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Marktbericht: Anleger treiben DAX zum nächsten Rekord



marktbericht

Stand: 06.12.2024 12:47 Uhr

Der Rekordhunger der Anleger ist nicht gestillt. Der DAX steht vor dem siebten Gewinntag in Folge. Schwache Daten zur Industrieproduktion schrecken die Investoren nicht, der Blick geht vor allem in Richtung USA.

Der DAX hält sich mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 20.408 Punkten - wieder erreichte der deutsche Leitindex ein neues Allzeithoch, auch wenn die Dynamik derzeit nicht allzu groß erscheint. Sollte er erneut mit Gewinnen aus dem Handel gehen, wäre es der siebte Gewinntag in Folge.

Langsam werden die mahnenden Stimmen aber lauter: "Das wirtschaftlich und politisch schwierige Umfeld in Frankreich und Deutschland spielt an den Aktienmärkten offensichtlich keine große Rolle", heißt es im Tageskommentar der Helaba. Für Unterstützung sorgten indes Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen vonseiten der EZB und der Fed. Wie lange dies den Aufschwung am deutschen Aktienmarkt noch tragen werde, bleibe abzuwarten, so die Fachleute.

Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, wirft einen Blick in die weitere Zukunft: Für den stark exportlastigen DAX werde der weitere Weg nach oben schon aufgrund der Unsicherheit hinsichtlich der drohenden Trump-Zölle schwierig. "Dazu kommt, dass es in den beiden größten Euro-Ländern derzeit keine wirklich handlungsfähigen Regierungen gibt. Eine solche Konstellation ist erst einmal keine gute Basis für weitere starke Anstiege, solange hier nicht mehr Klarheit herrscht", stellt der Ökonom fest.

Sören Wiedau, Marktexperte bei der Weberbank, sieht die Situation ähnlich. Zölle und Handelskonflikte würden ein großes Risiko darstellen, das sowohl das wirtschaftliche Wachstum als auch die Gewinne exportorientierter Unternehmen belasten könnte.

Wie kritisch die fundamentale Lage in Deutschland bleibt, zeigen aktuelle Konjunkturdaten. Im Oktober hat es überraschend einen weiteren Produktionsdämpfer in der Industrie gegeben. Im Monatsvergleich sank die Fertigung in den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes um 1,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Im Jahresvergleich fiel die Fertigung unerwartet stark um 4,5 Prozent.

"Ein halbwegs versöhnlicher Jahresabschluss wird damit für die deutsche Wirtschaft insgesamt unwahrscheinlicher", kommentiert Elmar Völker, Ökonom bei der LBBW. "Und wenn man ins nächste Jahr blickt, werden die Aussichten erst einmal nicht besser angesichts eines drohenden Handelskonflikts mit dem wichtigsten Handelspartner USA."

Selbst wenn die aktuelle Marktstimmung den DAX von Rekord zu Rekord treibt, bleibt die Gewinn- und Umsatzsituation der Unternehmen doch ein wichtiger Grund für Kursreaktionen. Sollten die rezessiven Tendenzen anhalten oder sich verfestigen, dürfte auch der DAX irgendwann auf die Krise mit Kursverlusten reagieren.

Ein Stärkesignal kommt dagegen aus der Eurozone. Sie verdoppelt das Wachstum im 3. Quartal auf 0,4 Prozent. Im zweiten Quartal hatte es nur zu einem halb so hohen Plus von 0,2 Prozent gereicht. Die EU-Kommission rechnet im zu Ende gehenden Jahr für die Währungsunion mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,8 Prozent.

Aber vorerst ist es vor allem der Blick in die USA, der die Investoren zu Aktienkäufen inspiriert. Heute warten sie auf die Daten vom US-Arbeitsmarkt und hoffen, dass die Vorlage der Zahlen Hinweise auf den nächsten Schritt der US-Notenbank Fed liefert. "Dennoch dürften sich die Anleger heute noch nicht festlegen, wie es mit der Geldpolitik der Fed im Dezember bestellt sein wird, da kommende Woche noch der wichtige Inflationsbericht ansteht", räumt Jochen Stanzl, Marktexperte von CMC Markets ein.

"Unser Base-Case-Szenario ist nach wie vor, dass die Fed die Zinsen im Dezember weiter senkt", meinen die Ökonomen der französischen Großbank BNP. Die Märkte sehen eine 70-prozentige Chance auf eine Zinssenkung um 25 Basispunkte in diesem Monat und eine 30-prozentige Chance auf eine Zinspause.

Der Flugzeugbauer Airbus hat im November 84 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert. Insgesamt wurden damit im laufenden Jahr 643 Maschinen übergeben. Airbus hat es sich zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr 770 Passagierjets auszuliefern. Dabei ziehen die Auslieferungen üblicherweise zum Jahresende an. Airbus kämpft seit längerem mit Lieferproblemen der Triebwerkshersteller. Die Bruttobestellungen lagen im November bei 30 Maschinen.

Knapp ein halbes Jahr nach der Übernahme von Encavis will der US-Finanzinvestor KKR den Hamburger Wind- und Solarpark-Betreiber von der Börse nehmen. KKR und die Familie Viessmann, die als Co-Investor auftritt, halten bereits 87,7 Prozent an Encavis, wie das Unternehmen mitteilte. Die übrigen Aktionäre bekommen wie vorgeschrieben vorher erneut ein Übernahmeangebot, das mit 17,50 Euro je Aktie genauso hoch ist wie die erste Offerte im Frühjahr. Vorstand und Aufsichtsrat von Encavis empfehlen den Aktionären, das Angebot anzunehmen. Wer das nicht tut, bleibt Anteilseigner, kann seine Aktien aber nicht mehr an einem geregelten Börsenplatz handeln.

Der US-Agrarchemie- und Saatgutkonzern Corteva will Bayer im brasilianischen Sojasamen-Markt deutlich mehr Konkurrenz machen. Brasilien sei der Zielmarkt für weiteres Konzernwachstum, erklärte Corteva-Chef Chuck Magro in einem Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er sehe keinen Grund, warum "nicht 20 oder 30 Prozent der brasilianischen Sojaanbauflächen bis zum Ende des Jahrzehnts bedient" werden könnten. Aktuell ist vor allem Bayer in dem Land stark vertreten, das der weltweit größte Sojabohnen-Produzent ist.

Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet will im laufenden Jahr dank eines Verkaufs überflüssiger IP-Adressen wachsen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte 2024 zwischen 515 und 530 Millionen Euro liegen, teilte das im MDAX notierte Unternehmen mit. Bislang standen 500 bis 515 Millionen Euro auf dem Zettel nach einem Vorjahreswert von 500,2 Millionen Euro. An freien Barmitteln will der Vorstand nun 285 bis 300 Millionen Euro anhäufen. Bisher hatte dieser einen Zielkorridor von 270 bis 285 Millionen Euro kommuniziert.

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