insidern zufolge vor einer massiven Kapitalerhöhung. Die Finanzspritze von über 15 Milliarden US-Dollar solle heute durch eine Mischung aus Aktienverkäufen und wandelbaren Vorzugsaktien aufgebracht werden, sagt gestern eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Chipkonzerne wie Nvidia müssen sich womöglich auf fallende Wachstumsraten einstellen. Die Beratungsfirma Gartner geht von einer Abschwächung des Umsatzplus im kommenden Jahr auf knapp 14 Prozent aus. Für 2024 erwarten die Experten ein Plus von fast 19 Prozent auf 629,8 Milliarden US-Dollar. Getrieben werde das Wachstum weiterhin von Spezialchips für Künstliche Intelligenz (KI), während die Nachfrage aus der Automobilbranche und der Industrie schwach bleibe.

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