Marktbericht: Anleger greifen weiter bei Aktien zu

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Stand: 29.04.2025 09:31 Uhr

Die Investoren hoffen darauf, dass die US-Regierung die Folgen der Autozölle dämpfen wird. Eine mögliche Entspannung im Zollstreit macht Aktien natürlich weiter attraktiv - der DAX legt solide zu

Der DAX startet mit einem Aufschlag von 0,4 Prozent auf 22.365 Punkte in den Handelstag. Tags zuvor war der deutsche Leitindex bereits wieder auf 22.443 Punkte gestiegen und hatte sich damit von seinem Monatstief um gut 21 Prozent erholt. Der DAX konnte einen Zuwachs von zeitweise knapp einem Prozent allerdings nicht halten und war lediglich um 0,1 Prozent fester mit 22.272 Punkten aus dem Handel gegangen.

"Mit jedem Zoll, den US-Präsident Trump zurücknehmen will, verliert der Handelskonflikt seinen Schrecken für die Anleger an der Börse", kommentiert Marktbeobachter Jochen Stanzl von CMC Markets. Nun seien es die Auto-Zölle, die für die US-Hersteller zu einem Problem werden könnten und deshalb noch vor ihrer Einführung am Wochenende möglicherweise wieder einkassiert würden.

Allerdings besteht kein Grund zur Euphorie, denn der Zollkonflikt mit den USA ist ungelöst: "Der Markt versucht weiter herauszufinden, wie es mit Präsident Trump und den Handelsverhandlungen weitergeht", sagte Phil Blancato von Ladenburg Thalmann Asset Management.

In den kommenden Tagen wird sich die Aufmerksamkeit der Anleger aber auch vor allem der US-Berichtssaison zuwenden. Sie warten zudem auf die Kommentare der Führungskräfte, um Hinweise darauf zu erhalten, wie sich die neuen Zölle auf ihre Aussichten auswirken könnten. In dieser Woche stehen die Unternehmenszahlen von rund 180 S&P-500-Firmen an, darunter Apple, Microsoft, Amazon und Meta.

"Ihre Quartalszahlen heute und morgen nach Börsenschluss an der Wall Street könnten darüber entscheiden, ob die Märkte ihre Rezessionsängste weiter abschütteln", so Stanzl. Die großen Tech-Konzerne könnten die Gewinnerwartungen weiter übertreffen, da sie resistenter gegenüber Zöllen seien, sagte Blancato. "Werden Sie jetzt jemandem sagen, er solle wegen eines Zolls kein Microsoft-Betriebssystem mehr verwenden? Das ist höchst unwahrscheinlich."

Trotz Handelsstreit und mauer Konjunktur hellt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher überraschend auf. Das für Mai berechnete Konsumklima stieg um 3,7 Punkte auf minus 20,6 Zähler, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten. Damit verbesserte sich das Verbrauchervertrauen den zweiten Monat in Folge.

"Im Umfeld mit hoher Unsicherheit fassen Verbraucher überraschend Mut. Das kann auch an den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Einkommenserleichterungen liegen. Von einem grundsätzlich besseren Konsumklima kann aber noch keine Rede sein", kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei hauck Aufhäuser Lampe.

In den USA werden heute ebenfalls Daten zum Verbrauchervertrauen veröffentlicht. Die bereits veröffentlichte Umfrage der Universität von Michigan weist den Helaba-Experten zufolge auf Abwärtsrisiken hin. Auf die Stimmung gedrückt hätten die Inflationserwartungen der Verbraucher im Zuge der Zollpolitik der US-Regierung.

Heute ist es an den wichtigsten asiatisch-pazifischen Aktienmärkten mehrheitlich weiter nach oben gegangen. Die Märkte profitierten von Hoffnungen, dass US-Präsident Donald Trump auf gutem Weg sei, die Folgen der Autozölle zu dämpfen und damit den Zollstreit zu entspannen. Während der Handel in Japan wegen eines Feiertags ruhte, zogen Märkte mit bedeutender Autoindustrie wie Südkorea an. Der Leitindex S&P/ASX 200 stieg um 0,9 Prozent auf 8.0700 Punkte.

Etwas verhaltener war die Lage in China. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong tendierte zuletzt kaum verändert. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandaktien gab um 0,2 Prozent auf 3.773 Punkte nach. Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank verwies auf anhaltende Zurückhaltung der Anleger, nachdem Hoffnungen auf zusätzliche konjunkturelle Maßnahmenpakete sich nicht erfüllt hätten.

Die Vorgaben aus den USA waren schwach ausgefallen. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 40.227 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 notierte kaum verändert bei 5.528 Zählern, und der technologielastige Nasdaq stagnierte bei 17.366 Stellen.

Der Euro hat einen Teil seiner zu Wochenbeginn erzielten Gewinne wieder eingebüßt. Die Bewegungen hielten sich aber insgesamt in Grenzen. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1393 Dollar gehandelt, nachdem sie am Montagabend bis auf 1,1425 Dollar geklettert war.

Im saisonal schwachen ersten Quartal konnte die Lufthansa den üblichen Verlust gegenüber dem Vorjahresquartal, als Streiks das Ergebnis stark schmälerten, reduzieren. Von Januar bis März belief sich das bereinigte Betriebsergebnis auf minus 722 Millionen Euro nach einem Defizit von 849 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf 8,1 Milliarden Euro, die Zahl der Passagiere lag mit gut 24 Millionen auf Vorjahresniveau.

Die Deutsche Bank ist mit einem deutlichen Gewinnplus ins Jahr gestartet und hat damit so viel in einem Quartal verdient wie seit 14 Jahren nicht. Deutschlands größtes Bankhaus verdiente dank florierender Geschäfte und seines Sparprogramms im ersten Jahresviertel unter dem Strich und nach Minderheiten 1,78 (Vorjahr: 1,28) Milliarden Euro. Die Erträge legten zudem um zehn Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro zu.

Der Sportwagenbauer Porsche ist angesichts der Probleme in China und dem geplanten Umbau des Unternehmens mit einem deutlichen Dämpfer ins Jahr gestartet. Der Umsatz lag im ersten Quartal mit 8,86 Milliarden Euro um 1,7 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie das mehrheitlich zu Volkswagen gehörende Unternehmen mitteilte. Das operative Ergebnis brach um 40,6 Prozent auf 0,76 Milliarden Euro ein und fiel damit noch schwächer aus als von Experten ohnehin befürchtet. Die entsprechende Marge sackte von 14,2 auf 8,6 Prozent ab.

Die drohenden US-Zölle auf Importe aus Asien sorgen bei Adidas für Verunsicherung. "In einer 'normalen Welt' hätten wir mit diesem starken Quartal, dem soliden Auftragsbestand und der insgesamt sehr positiven Stimmung gegenüber Adidas unseren Ausblick für das Gesamtjahr sowohl für den Umsatz als auch für das Betriebsergebnis angehoben", sagte Vorstandschef Björn Gulden. "Die Unsicherheit hinsichtlich der US-Zölle verhindert das im Moment."

Adidas lässt wie alle großen Sportartikelkonzerne Schuhe und Textilien fast ausschließlich in Ländern wie China, Vietnam, Kambodscha und Bangladesch herstellen. Die USA wollen Waren von dort mit hohen Einfuhrzöllen belegen.

Der Rüstungsboom hat Rheinmetall im ersten Quartal kräftige Zuwächse beschert. So dürfte der Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge um rund 46 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen sein. Die Erlöse mit Militärtechnik seien um fast 73 Prozent nach oben gesprungen, hieß es. Das operative Ergebnis sieht Rheinmetall um fast die Hälfte höher bei 199 Millionen Euro. Dabei dürfte sich das Ergebnis aus dem Rüstungsgeschäft fast verdoppelt haben.

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten füllen der Deutschen Börse die Kasse. Die Achterbahnfahrt der Kurse, ausgelöst vor allem durch die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, sorgte für hohe Handelsumsätze, von denen der Börsenbetreiber durch Gebühren profitiert. Im ersten Quartal kletterten die Nettoerlöse deshalb um sechs Prozent auf 1,51 Milliarden Euro, der Nettogewinn legte um 5,5 Prozent auf 524,9 Millionen Euro zu.

Nach vorläufigen Zahlen stieg der um die Effekte des Rückrufprogramms für Triebwerke von Pratt & Whitney bereinigte Umsatz um rund ein Viertel auf 2,09 (Vorjahr: 1,67) Milliarden Euro. 620 Millionen Euro brachte der Verkauf neuer Boeing- und Airbus-Triebwerke, 1,52 Milliarden das Wartungs- und Ersatzteilgeschäft. Der bereinigte Gewinn des Münchner Flugzeugzulieferer MTU Aero Engines vor Steuern und Zinsen (Ebit) wuchs auf 300 (218) Millionen Euro, die bereinigte Ebit-Marge auf 14,2 (13,0) Prozent.

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